Kolumnen

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Geil. Geile Headline. Und das von mir. Ich bin total stolz auf mich. Ja, auch ich beherrsche den Pokersprech. Die nun folgende Handbeschreibung erscheint in der Rubrik Pokerwissen, Strategie und Anfängerfehler und ist allen Fetischisten und Menschen mit viel Tagesfreizeit gewidmet.  Ich bitte um Eure Kommentare, welche Hand wohl der Spieler im Small Blind gehabt hat und mit welcher Range er seine 4-bet gemacht hat. Anmerkung und Hilfe dazu: Es sind nicht die beiden roten Asse.
firma kolumne 8.4.
Zuerst aber, zum besseren Verständnis, die zuvor gespielte Hand am Tisch, damit eine Handhistorie ersichtlich ist: Fold, Fold, Call, Fold, Call, ich raise in the dark Call, Fold, Small Blind füllt auf, Big Blind (das Weichei) foldet. Flop Kreuz Drei, Herz Vier, Pik Bube. Small Blind (das Weichei) checkt, Platz 3 checkt, Platz 5 setzt halben Pot, ich raise in the Dark. Der Fisch hinter mir schmeißt natürlich weg. Small Blind foldet. Platz 3 callt, Platz 5 ebenso. Auf dem Turn kommt die Herz 7. Spieler auf der Drei checkt, der auf der Fünf ebenso. Ich mache nach nur 3 Minuten Bedenkzeit einen Check in the Dark. Die mit atemloser Spannung erwartete River Card ist die Kreuz 7. Position 3 checkt schon wieder, Position 5 setzt Drittel Pot. Ich; was sonst; mache ein lautstark angekündigtes MinRaiseintheDark.  Spieler auf Drei verdreht die Augen und foldet. Nicht alle sind dem Stress gewachsen. Der Semiprofi auf Platz 5 überlegt lange (in der Zeit bin ich rauchen gegangen) und entscheidet sich dann zu einem Call. Auf einem Board vom 3, 4, 7, 7, Bube  dreht er voller Stolz  As Bube um. Nun wird es für mich dann auch mal Zeit, mir meine Karten anzuschauen; beim Umdrehen erkennt der Tisch, das ich 7 2 gespielt habe. Ich glaube, sogar offsuit. Alle sind mehr oder weniger begeistert.

Nun zu der entscheidenden Hand: Ich halte Jack of Spade und 7 of Karo in my Hand. Ich raise 2,5-fach. Alle folden. Der Spieler im Small Blind tankt und macht eine Reraise. Dicke Eier Contest, Teil 2. Callen ist jetzt keine Option mehr, auch nicht für Fold Equity. Ich fixiere meinen Gegner, erkenne einen klaren Tell. Ich mache ein bisschen mein Ich-bin-so-traurig-Kino-Gesicht und nach nur 5 Minuten mache ich das Rereraise. Er greift mit diabolischem Lächeln zu seinen Chips. Sortiert sie. Von links nach rechts. Von da aus in die Mitte. Dann ballert er tatsächlich nochmal drüber. Dicke Hose vom feinsten. Aber nicht mit mir. Garantiert nicht mit mir. Zumal ich eine meiner 36 Lieblingsstarthände habe. Mit der habe ich nur ganz selten verloren. Der Wahnsinnige raist mich sogar nochmal. Mich!

Jetzt ist Show Time, jetzt geht Hollywood los. Jetzt wird es ernst und eng. Die erste Minute starre ich ihn an. Die zweite Minute starre ich den Dealer an. Die dritte Minute starre ich meine Chips an. Die vierte Minute starre ich seine Chips an. Die fünfte Minute starre ich den Spieler links von ihm an. Warum auch immer. Dann nehme ich mir eine Minute Zeit, nachzudenken. Zumindestens tu ich so. Die siebte Minute tanke ich, während ich lustige und nachdenkliche Bewegungen mit meinem Mund mache. Fast schon mit Ablauf der achten Minute schaue ich auf. Langsam, aber deutlich. Eine starke, aussagekräftige Geste. Mit entsprechender Mimik. Mit klarer und fröhlicher Stimme annonciere ich laut und deutlich das All in. Er foldet.

Also, welche Range gebt ihr meinem Gegner? Und – wie genial habe ich das gespielt? Auf einer Skala von 1 bis 3. Hätte ihr das am Button genauso gespielt? Oder in der Bubble-Phase? Ach, ja, folgende vielleicht weitere hilfreiche Informationen: Wir waren nur noch zu fünft am Tisch. Wir hatten in etwa gleich viel Chips. Es war im März. Leichter Ostwind. Es war 22.37 Uhr. Ich hatte Hunger. Mein Gegner war ein eher tight-passiv-rock-Regular. Oder so ähnlich.
Kommentare bitte per E-Mail an Robert Werthan; der kennt sich mit sowas aus.


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