Kolumnen

Telefonat mit Jan Heitmann – „Ich hatte ein gutes Gefühl!“

Auf der Suche nach einer anderen Telefonnummer stieß ich in meinen Kontakten auf Jan Heitmann. Spontan wie ich manchmal dann doch sein kann, drückte ich auf die Wahltaste. Im Prinzip eine schöne Einleitung, aber falsch und unwahr. Natürlich wollte ich mit ihm sprechen; über seinen Erfolg beim diesjährigen Main Event.

Und neben Michael Körner nun auch „the pokervoice“ auf Sport 1. Und ein wirklich extrem netter Kerl. Und ein genialer Pokerspieler. Und Moderator seiner eigenen Internet-Sendung. Und überhaupt …

Jan Heitmann beim WSOP 2012 Main EventUdo Gartenbach: Hallo Jan. Nun bist Du ja schon längere Zeit aus Las Vegas zurück. Hast Du schon einordnen können, was dort passiert ist?

Jan Heitmann: Noch nicht so richtig. Normalerweise habe ich ein Turnier schnell verdaut; bei großen Events dauert es vielleicht einen Tag lang. Aber das Main Event der WSOP ist eben das wichtigste Turnier im Jahr. Und wenn ich mir vorstelle, was das für Poker in Deutschland hätte bedeuten können, wenn direkt nach Pius Heinz wieder ein Deutscher den Final Table erreicht hätte …

Überwiegte eigentlich beim Ausscheiden die Freude über die gute Platzierung oder doch eher Ärger über die verlorene Hand und das Aus so relativ kurz vorm Final Table?

Damals war ich ziemlich enttäuscht. Ich habe mir aber mal vor langer Zeit gesagt: „Wenn ich cashe und zum Payout gehe, dann wird gefälligst gelächelt.“ Und im Exit-Interview der WSOP grinse ich auch wie ein Champ. Natürlich war ich sehr, sehr enttäuscht. Das war definitiv der härteste Bustout meiner Karriere. Aber ein Cash – und dann auch noch so ein großer – ist ja super, da sollte man sich auch freuen dürfen. Die Enttäuschung kommt dann später von alleine.

Und wie sieht Deine Gefühlslage heute aus?

Gemischt. Wenn ich an die vielen Möglichkeiten denke, die die Oktober-Nine bedeutet hätten, dann bin ich schon traurig. Es wäre eben doch etwas Besonderes gewesen. Aber es war der größte Einzelcash meiner Karriere, ich habe sieben Tage lang konzentriertes und gutes Poker geboten und habe sowieso ein super Jahr. Also alles in allem: wenn ich aufstehe wird es hell, denn mir scheint die Sonne aus dem Arsch.  (Durchs Telefon höre ich Jan grinsen …)
Ich habe übrigens wahnsinnig tollen Support bekommen, über Twitter und Facebook, SMS und Mailbox, von Freunden und Familie natürlich, aber auch von sehr vielen deutschen Pokerspielern und -begeisterten. Das war sehr bewegend und hat mich stolz gemacht. Vielen Dank dafür!

Du hast ja alles richtig gemacht, bist nur zum Main Event rübergeflogen …

Das lag am Geburtstermin meiner zweiten Tochter,  Mitte Mai. Da wollte ich die ersten sechs Wochen zuhause bleiben, meiner Tochter zuschauen, wie sie die Welt das erste Mal kennenlernt und meine Frau unterstützen. Nur das Main Event wollte ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen. Ich hatte ein gutes Gefühl…

Zurecht. Du stehst übrigens in meinem Telefonbuch direkt hinter Pius Heinz. Kein schlechtes Omen. Greifst Du nächstes Jahr wieder an, oder ist das zu weit im Voraus geplant?

Natürlich werde ich nächstes Jahr wieder das Main Event spielen. Aber über den Titel habe ich dieses Jahr auch nicht nachgedacht. Darüber denke ich erst nach, wenn ich wirklich am Finaltisch sitze. Vorher lenkt das nur ab und bringt nix.

Gibt es aktuell konkrete Turnierpläne bei Dir? Welche Events spielst Du demnächst?

Konkrete Planungen gibt es bei mir selten. Hängt von vielen Faktoren ab, ich habe ja noch andere Projekte – Sport1, Michinteressiert.de, TV-Total Coaching, Pokertraining für Interessierte und so weiter

Apropos michinteressiert.de. Du produzierst ja bald wieder neue Folgen? Wen dürfen wir als Gäste erwarten?

Wir haben noch eine Menge Gäste auf der Wunschliste. Dominik Nitsche wird kommen und von seinem Braceletgewinn erzählen, genauso wie Marvin Rettenmaier, wenn er mal Zeit zwischen den vielen Turnieren findet. Aber auch Stephan Kahlhammer, Pius Heinz, Vladimir Geshkenbein, Igor Kurganov und der große Udo Gartenbach stehen an.

Danke. Aber so groß bin ich ja nun auch nicht Aber ich komme nächste Woche nach Berlin zur Aufzeichnung. Ich freue mich schon drauf. Dann komme ich endlich mal ins Fernsehen.

Fernsehen? Internet. Internet-TV. Die Zukunft liegt doch im Internet.

Ach ja. Ich bin da halt eine andere Generation. Eins noch dazu, einen ernstgemeinte Gratulation. Du machst deine Sache als Moderator wirklich gut; bist eloquent – sage ich -, hübsch und adrett anzusehen – sagt meine Mutter – und vermittelst die Vielschichtigkeit der Thematik Poker.

Oh, vielen Dank. Schöne Komplimente.

Wird das irgendwann Deine Zukunft? Vor und hinter der Kamera?

Hoffentlich eine Mischung aus beidem, ich mache beides sehr gerne.

Moderation auch bei anderen Sportarten? Kennst Du dich da überhaupt aus?

Nee, aber muss man das denn?

Machst Du eigentlich Sport? Außer nachts zwei Stunden Deine kleine Tochter durch die Wohnung tragen?

Das ist tatsächlich meine Hauptübung gerade. Macht stramme Oberarme. Ansonsten mag ich Skifahren, Beachvolleyball und eigentlich jede Ballsportart. Außerdem habe ich mir vor der WSOP ein Mountainbike zugelegt, um mit meinem besten Freund und Nachbarn mal ein paar Touren zu fahren.

So, mein Lieber, dann also bis nächsten Dienstag.


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