Kolumnen

Großartiger Sieg. Exklusiv-Interview.

Am vergangenen Freitag gewann der 25jährige Amerikaner Robert Gitsul das Main Event des MPE in Macau und sicherte sich 520.000 Dollar. Er setzte sich gegen 389 Spieler durch und schaffte den größten Cash seines Lebens. Wesentlicher interessanter aber ist Robert Gitsul als Mensch und wesentlich interessanter sind seine Ansichten zu Poker, vor allem aber zum Geld. Er stand uns unmittelbar nach Beendigung des Final Tables für ein Telefoninterview zur Verfügung:

foto  interview pokerfirmaRobert, erstmal herzlichen Glückwunsch. Großartig.

Danke, Udo. Ich weiß gerade nur nicht, was ich sagen soll. Das ist irgendwie alles noch sehr unreal.

Wir haben ja letztes Jahr in Las Vegas darüber gesprochen. Kannst du dich noch erinnern? Dass du irgendwann einmal ein großes Event gewinnen wirst.

Ja. Wobei ich das nicht wirklich geglaubt habe. Und es auch jetzt noch nicht richtig glauben kann.

Lifechanging win. Lifechanging money.

Nein, nicht wirklich. Zum einen kann ich das schon richtig einschätzen und einordnen. Es war einiges an Glück dabei. Es lief einfach überdurchschnittlich gut die letzten drei Tage. Und zum Thema Geld; du weißt ja, das ich die Hälfte sowie wieder spenden werde.

Keine persönlichen Wünsche mit dem vielen Geld ?

Nein. Ich werde meiner Mutter wohl ein neues Auto kaufen. Wenn sie es überhaupt möchte. Das wäre dann der erste Neuwagen seitdem wir vor 20 Jahren aus der Slowakei nach Amerika gekommen sind. Und dann möchte ich unbedingt ein großes Fest auf der Arbeit veranstalten und alle Menschen dort einladen.

Du arbeitest immer noch mehr oder weniger ehrenamtlich in der Altenbetreuung, oder?

Ja. Ich bekomme die Fahrtkosten ersetzt. Und Kost und Logis. Das ist es. Mehr brauche ich auch gar nicht, mehr will ich ehrlich gesagt auch nicht. Das reicht mir aktuell. Ich hole mir meine Befriedigung aus der Arbeit und aus dem Umgang mit anderen Menschen. Ihnen zu helfen, für Sie da zu sein.

Wie eigentlich passt das alles zusammen? Deine Einstellung zu Geld, zum Leben und dann Poker auf der anderen Seite. Zum einen spendest Du ja auch einen Großteil deiner Online-Gewinne, zum anderen nimmst du beim Pokern ganz bewusst anderen Leuten das Geld weg.

Ja, es ist vielleicht ein Widerspruch. Aber pokern mache ich nur als Hobby, als Leidenschaft. Hier interessiert mich vordergründig der Spaß. Geld und Gewinne interessieren mich dabei nur sekundär. Ich muss halt nur zusehen, dass ich eine relevante Bankroll habe, damit ich spielen kann. Die Gewinne kann ich für bessere Zwecke einsetzen. Für caritative Zwecke. Das finde ich wichtiger und wertvoller als beispielsweise den neuen Ferrari. Oder eine teure Uhr. Für das Geld können Kinder zur Schule gehen, müssen Familien nicht hungern und können Menschen dringend benötigte medizinische Hilfe bekommen. Das gibt mir persönlich mehr. Ich brauche keinen italienischen Sportwagen. Ich habe ja nicht mal einen Führerschein.

Bist du wirklich der Robin Hood der Kartenspieler?

Nein, so betrachte ich mich nicht. Quatsch. Ich mache das ja aus Überzeugung, nicht aus irgendeinem Kalkül. Ich bin einfach so. Vielleicht hat das auch mit meiner Herkunft zu tun. Und mit meiner Mutter, die mich so erzogen hat. Mich nicht anders erziehen konnte. Ich weiß, was es heißt, Hunger zu haben. Ohne Vater aufzuwachsen. Nicht immer zu wissen, wie man morgen die Miete bezahlen kann.

Aber du gönnst dir jetzt wenigstens zur Feier des Tages ein Bier, oder?

Ja, definitiv. Wahrscheinlich sogar zwei.

Trink eins für mich mit. Und nochmal – herzlichen Glückwunsch. Eine letzte Frage, was sind deine nächsten Pokerpläne? Ich hoffe doch, dass wir uns zur WSOP sehen. Kommst du nach Vegas?

Ich werde wohl ein oder zwei kleinere Events dort spielen. Ansonsten ist erstmal nichts in der konkreten Planung.


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