News

Full Tilt Poker – War Ray Bitar gierig oder einfach nur naiv?

Raymond Bitar ist einer von elf Angeklagten im Rahmen des Black Friday. Als Geschäftsführer bei Full Tilt Poker soll er zusammen mit Nelson Burtnick schuld am finanziellen Desaster des Online Poker Rooms sein.

Phantomgelder und maßlose Auszahlungen an die Anteilseigner sorgten für einen Schuldenberg. Mit ‚kreativer‘ Buchführung wurde das Problem lange Zeit schön geredet und vor der Regulierungsbehörde verborgen. Die geprellten Kunden des Online Poker Anbieters fragen sich, wie lange die Scharade weiter gegangen wäre, oder ob Ray Bitar mit seinen Ideen tatsächlich den Karren aus den Dreck bekommen hätte.

Von Anfang an nahm man es bei Full Tilt Poker mit den Richtlinien nicht so genau. Der Pokerraum „von Spielern, für Spieler“ wurde teilweise wie ein Stand am Flohmarkt verwaltet. Verträge mit Red-Pros basierten oft zuerst auf mündlicher Absprache. Oft wurden auch Spieler in den Kader geholt, da sie einfach die richtigen Kontakte hatten und so von einem tollen Rakeback Deal profitierten.

Mit den Spielergeldern wurde es auch nicht so genau genommen. Obwohl die Vorlagen der Alderney Gaming Control Commission (AGCC) ausdrücklich vorschreiben, dass die Spielergelder auf getrennten Konten gelagert werden müssen, wurden die Bankrolls einfach auf Betriebskonten verbucht.

Öffentlich bewahrte man den Anschein eines seriösen Unternehmens. Aus einer internen Email aus dem März 2008 geht hervor, dass Bitar dem Chef der Supportabteilung folgende Vorlagen gab: Die Spielergelder sind „getrennt“ gelagert und „in keinster Weise in Gefahr“. Es würde „keine Pokerseite im Internet geben, die noch sicherer wäre.“ In der Anklageschrift des US-Justizministeriums wird Ray Bitar jedoch genau das vorgeworfen.

Ein weiteres Problem trat Ende 2010 in Erscheinung. Die Auswirkungen des Unlawful Internet Gambling Enforcement Act wurden spürbar und zudem bereiteten die Behörden den Black Friday vor. Nach und nach stiegen Finanzdienstleister aus. Viele Kunden, vor allem Spieler aus den USA, die via Bankeinzug auf FTP einzahlten, zockten mit Phantomgeld, da ihre Konten überhaupt nicht, oder erst zu spät belastet werden konnten. Rund $130 Millionen sollen sich so angesammelt haben.

Hinzu kamen die üppigen Auszahlungen an die Anteilseigner. So erhielten Bitar, Lederer, Ferguson und die Spieler des Team Full Tilt Poker, monatlich Schecks im Gesamtwert von $10 Millionen. Durch den Rechtsstreit im Fall der Scheidung zwischen Phil Ivey und seiner Frau Luciaetta wurde bekannt, dass der Ausnahmespieler beispielsweise fast eine Million pro Monat erhielt.

Um die Regulierungsbehörde zu täuschen, soll Bitar von FTPs Finanzdirektor Nelson Burtnick verlangt haben, fehlende Finanzmittel als Cashgeld in den Büchern zu deklarieren. Ende August 2010 soll man bei FTP so rund $200 Millionen an fehlendem Geld verborgen haben. Dass die Finanzprüfer bei der AGCC nicht stutzig wurden, dass man in Dublin offenbar $200.000.000 in bar rumliegen haben soll, ist hierbei auch kurios.

Als die Situation immer brenzliger wurde, versuchte Bitar das fehlende Geld durch langsame Cashouts zu kompensieren. Dann kam der Black Friday und die Wartezeiten für Kunden wurden noch länger. Nichtsdestotrotz gab es für die Führungsriege weiterhin Gehaltsschecks von insgesamt „mehreren Millionen“.

Ray Bitar war seitdem in Dublin untergetaucht, hat jedoch nach eigenen Angaben an der Lösung der Probleme gearbeitet. Dass er sich nun den Behörden stellt, lässt die Vermutung zu, dass sein Anwalt einen Deal mit der Staatsanwaltschaft verhandelt hat.

Allerdings erwartete Ray Bitar in New York ein böses Erwachen, denn vier weitere Anklagepunkte wurden in seinem Fall hinzugefügt. Sollten alle neun Anklagepunkte mit der Höchststrafe verhängt werden, würde Bitar für 145 Jahre hinter Gitter gehen müssen.

Ganz so hoch wird die Strafe vermutlich nicht ausfallen, denn der Aufkauf von Full Tilt Poker durch PokerStars scheint beschlossene Sache. Insider rechnen damit, dass eine offizielle Meldung bis Ende der nächsten Woche kommen soll.

Wie man vermuten darf, haben Bitar und sein Rechtsbeistand daher ganz bewusst diesen Zeitpunkt gewählt, um sich der Justiz zu stellen. Nächsten Montag geht es mit der Vorverhandlung weiter. Ray Bitar hat sich bei der ersten Anhörung in allen Punkten für nicht schuldig plädiert.

Quelle: PokerFuse.com


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
3 Comments
Inline Feedbacks
View all comments