Heulen bei Bambi. Und nach dem River.

Mein Freund, der Baum ist tot. Er starb im Morgenrot. Der River hingen brachte mich erst kurz vor Mitternacht um. Aber kein Grund zum Jaulen, kein Grund zum Weinen. So ist das halt mit dem River. Ist immer so. Nur selten anders. Das sind wir aber doch mittlerweile gewohnt.

In der Niederlage wachsen und Größe zeigen. Und trotzdem gibt es immer wieder gestandene Männer, die dann fluchen, schimpfen und schreien. Oder in Tränen ausbrechen. Weil sie sich von den Karten, den pokerrelevanten Verantwortlichen und generell irgendwie von der ganzen Welt verraten fühlen. Oder zumindestens missverstanden. So wie ein verstoßener Letztgeborener. Der nur die Kühe bekommt und nicht den Hof. Es fließen Tränen wie sonst nur bei Bambi. Oder wie damals; für die religiös bewanderten; bei Josef und Maria. Die verlobt waren. Und sie auf einmal schwanger. Ohne dass sie je geschnackselt haben. Ja, da sind Tränen der Rührung erlaubt. Aber doch bitte nicht wegen einer der 52 Karten.

Man jault nicht als Mann. Das sind tragische Einzelschicksale, mit denen man mich bitte verschonen möchte. Ich weiß, natürlich tut es weh und der Stachel des Schmerzes mag tief sitzen und ja, im Prinzip müsste denen geholfen werden. Es werden sich auch bestimmt irgendwelche Samariter finden, die Hilfestellung leisten. Irgendwie geht dann ja doch alles gut aus. Deshalb nicht lange lamentieren. Aufstehen, die Hose und deren Inhalt richten und weitermachen.  Es wird immer ein neues Turnier geben, es wird immer wieder einen neuen River geben. Und der Flip muss nicht immer ein Flop sein.

Man jault nicht als Mann. Man zieht sich auch nicht in ein Schneckenhaus zurück und schon gar nicht zieht man zurück zu Mutti. In sein Jugendzimmer. Auch nicht, wenn Mutti schwanger ist und von hinten älter als die Schwester der Nachbarin aussieht. Oder so ähnlich. Oder anders. Ist auch egal.

Und die Moral von der Geschicht. Weine nicht. Das ist kein River wert. Sei ein echter Kerl, ein ganzer Mann. So wie ich. Und trag Scheitern mit Fassung und erhobenem Kopf und vier Gläsern Rotwein.