Kolumnen

EPT San Remo oder die Vorteile der Frauen

Die Vorteile der Frauen sind uns Männern ja hinlänglich bekannt, wir Männer sind den Frauen oft hilflos ausgeliefert. Bei der EPT in San Remo nun haben die Frauen erneut in einer – noch Männerdomaine –  den Männern gezeigt wie es geht.

Aber der Reihe nach. Mit zwei Pokerfreunden, Konstantin Bücherl und Daniel Drescher, reisten wir von Regensburg aus mit dem Auto an. Zum Glück hatten wir keinen Flug gebucht, denn die waren ja alle gestrichen worden. Auch unsere Träume vom großen EPT Triumph sollten sich wie in einer Staubwolke auflösen.

Wir starteten alle an Tag 1b. Dieser begann relativ pünktlich und die Organisation war für italienische Verhältnisse gut (was wohl vor allem an dem Team um Thomas Kremser lag). Bei der ersten Pause aber dann schon der erste Bad Beat.

Zwei Toiletten für 800 Pokerspieler. Ewig lange Schlangen auf der Herrentoilette.  So müssen sich die Damen stets auf Konzerten oder anderen Veranstaltungen fühlen. Die eigentliche Männerdomaine, schnell auf die Toilette zu gehen, war Vergangenheit. Die ersten Italiener gingen jetzt schon on Tilt (was bekanntlicherweise schnell passiert). Dies war ja ohnehin der vorrangige Grund gewesen, diese EPT zu spielen: das italienische Temperament und die den meisten Italienern angeborene Spielfreude.

Ich hatte einen sehr angenehmen Tisch, viele Italiener. In meiner ersten größeren Hand raiste ich mit TT und wurde vom italienischen Button gecallt. Am JT4 mit zwei Herz Flop checkraiste ich meinen Gegner auf seinen halben Stack, er stellte insta ohne mit der Wimper zu Zucken seine insgesamt 14k mit Qh6h  in die Mitte. Turn pairte sich das Board mit der 4 und die 8h sorgte für einen Aufschrei am River. Unlucky, meinte er, mit Flush gegen Fullhouse auszuscheiden. Incredibile! Italienisches Temperament halt.

Nach einigen Auf-und Abs konnte ich dann Tag 1 mit 43k leicht unter Average beenden.

Liv Boeree

Day 2 wurde neu ausgelost, an meinem Tisch befanden sich zum Glück wieder ein paar offensichtlich spielfreudige italienische Freunde und auch die spätere Siegerin  Liv Boeree. In den zwei Levels, in der ich ihr beiwohnen durfte, spielte sie aber keine einzige Hand, obwohl sie mit  30k keinen komfortablen Stack hielt. Sie sollte ja recht behalten. Denn Italiener lassen sich ungern etwas von einer Frau sagen, italienisches Temperament kann es wohl nicht vertragen, wenn eine Frau einem Mann etwas vormacht. Und so sollte Liv Boeree stets bezahlt werden, wenn sie KK hielt oder ein Set floppte. Keine Kritik an ihrem Spiel von meiner Seite, im Gegenteil, ein großes Lob. Sie hat unglaublich gut performt. Vor allem hat sie erkannt, dass sie bezahlt wird, wenn sie setzt. Daran hat sie sich orientiert und es perfekt ausgenutzt.

Meine eigene Geschichte ist kurz erzählt. Anfang Tag 2 konnte ich meinen Stack auf 55k ausbauen, ehe es zu meiner letzten Hand des Turniers kam. Ich raiste in Midposition (Blinds 800/1600 200 Antes) mit zwei roten Königen auf 4k. Wie erwartet wurde ich vom italienischen Bigstack aus dem SB gecallt. Er war ca. 40 Jahre, dunkle Sonnenbrille, Designerhemd, der Italiener schlechthin. Er hatte bis dato ca. 70% seiner Hände gespielt und allen versucht klar zu machen, dass er der Tablecapitano war. Der Flop kam QJ4 zwei Herz. Er checkte, ich setzte 7k, er raiste auf 20k. Diesen Move hatte er vorher schon öfter gemacht, leider hielt er diesmal keinen Einfachhit oder Draw, sondern 44, die er mir feirlich nach meinem All-in präsentierte. Leider kein K und kein Backdoorflush und ich war busto.

Denke er hat zumindest einen Teil dieser Chips sinnvoll weitergegeben, an Liv Boeree. Für nächstes Jahr plane ich die EPT San Remo erneut zu spielen, da das Feld wirklich sehr fischig war. Oder würde es vielleicht doch mehr Sinn machen, meine Freundin zu coachen und sie spielen zu lassen? Mal sehen, denke aktuell liegt zweiteres näher!


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