Kolumnen

Die zehn Gebote

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Das meine ich sehr ernst. Es gibt keinen anderen Pokergott. Generell nicht und neben mir schon gar nicht. Ausser vielleicht Phil Hellmuth oder Fedor Holz.

Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
Und auch nicht zu ihm beten, um einen König auf dem River zu bekommen. Und du sollst ihn nicht verfluchen, wenn der andere Spieler die Dame auf dem River bekommt. Es ist auch völlig egal, welchen Gott du anbetest. Keiner von all denen wird dir helfen. Weder können noch helfen wollen. Weder bei der Absolution, noch bei den 72 Jungfrauen und schon gar nicht mit einer speziellen Spielkarte.

Du sollst Vater und Mutter ehren.
Und den verstörten Onkel, den jeder in seiner Familie hat. Und Bruder und Cousinen. Und die Patentante, die mit den dicken Geldumschlägen. Und den Dealer; egal was für einen Schrott der den ganzen Abend schon gibt. Und den Floorman sowieso.

Du sollst nicht ehebrechen.
Aber fastenbrechen, wenn das deine Religion vorschreibt. Oder Knochen brechen, wenn du dich verteidigen musst. Aber du darfst nicht ehebrechen. Und nicht brechen, wenn deine Asse schon auf dem Flop so gut wie mausetot sind. Du sollst nicht einbrechen, schon gar nicht in deinem Spiel. Sonst sind die Chips ganz schnell weg. Und das wäre ja nun tatsächlich zum erbrechen.

Du sollst nicht stehlen.
Außer den Small Blind. Und den Big Blind. Und natürlich die Antes. Das ist keine Diebstahl vor den Augen des Herren, das ist so etwas wie legitime Nahrungsaufnahme. Es wird allerdings davor gewarnt, das in jeder Hand zu machen. Irgendwann wirst du als Dieb dann überführt.

Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Den Unsinn mit „ich habe die Asse“ glaubt dir eh niemand. Den Unsinn mit „auf dem Turn war ich noch vorne“ übrigens auch nicht. Aber – lügen mit beispielsweise „ich habe 6 hoch“ ist legitim – die Deppen sind es ja selber Schuld, wenn sie dir glauben.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
Es sei denn, es ist die Herzdame. Oder die Karodame. Nur die Kreuzdame sollst du nicht begehren; die Bitch bringt nur Unglück. Du kannst aber begehren deines Übernächsten Frau, das ist nicht ausdrücklich verboten. Und von wollüstigen Frauen in anderen Städten oder auf anderen Kontinenten ist auch nicht die Rede.

 

 

Gut, es sind aus Platzgründen nur sieben Gebote geworden, aber die sind in Stein gemeißelt und müssen befolgt werden. So also geht hin und mehret mein Wort. In diesen modernen Zeiten muss es keine Teilung des Brotes sein, es reicht eine selbige auf Facebook. Oder auf Twitter. Wenn da noch Platz ist.
Meine Gebote sind bei Euch. Meine Gebete auch.

 


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