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Die WSOP 2011 – Gedanken zu einem ganz besonderen Finale

Wie wahrscheinlich manch anderer Pokerfan in Deutschland habe ich mir nun zwei lange Nächte um die Ohren geschlagen um beim WSOP Finale dabei zu sein … und ich bereue keine Minute Schlaf die mir entgangen ist.

Natürlich war es etwas besonderes, dass ein deutscher Pokerspieler an diesem Finaltisch saß aber als großer WSOP Fan hätte ich mir das Ganze so oder so angesehen. Deswegen zuerst mal ein großes Kompliment an Harrahs und ESPN das Finale endlich weltweit quasi live (15 Minuten versetzt) mit Holecards zu übertragen.

Was hatte man die letzten Jahre für Mühen auf sich nehmen müssen wenn man live mitfiebern wollte. Da gab es eigentlich nur Audio-Streams oder irgendwelche obskuren TV Streams von denen man eigentlich wußte dass sie nicht wirklich legal waren.

Deswegen hatte ich mich diesmal auch für den $2.99 WSOP Wochenpass von ESPN entschieden. Denn ganz ehrlich, um so was ansehen zu können tut dieser Betrag nicht wirklich weh. Was es dafür gab war ein Live Stream in HD-Qualität mit interessanten Kommentatoren der dank HDMI-Kabel auch am großen Fernseher besser aussah als meine sonstigen TV-Programme.

Aber die beste Technik ist nichts wert, wenn das Programm nicht gut ist. Und da gab es nach Raymer und Hachem (zumindest in meinen Augen) eher schwache Performances. Natürlich gab es in jedem Jahr einzelne Spieler die herausragten wie z.B. Alan Cunningham, Phil Ivey oder Michael Mizrachi. Aber auch unter den nicht so bekannten Namen fanden sich würdige Finalisten. Trotzdem fehlte mir das besondere das so ein Finaltisch eigentlich ausstrahlen sollte.

Und 2011 schien nicht anders zu werden. Kein großer Name unter den letzten 9 … da war ein deutscher Finalist zumindest für uns ein richtiger Lichtblick. So kann man sich täuschen! 2011 hat bewiesen, dass es für ein spannendes Finale keine „Big Names“ braucht. Sicher kann man über den einen oder anderen Spielstil streiten – aber für mich saß an diesem Tisch keiner der nicht auch ein würdiger Champion gewesen wäre.

Vielleicht haben ja alle besonders darauf geachtet nicht als „Donk“ zu erscheinen, denn man wusste ja dass die ganze Welt die Hole-Cards zu sehen bekam. Aber nur deswegen wird man nicht zum guten Pokerspieler. Ob es gut oder schlecht ist die Hole-Cards quasi live zu zeigen? Es ist sicher kein Ding für jedes Turnierfinale aber eines für ein Event wie die WSOP. Spannender kann man ein Event das weltweit zu sehen ist nicht gestalten. Es ändert vieles für die Spieler. Man ist kein Einzelkämpfer mehr sondern braucht sein eigenes kleines Team um keinen Informationsverlust zu erleiden. Aber wer über $780.000 sicher hat wird auch in der Lage sein den einen oder anderen Freund mit nach Vegas zu nehmen … vor allem wenn weitere $8 Millionen zu gewinnen sind. Und trotz mehr Informationen wird das Spiel deswegen nicht einfacher. Es geht in eine weitere Dimension: z.B nach dem Motto: „Mein Gegner weiß nun das ich ihn vor 15 Minuten geblufft habe … nimmt er jetzt an, dass ich es wieder tue oder glaubt er mir nun ein starke Hand“

Und unser Mann in Vegas? Einfach nur Klasse! Ich kannte Pius Heinz vorher nicht. Natürlich war es erst mal selbstverständlich mit dem Deutschen am Finaltisch mitzufiebern. Aber je länger das Finale dauerte desto mehr war es nicht nur ein nationales Mitfiebern. Denn Pius Heinz zeigte schnell, dass er ein mehr als sympathischer Siegertyp ist. Chipleader zu sein ist das eine – mit Misserfolg umgehen zu können das andere. Mehrfach war er heute und auch einmal am Sonntag mehr oder weniger schon angezählt. Aber für Pius Heinz gibt es keinen „Tilt“ oder „Blow-Out“ und auch ein großer Stack wird nicht sinnlos verbraten. Ein 22jähriger der die Situation und sich selbst (fast immer) unter Kontrolle hat ist schon sehr bemerkenswert. Letztlich war wohl auch genau diese Fähigkeit niemals aufzugeben das entscheidende Quentchen das ihn am Ende von seinem nicht minder starken Gegner unterschied.

Deswegen kann man nur sagen: Danke Pius Heinz und danke an alle anderen Finalisten die uns 2011 ein ganz besonderes WSOP Finale beschert haben!

„Wir sind Pokerweltmeister“ … und bevor jetzt wieder alle schreien: Natürlich haben wir wenig dazu getan damit Pius Heinz Weltmeister wird. Aber wie in jedem anderen Sport dürfen wir als Nation sehr wohl darauf Stolz sein. In jedem anderen Land ist es ganz normal, dass man Stolz ist wenn „einer der Ihren“ erfolgreich war. Auch bei uns ist es seit der Fußball WM im eigenen Land besser geworden und trotzdem gibt es immer noch Vorbehalte gegen diese Art von Nationalstolz. Und genau aus diesem Grund hat mich Pius Heinz ganz am Ende noch einmal beeindruckt. Es ist sein Erfolg, sein Titel, sein Geld … und trotzdem ist einer seiner ersten Sätze „Ich kann es nicht glauben, ich habe den Titel nach Deutschland geholt“. Ein junger Mann der sich bewußt ist wie viele hinter ihm gestanden sind und der sich auf diese Weise bei ganz Deutschland bedankt.

Die WSOP hat 2011 einen Weltmeister für den sich niemand zu schämen braucht. Ein Weltmeister der sowohl am als auch neben dem Pokertisch seit Raymer und Hachem mal wieder das sein kann was er eigentlich sein sollte: Ein Poker-Botschafter für alle Pokerspieler denen das Spiel wirklich etwas bedeutet!


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