Kolumnen

5k+4w=9d Logisch, oder?

So, das Ziel ist festgelegt. Ich will mein WSOP Maineventdebüt mit dem gebührenden Respekt angehen und dabei vor allem auch von den physischen Anforderungen nicht überrascht werden.
Wirklich oft schon stand ich bei den größten Turnieren der Welt „an der Linie“ und musste mit ansehen, wie so mancher Spieler von Format – meist gebeutelt von einem unglücklichen Spiel – sichtlich einbrach und teilweise nur Minuten später seine verbleibenden Jetons verschenkte.

Nie habe ich zugelassen, dass dies einem von mir betreuten Spieler passierte. Es würde mich wahnsinnig ärgern, wenn es mir passiert.

Die Psyche nagt, der Physis gibt auf, das Pokerface fällt, die Jetons entgleiten.
Auch heute am Pokertisch also hat das gute alte Juvenalsche „mens sana in corpore sano“ seine Berechtigung. Deshalb beuge ich vor.

Ich werde die kommenden vier Wochen vermehrt Ausdauer- und Ausgleichssport betreiben. Zusätzlich motivierend wirkte ein kalkulierender Blick Richtung BMI (Body Mass Index = Körpergewicht /Körpergröße im Quadrat): Eine nicht der Weitergabe würdige Website lieferte mit dem Ergebnis „27“ folgenden Rat: „Ihr BMI ist relativ hoch. Versuchen Sie Ihren BMI-Wert in den optimalen Bereich zu lenken, indem Sie das Gewicht reduzieren.“
Aha, na soll mir nur recht sein. Ein BMI von 25 muss nun her.

Im Bild muss ich von Gelb nach Grün. Da ich wohl selbst bei massivem Jogurtverzehr nicht mehr wachsen werde, wähle ich nicht den senkrechten, sondern den waagrechten Pfad, reduziere Gewicht und laufe. Erstes Ziel: 100 km in den vier Wochen bis Vegas.

Meinen Fortschritt könnt Ihr hier einsehen.
Trotz dieser körperlichen Bemühungen bleibt Poker natürlich ein geistiges Spiel. Doch hier werde ich mich nicht noch kurzfristig weiterbilden. Das soll nicht vermessen klingen. Ich meine keineswegs schon alles zu wissen. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass sich Pokerskill nicht linear erhöht. Ich ruhe aktuell in meinem Spiel. Würde ich mich jetzt gezielt fortbilden, so risse ich manche Wunde auf, brächte mein Spiel ins Ungleichgewicht. Es würde Zeit brauchen, ehe ein neues stabiles – dann natürlich besseres – System entstünde. Ich erlebe dies häufig bei meinen Seminarteilnehmern. Wir „arbeiten“ ein Wochenende miteinander. Dabei reiße ich so manche „implied Odds Phantasie“ oder ähnliches nieder. Die Teilnehmer gehen zurück an die Tische und glauben nun unmittelbar Erfolg haben zu müssen. Doch es braucht seine Zeit, das Gelernte gesund ins eigene Spiel zu integrieren. Poker ist eben auch Kunst.

Nun denn, ich hab viel vor und werde nicht alles erreichen können. So ist mein aktuelles Rückflugdatum der 12. Juli und damit Day 5. Das ist auch das Letzte, was ich heute loswerden möchte: Gerade als Pokerspieler musst du immer mit dem Schlimmsten rechnen, aber auf das beste hoffen. Ich gehe nun also laufen, damit ich 9 Tage lang sitzen kann. Gleichzeitig buche ich den Rückflug zu meiner Familie risikoneutral.

Zahler zocken – Könner kalkulieren
Stephan M. Kalhamer
the-gambling-institute.de


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