Die Geschichte muss passen!

In meinem heutigen Blog geht es um Omaha. Wie auch im Hold‘em versucht jeder Spieler seinen Gegnern durch seine Checks, Bets und Raises eine Geschichte zu erzähle, die preflop beginnt und sich über Flop, Turn und River erstreckt. Bei der Interpretation des Setzverhaltens gibt es kaum Unterschiede zu Hold‘em – am River sollte die Geschichte schlüssig sein, ist sie das nicht, dann stimmt auch meistens etwas nicht!

stefan_rappBeim Omaha ist das Erzählen einer logischen Geschichte allerdings oftmals schwieriger bzw. die Interpretation einer Hand um einiges komplexer. Durch die viel größere Anzahl von Möglichkeiten – man hält beim Omaha ja immer 6 Hold’em Hände gleichzeitig – verändern oft auch relativ unscheinbare Karten die Situation ganz entscheidend!

In den folgenden beiden Beispielhänden will ich den einen oder anderen omaha-spezifischen Gedankengang bezüglich schlüssiger Geschichte aufzeigen.

Hand 1: Besonders wenn sich unverhofft die Gelegenheit zum Bluffen ergibt, verrät sich so mancher durch die Wahl der Setzhöhe:

6-Max PLO400.  Ich saß mit im SB, EP raist auf 14, Button, ich und das BB callen. Am Flop wird durchgecheckt. Der Turn bringt , alle checken bis zum Button, der nun 18 in den Pot von 56 spielt. Grundsätzlich spricht ja nichts dagegen, dass der Spieler am Button J9 hält, denn wenn er keinen Kontakt zum Flop hatte, ist das Check am Flop nicht verdächtig. Allerdings muss man sich überlegen, ob er mit einer Straight, die er uns ja verkaufen will, wirklich nur 1/3 Pot spielen würde? Nach kurzer Überlegung kommt man schnell zur Einsicht, dass da was nicht stimmen kann. Die nackte Nutstraight würde 2 Pair, ein Set oder einen Flushdraw nie und nimmer so billig kaufen lassen. Ein Monster wie Nutstraight + Nutflush-Draw oder + Set, mit dem er eventuell so wenig spielen könnte, kann man auch fast ausschließen, da eine derartige Hand wohl kaum am Flop gecheckt hätte. Auch die anderen beiden Spieler würden hier nur in den seltensten Fällen mit der Nuts checken. Im Omaha ist es meist zu gefährlich gegen 3 Gegner Freikarten zu gewähren. Ich habe mich daher für ein Check-Raise entschieden, da ich noch am ehesten J9 + Verbesserungspotential repräsentieren konnte, und den Pot auch gleich am Turn gewonnen. Falls ich hier ein Call erhalten hätte, hätte ich bei jeder Blank (= Nuts wird nicht verändert) weitergespielt, bei einer Pik (=Q high Flush) check call gespielt und bei paired Boards wohl check fold.

Hand 2: Ist die Geschichte unlogisch können kuriose Situationen entstehen und vermeintliche Bluffs zu Value Bets werden:

6-Max PLO400. Ich saß mit am Button (Stack 808). Der Spieler vor mir (ein mir bekannter guter Spieler mit Stack 1500) raist auf 14. Ich erhöhe Pot auf 48 und nur er bezahlt. Am Flop bringe ich eine C-Bet von 70 und werde bezahlt. Der Turn bringt die und ich spiele weiter 170 in den 242 großen Pot und wieder bezahlt mein Gegner. Am River liegt nun das fertige Board mit und nach dem Check entschied ich mich (ohne genau zu überlegen) meine restlichen 520 all in zu spielen. Nach langem Überlegen, nur mehr 2 Sekunden waren auf der Time Bank übrig, wurde ich bezahlt und gewann zu meiner großen Überraschung den Pot gegen Ah9h8d6d. Warum wurde ich hier gecallt? Mit meiner C-Bet am Flop kann ich durch meine 3-Bet Preflop sowohl ein Set Asse als auch KJ für die Nutstraight repräsentieren. Meine Bet am Turn heißt nun in den meisten Fällen: Ich habe die Straight! Mit meinen Blocker Königen wollte ich das ja auch tatsächlich verkaufen. (Mit Set Asse ohne weiter Option würde man hier meistens checken, da ein check raise von KJ zu gefährlich wäre.) Nachdem ich wieder bezahlt werde, weiß ich eigentlich, dass ich sehr oft gegen den (Nut-)Fluschdraw in Herz spiele, vermutlich mit der einen oder anderen Zusatzoption (zB gut shot oder Paar).
Am River fällt mit der ein Paar und trotzdem spiele ich weiter. Schließt man (die zwar möglichen aber seltenen Fälle) AAKJ und AKQJ aus, dann stimmt etwas nicht bei meiner Geschichte, da ich mit KJ – die Hand die ich bis zum River repräsentiert habe – am River checken würde.  Dies hat sich wohl auch mein Gegner gedacht. Zusätzlich wusste er auch, dass seine Spielweise sehr nach Nutflushdraw aussah und ich versuchen könnte mit KKxx den Pot hier zu stehlen. Ehrlich gesagt machte meine Bet am River wirklich wenig Sinn, außer ich könnte meinen Gegner hin und wieder zum Folden  von einem Drilling Dame (zB KhQx9h8x = am Flop Paar + flush draw + gut shot) bringen. In allen anderen Fällen werde ich von einem Full House bezahlt oder er foldet eine Hand die ich schlagen kann. In dieser kuriosen Hand fand mein Gegner den Fehler in meiner Geschichte, bezahlte und ich gewann trotzdem…


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