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Andy Bloch – die Leute befürchteten Ray könnte Geld stehlen

Mit Andy Bloch spricht zum ersten Mal ein Anteilseigner von Full Tilt Poker offen über die internen Probleme, das Chaos nach dem Black Friday und die vielen Übernahmeverhandlungen. Eine komplette Einsicht kann der 43-Jährige jedoch auch nicht liefern, denn Ray Bitar hat den Informationsfluss streng kontrolliert.

Nach der Übernahme von Full Tilt Poker durch PokerStars sind die Spieler vor allem daran interessiert, möglichst schnell ihr Geld zu bekommen. Die Verhandlungen im Rahmen des Black Friday dauern an und Ray Bitar, Howard Lederer, Chris Ferguson und Rafe Furst müssen sich noch verantworten.

DiamondFlush von der gleichnamigen Website hat sich nun Andy Bloch für ein Interview geholt. Der Bracelet-Gewinner war lange Zeit eines der bekanntesten Gesichter von FTP und kassierte als Anteilseigner regelmäßig Schecks.

In dem Gespräch mit DiamondFlush werden keine wirklichen Skandale preisgegeben, doch zwischen den Zeilen kann man deutlich lesen, warum das Unternehmen bankrott ging. Neben einer großen Portion Naivität und fehlendem Engagement war es vor allem Gier, die zur Insolvenz führte.

Die Anteilseigener waren bis zum Black Friday nicht über die finanzielle Situation aufgeklärt. Selbst nach dem 15. April wurden die Fakten nur langsam offenbart. Bloch gibt an, dass Ray Bitar den Teilhabern möglichst wenig Informationen gab. Diese waren damit auch zufrieden, denn Pokerspieler sind keine wirklichen Geschäftsmänner, und so lange die monatlichen Schecks eintrafen, stellten die Meisten keine Fragen.

Wurden Fragen gestellt, so soll Bitar mit Halbwahrheiten oder sogar Lügen geantwortet haben. Wie Bloch angibt, sei zwischen den Anteilseignern und dem CEO kein Vertrauen vorhanden gewesen sein. Manche befürchteten, Bitar würde Geld stehlen, der wiederum ließ aus diesem Grund noch weniger Informationen durchdringen.

Einige Probleme wurden publik gemacht, so wurden Ende 2010 Rufe laut, dass Bitar nicht geeignet sei. „Die Leute, die sich besonders darüber aufregten, waren die gleichen, die nach größeren Ausschüttungen fragten“, so Bloch.

Allerdings beruhte diese Forderung auch auf der Annahme, dass die „Ausschüttungen korrekt waren, als sie begonnen haben. Nach 3 Jahren denkst du dann, warum steigen sie nicht? Etwas muss falsch sein. Aber stattdessen hat niemals jemand seinen Bluff gecallt und es war ein Bluff. Ray sagt immer, die Bücher sind offen, wenn ihr was wissen möchtet, kommt nach Dublin und seht euch die Bücher an. Komm rüber, du kannst alles überprüfen. Niemand hat das jemals gemacht.

Nach dem Black Friday waren Bitars Tage jedoch immer noch nicht gezählt. In den ersten Wochen wurden die Teilhaber über die Finanzlage informiert. Howard Lederer führte viele Telefonate und bat die Mitglieder, auf Abruf bereit zu sein.

Bloch ging nach Dublin und arbeitete unter anderem mit Phil Gordon und Phil Ivey zusammen. Allerdings zeigte Ivey wenig Interesse, das Chaos zu beseitigen. Die ersten Investoren fragten an, doch Ivey kam oft zu spät zu Meetings und schien jedes Mal gelangweilt.

Nicht all zu viel später folgte seine Klage. „Iveys Klage macht überhaupt keinen Sinn. […] er hatte absolut keine legale Basis für die Klage und seine Pressemitteilung, es wäre für die Spieler, ist totaler Blödsinn. […] Der Zeitpunkt macht den Anschein, dass es ein Versuch war, der Firma und den Deals, die zu diesem Zeitpunkt liefen, zu schaden […]“. Ivey brachte kurze Zeit später eigene Investoren an den Tisch. Vor Iveys Klage gab es sogar Pläne Spieler, zumindest teilweise, auszuzahlen.

Generell beschreibt Bloch das Problem, dass es zu viele Parteien in der Firma gab. Während einige bereit waren, Geld aus eigener Tasche in die Firma zu stecken, waren andere nicht dazu bereit. Entweder, weil sie nicht wollten, oder kein Geld hatten. Vor allem diejenigen, die der Firma Geld schuldeten, wurden gefragt.

Jeder wurde gefragt, egal ob Besitzer oder nicht […] Fremdkapitalaufnahme ist natürlich ein großes Problem und manche Leute hatten einfach nicht das Geld zur Verfügung, andere dachten sich, wenn sie nichts zahlen und die Firma den Bach runter geht, müssten sie es niemals zurückzahlen.“

Es gab zwei Versuche Ray Bitar und die Führungsebene zu wechseln, doch auch hier sorgten unterschiedliche Interessen für ein Scheitern. Bloch vermutet, dass Phil Gordon lediglich in Dublin war, um Beweise für Bitars Schuld zu sichern. Dann gab es das Problem, dass keiner wirklich Ahnung hatte, oder die Verantwortung übernehmen wollte: „Niemand war wirklich bereit, der ‚Lizenznehmer‘ zu sein, dessen Name auf der Lizenz stand.“

Als die finanzielle Not bekannt war, plante man vor dem Lizenzentzug, die ausstehenden Auszahlungen durch die Einzahlungen der ROW (Rest of the World) Spieler zu tilgen. Der Rake sollte etwas Geld in die Kassen spülen. Bloch gibt an, dass sogar die Alderney Gambling Control Commission (AGCC) dazu bereit gewesen wäre, den Betrieb weiterhin zu dulden, wenn nur etwas Geld vorhanden gewesen wäre.

Zu diesem Zeitpunkt hätte es gereicht, dass Investoren $50 Millionen gezahlt hätten, doch nachdem die Lizenz weg war, wurden viele Investoren abgeschreckt. Über den Deal mit der Groupe Bernard Tapie (GBT) sagt Bloch: „Mir war dieser Deal lieber, als dass es gar keinen Deal gibt. […] Ich war zumindest dafür, wenn die ROW Spieler komplett ausgezahlt würden. Doch deren Version von ‚komplett‘ ist wohl wie die französische Version von ‚garantiert‘. Sie redeten zwar immer davon, doch ich konnte mir nicht vorstellen, was sie damit meinten. […] [Tapie] hätte die Firma schließen und verkaufen sowie die Software weitervertreiben können und er hatte wahrscheinlich auch Pläne dafür.“

Auch wenn Andy Bloch nicht direkt Ray Bitar verantwortlich macht, scheint der ehemalige Vorstandschef der Schuldige zu sein. Howard Lederer kehrte Dublin 2008 den Rücken zu. Bloch kommentiert: „Man dachte der Chief Financial Officer [Anm.: Gil Coronado war der CFO] würde die Person sein, die nach dem Rechten sieht, was die finanziellen Aspekte angeht […].

Das komplette und sehr interessante Interview gibt es auf DiamondFlushPoker.com.


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