Kolumnen

schändlicher hunger nach gold

„wozu doch treibst du sterbliche herzen, schändlicher hunger nach gold.“
so schrieb der italienische dichter vergil schon 19 jahre vor der geburt des einzigen sohnes des einzigen vaters in seinem buch aeneis. vergil war ein wirklicher vielschreiber, er hat mehr bücher herausgebracht als ich und daniel negreanu zusammen.

catwezleer hat irgendwie recht. auch auf unser pokerspiel bezogen. es darf nicht nur die lust nach gold sein, die uns treibt. natürlich ist seat open irgendwie merde. natürlich ist heads-up irgendwie besser. natürlich ist i-am-the-fucking-winner-because-i-am-the-fucking-best-player besser. natürlich ist auch groß- und kleinschreibung irgendwie besser. aber darauf hatte ich heute keine lust. und wenn ich auf irgendetwas keine lust habe, dann mache ich das auch nicht. da bin ich wie der wendler. außer, meine frau befiehlt es mir.

wenn ich kleinschreiben will, dann schreibe ich klein. und wenn ich nicht an den final table kommen will, dann mache ich das auch nicht. und wenn ich mit sagen wir jack sechs (welches im übrigen zu meinen top-32-lieblingsstarthänden gehört) ein re-re-raise callen will, dann mache ich das. warum? weil! weil und trotzdem. weil verdammt nochmal weil. weil ich dazu lust habe. weil ich möglicherweise diese hand auch mal gewinne. zwar eher selten bis kaum bis in den letzten zwei jahren gar nicht, aber trotzdem. weil man nicht jede hand folden sollte. und weil man auch nicht jede hand gewinnen sollte. die anderen wollen doch schliesslich auch mal. es zählt nicht immer nur das geld. oder das gold.

gold umhüllt den menschen mit einem dunstschleier, der auf frühere gefühle weit zerstörerischer und einschläfernder wirkt als giftige kohlendämpfe. sagte einst charles dickens, auch ein dichterfürst. ein dichter fürst des geschriebenen wortes.
soll heißen – bewahren wir uns den spaß, die freude. auch an schlechten händen – den meisten. auch an schlechten tagen – den meisten. verstehen wir uns, auch dank dieser ode an die lust als botschafter der guten laune; vermittelt durch poker. beim pokern.

alles gold unter der erde oder auf der erde reicht nicht, um dagegen die tugend einzutauschen. ein bemerkenswertes statement von meinem schriftstellerkollegen platon, mit dem ich allerdings hinsichtlich seiner einstellung zu freundschaften mit frauen total komplett anderer meinung bin. aber das bin ich mit dem stern ja auch. ergötzen wir uns also an dem puren, reinen vergnügen, welches uns unser kartenspiel immer wieder aufs neue anbietet. und ergötzen wir uns an den mitspielern und ihren sprüchen. das hat mit varianz nichts zu tun, ich hatte einfach nur pech. ich habe meine bankroll total im griff. ich verteile nicht gerne suckouts. gestern hat der bessere gewonnen. mich freut wirklich, dass du deinen oneouter auf dem river getroffen hast. online gewinnt immer die bessere hand. der gartenbach ist echt ein toller spieler. heute abend komme ich nicht zum deepstack, ich geh lieber mit meiner frau ins theater – die bringen heute modernen finnischen ausdruckstanz.

so, und nun habe ich keine lust mehr weiterzuschreiben. weil.
und wenn ihr nun meint, es geht nicht mehr bescheuerter, dann wartet mal auf nächste woche. es geht tatsächlich noch bekloppter. nächsten dienstag. hier an selber stelle. der alte mann wird euch nicht enttäuschen. darauf nun ein eierlikörchen.


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