Kolumnen

Poker ist nicht wie Donald

Obwohl es durchaus Ähnlichkeiten gibt. Wenn wir nicht über Duck reden. Betrachten wir nur einmal ernsthaft reflektierend das Wesensmerkmal Egomanie. Denken wir nur einmal zutiefst ehrlich über die Aura von Stärke und Grobschlächtigkeit nach. Vielleicht auch von Schlechtigkeit. Machotum, gepaart mit einer Mißachtung von Feinheiten und Zwischentönen.

foto donald 26.7.Beides ist ein Phänomen, teilweise sogar eine Ideologie, die an den Rändern gefährlich werden kann. Provozieren können beide. Unmut und Verachtung hingegen liegt dem Kartenspiel eher nicht. Wut schon. Auf sich selber, auf den Mitspieler und auf den Dealer.  Beides eint eine begeisterte Anhängerschaft. Ein Ankommen in der gesellschaftlichen Mitte. Trotz gängiger Ressentiments und Unsicherheiten. Beides wird, das sich selber erschaffen hat, längst größer als es jeweils selbst ist. Dennoch keine Revolution, nicht einmal eine französische. Reden wir aber trotzdem über Bigotterie und über ungebremste Leidenschaften. Und durchaus über entfesselte Gefühle einer breiten Masse. Auf der Grundlage einer Quasidemokratie, die sich dann irgendwann doch in einer geschlossenen, fast schon stalinistischen Ideologie bewegt. Und, nein, das alles sind keine Widersprüche. Auch wir murmeln unsere Treue zu unserem Idol. Wobei der Kreuz König ne geilere Frisur hat. Auch wir lassen uns führen und leiten. Dank uns hat Poker den Thron erklommen. Und dennoch schuldet es uns nichts. Keiner wagt sich zu widersetzen. Wir folgen.

Nein, auch wenn es auf den ersten und den zweiten Blick Gemeinsamkeiten gibt; dieses als Fazit eines spielerischen Essays; ist Poker bei weitem nicht so gefährlich wie der Donald. Lasst uns Poker also nicht unrecht tun. Nichts läge mir sowieso ferner. Poker ist keine Bedrohung für unsere Demokratie. Poker lässt nur wenige, die es hervorgebracht hat, hinter sich. Ja, wir schaffen das. Poker baut keine Mauern, Poker kann keine Raketen zünden, Poker ist völkerverbindend und mittlerweile ein aufkeimendes Kulturgut. Wobei die Betonung auf gut liegt. Mit kulturellem Anspruchsdenken sollten wir uns noch zurückhalten. Poker ist eher die Liebesgöttin Venus statt Mars, dem Gott des Krieges und der Schokolade. Insofern also stimmen meine Überschrift und mein Grundgedanke dann doch. Und mit dieser guten Nachricht verabschiede ich mich bis nächste Woche. Selbe Stelle, selbe Uhrzeit. Thank you for your Aufmerksamkeit. Ach ja, diese Kolumne wird übrigens nicht von Mexikanern bezahlt.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments