Kolumnen

Thomas Lamatsch im großen Pokerfirma-Interview: Das hätte bei mir auch passieren können…

Immer wenn der Gartenbach und der Werthan an einem virtuellen Pokertisch unter ihren Pseudonymen Platz nehmen, dann sind sie nur kurz alleine, denn schon bald raufen und schlagen sich die anderen Spieler um am gewinnträchtigsten Tisch des Abends einen Platz zu finden. Wie genau allerdings virtuelles Schlagen aussieht soll hier unbeantwortet bleiben.

Der Gartenbach hat übrigens viele Namen auf den unterschiedlichen Pokerplattformen. Manchmal heißt er  „vdVF48“ (van der Vaart Fan Geb. 1948), ein andermal nennt er sich „Chasmologe1“ und manchmal nennt er sich „Udo_Gartenbach“.
An einem Abend, als die beiden zum puren Zeitvertreib Online-Poker spielten, chatteten sie so nebenbei über das kleinen Kästchen rechts unten, dort wo normalerweise immer die vielen Sternchen kommen, wenn Udo eine Hand gewonnen hat:

Udo_Gartenbach: Mir ist langweilig
skurril_austriak: trotzdem
Udo-Gartenbach: Lass den Blödsinn
fish_hunter0815: ** ****** ******
skurril_austriak: der meint sicher dich Udo
Udo_Gartenbach: Ich hab ein Lamatsch-Interview gemacht
skurril_austriak: wie viele „trotzdem“ hast du geschafft? *
Udo_Gartenbach: fünf
fish_hunter0815: halt maul ihr blöden Säcke
skurril_austriak: Beim Lamatsch nur fünf „trotzdem“? Der redet ja eh wie aufgezogen. Fünf ist sehr schwach.
Udo_Gartenbach: trotzdem
fish_hunter0815: ich f i c k e euch
Udo_Gartenbach: Mach es besser
fish_hunter0815: na gut, dann f i c k e ich dich besser
skurril_austriak: Ich schaffe mindestens sechs „trotzdem“
Udo_Gartenbach: Deal
skurril_austriak: Deal
fish_hunter0815: ich f i c k e eueren deal

Werthan traf also Thomas Lamatsch im Kafka in Wien. Dort wo noch eine Zigarette zum Kaffee gereicht werden darf und die Zeit so gut ist, wie die Welt  einmal war.

Werthan: Du hast die letzte EPT der Saison 8 gemacht und das erste Turnier der Saison 9. Was hat sich verändert?

Thomas Lamatsch: Nein, Barcelona hab ich nicht gemacht. Ich mache Deauville, Berlin. Und Monte Carlo ist dann wieder gemeinsam. Toby Stone macht London und Barcelona; Theresa macht Prag und San Remo.

Hat das einen bestimmten Grund, dass der Turnierdirektor keine One-Man-Show mehr ist?

Ja, prinzipiell will Pokerstars diese One-Man-Show nicht mehr. Anfangs dachte ich mir auch „komisch“, aber mittlerweile finde ich das eine großartige Idee, weil die Qualität noch besser wird dadurch.

Ist durch drei verschiedene Turnierdirektoren nicht die Kontinuität gefährdet?

Nein, wir haben zweimal im Jahr ein dreitägiges Meeting, sind in ständigem Kontakt bezüglich Regeln, Strukturen, Planungen und Sonstigem. Im Prinzip machen wir auch die National-Touren. Jeder von uns macht die jeweilige National-Tour mit dem Finale „EPT“. In dieser Konstellation kommt sehr viel Fruchtbares heraus. Im Team kann man Entscheidungen besprechen und die beste Lösung heranziehen.

Veränderte sich für dich als Turnierdirektor in dem neuen System etwas?

Heute sind die Turnierdirektoren viel mehr eingebunden in die Strukturplanung, Personalfragen und wir haben viel mehr Mitspracherecht.

Wie ist es in die Fußstapfen von Kremser zu treten?

Ich sehe es wirklich nicht als Fußstapfen. Thomas (Kremser Anm.d.R.) ist weg von der EPT und wir sind da und, ganz ehrlich, es hat noch kein einziger Spieler gefragt: „Wo ist Thomas Kremser?“. Es ist wichtig einen Turnierdirektor zu haben, aber unterm Strich ist es egal, wer dort steht. Die Qualitäts-Kompetenz zeigt sich erst, wenn etwas nicht gut läuft oder wenn es Probleme gibt. Aber „Fußstapfen“ waren nie ein Thema, weder für das Personal, noch für die FloormEn oder für mich.

Hast du jetzt dein berufliches Ziel erreicht, welches du erreichen wolltest?

Nein, das werde ich nie erreichen. Als ich Dealer war, wollte ich Floorman werden, als ich Floormanager war wollte ich Management Assistent werden, dann Manager und jetzt bin ich EPT-Turnierdirektor.

Der nächste Schritt ist dann Edgar Stuchlys Job (Präsident der PokerStars European Poker Tour Anm.d.R.)?

Jein, im Endeffekt würde es mich Business Development, Eventmanagement und Marketing interessieren. Ich bin ziemlich rast- und ruhelos. Jetzt gar nicht finanziell gedacht, sondern vom Intellekt her und vom Aufgabenbereich.

Du hast dem hoch geschätzten PokerMagazin ein Interview gegeben, welches ungefähr drei Minuten online war. Was sagtest du Brisantes?

Ich sagte: No Comment

Weshalb magst du nicht Lemy genannt werden? Alle kennen dich nur so, ich glaube sogar, viele wissen gar nicht dass du mit Vornamen Thomas heißt. Bist du aus dem „Lemy“ herausgewachsen?

Seit 30 Jahren nennen mich die Leute „Lemy“. Im seriösem Business finde ich es ehrlich gesagt komisch, wenn jemand „Lemy Lamatsch“ sagt. Das klingt so…. Ich hab den Spitznamen gerne, allerdings nur im privaten Bereich. Bei Turnierdirektoren finde ich Verniedlichungen nicht angebracht. 

30 Jahre? Kannst du dich überhaupt noch an damals erinnern?

Klar, wir spielten Deuces Wild mit 32 Karten um 50 Groschen und ein Schilling (€0,035/€0.070), Straße ist höher als Flush usw. Die Pokerrunde mit meinen Freunden gibt es immer noch, wir haben uns nur angepasst und spielen leider fast nur noch Hold’em.

Wann war das?

Mit 16, also vor schlanken 28 Jahren.

Deine Dealer-Karriere im Concord begann dann wann?

1993

Hast du dich jemals als Spieler gesehen?

Nein, meine Schwiegereltern haben Angst gehabt, dass ich ein Spieler wäre. Ich spiele leidenschaftlich gerne, aber ich bezeichnete mich nie als Spieler. Es war auch nie ein Thema, dass ich ein Profispieler werde, obwohl ich glaube, dass ich nicht so schlecht spiele.

Wie gefällt dir die Fusion zwischen CCC und dem Montesino?

Ich finde es gut. Ich bin einer der wenigen Verfechter, der eine einzige Pokerlizenz genial findet. Beim Live-Poker gibt es noch immer so viele Scharlatane die Leute aussaugen. Ich glaube, wenn nur ein Casino da ist, dann gibt es auch ein Angebot. Ich will, dass Poker in geregelte Bahnen kommt, damit diese „Sind wir legal? Sind wir illegal?“ Diskussion aufhört.

Das beantwortet zwar nicht ganz meine Frage, wirft aber eine andere, interessante Frage auf: Du sprichst dich tatsächlich für EINE Lizenz an EINEM Standort aus?

Na ja, ein Standort vielleicht nicht, aber eine Lizenz zugunsten einer Reglementierung und Anpassung des Marktes. Beim Poker ist es wichtig, dass die Spieler sich auf einen Platz konzentrieren, zumal der Markt nicht so groß ist.

Wir sind den Casinos Austria wohl gesonnen, aber Poker gehört nicht zu den Lieblingsspielen bei der CASAG (Casinos Austria AG). Besteht nicht die Gefahr, dass ein Monopolist dann aus einer Laune heraus bestimmt, wann und wie hoch gespielt wird bzw. ob überhaupt gespielt wird?

Das ist eine Frage, die ich mir auch stelle. Es kann sein, dass – wenn die CASAG die Pokerlizenz bekommt – diese in der Schublade unten rechts verschwindet. Es kann aber genauso sein, dass die CASAG sagt: „Das ist ein Marktsegment und das möchten wir auch betreiben.“ Sie könnten ja auch den Kursalon Hübner nehmen und daraus den schönsten und größten Pokerraum Europas machen oder sie nehmen die Lizenz und spielen im Circle mit ihren drei Tischen weiter.

Dann haben wir Hamburger Verhältnisse mit einer arroganten Poker-Monokultur wie es die Esplanade betreibt. Da bestimmt das Casino die Struktur, Buy-in oder die Blinds beim Cashgame und nicht der Markt. Staatliche Casinos erklären ja immer, dass sie Cashgame €1/2 aus Kostengründen nicht anbieten können.

Das ist das alte Thema. Ich sage noch immer, dass ein Pokerangebot, das man nützt, langfristig auch sehr viele Livegame-Spieler ins Casino bringt. Manche Casinogruppen in Europa wollen es nicht oder verstehen es einfach nicht. Ich kenne Casinos, die diesen Markt forcieren und dadurch auch erfolgreich sind.

Gib uns bitte eine Wortspende zum „Partouche-Skandal“.

Eine Frage welche ich oft gestellt bekomme, ob mir das als Turnierdirektor auch passieren hätte können. Da sage ich ganz ehrlich „Ja“. Ein Turnierdirektor wird für diesen Event gebucht und hat gewisse Aufgaben. Verwaltung von Buy-ins oder Auszahlung gehört da nicht dazu. Ich persönlich hätte meine Konsequenz gezogen und gesagt: Wenn es keine Lösung im Sinne des Pokerspielers gibt, dann werde ich morgen nicht mehr erscheinen.

Noch ein Wort zur ISPT.

(zögert) Ja, wird sicher eine lustige Sache. Der Aufwand ist gigantisch und mit Live-Events macht man keine Gewinne.

Die EPT ist es ein Nullsummenspiel?

Die EPT wird definitiv als Marketing betrieben. Selbst mit einer Turniergröße wie es die EPT ist, kannst du keine Millionen machen.

Hat es einen spürbaren Imagewandel gegeben in den letzten 30 Pokerjahren?

Es ist größer und professioneller geworden, aber imagemäßig hat sich nicht viel verändert. Dass es noch immer nicht aus den Hinterzimmern draußen ist, liegt aber an der Lizenzfrage und den Bedingungen, welche in manchen europäischen Ländern herrschen. In Spanien, Frankreich und Italien hat nach der Regulierung Poker einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Einfach dadurch, dass es legalisiert ist. Damit kann manherumgehen und vernünftiges Marketing machen. Wenn das passiert, kommt Poker auch aus den Hinterzimmern heraus.

Wie gehst du damit um, dass nach Thomas Kremser ein Senf benannt ist und nach dir nicht?

(lacht) Das ist mir ziemlich egal

Trotzdem

(leicht nervös) Ich mag Senf gar nicht

Trotzdem

(leicht panisch) Herr Ober, bitte dringend die Rechnung!

Mein literarisches Vorbild Udo Gartenbach gewinnt das „Trotzdemspiel“ mit 5:2

*Das „trotzdem“ Spiel wurde in Las Vegas von der dortigen Pokerfirma-Crew entwickelt. Es geht darum, in einem Interview plötzlich und ohne Vorwarnung, eine völlig sinnlose Frage zu stellen und nachdem der Interviewte diese blödsinnige Frage beantwortet hat, sagt man einfach: „Trotzdem“ und der gequälte Gesprächspartner dementiert abermals und dies so lange, bis der Interviewte entnervt das Gespräch abbricht.  


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