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Thomas Salinger – Wie ernst nehmen die Spielbanken Poker?

Im Rahmen der Deutschen Pokermeisterschaft sprach Werthan mit dem Direktor der Spielbank Warnemünde Thomas Salinger und konfrontierte ihn mit den Bedenken, Gedanken und Ideen der Leser zum Thema „DPM“.

Wie ernst nehmen die Spielbanken Poker?

Ich kann natürlich nur für die Spielbanken Mecklenburg sprechen und nicht für die Spielbanken in Deutschland. Wir sehen das Pokerspiel seit Jahren als einen wesentlichen Bestandteil unserer Spielangebote. Wir erreichen damit eine vollständig neue Zielgruppe, die es vor dem Pokerboom in den Spielbanken nicht gab. Wir legen an unserem Standort ein großes Augenmerk auf stetige Veränderung unserer Angebote und versuchen uns weitestgehend nach den Wünschen unserer Gäste zu richten und orientieren uns natürlich auch nach den Trends die im Onlinepoker gesetzt werden.

Einer unsere Leser schrieb von einem Verdi Bericht, in dem ein Vertreter der Angestellten meinte, dass Pokerspieler in den Deutschen Spielbanken nicht so gerne gesehen wären, weil sie durch ihren lockeren Umgang die „klassischen, guten Spieler“ vertreiben würden.

Ich kenne diesen Verdi-Bericht nicht. Aber diesen Eindruck kann ich nicht bestätigen. Wir sind extrem darauf ausgerichtet, neue Gäste ins Haus zu bekommen und neue Gäste sind im Moment vorwiegend Pokerspieler, die das Live-Game suchen. Dass die sich natürlich nicht in den klassischen Dresscodes einer Spielbank wohlfühlen ist uns bewusst und wir haben dies dementsprechend gelockert. Wir sehen den Pokerspieler als Ergänzung. Wir können in der gegenwärtigen Situation uns nicht auf „alte Werte“ verlassen. Die Spielbanken sind in den letzten Jahren durch den Staatsvertag stark unter Druck geraten und wir haben erhebliche Rückgänge der Bruttospiele, gleichzeitig expandieren die Automatenhallen. Das verschärft die finanzielle Situation weiter. Deshalb ist es umso wichtiger, das wir mit dem Pokerspiel ein neues Angebot haben, welches bis vor fünf Jahren fast nicht vorhanden war. Wir versuchen tatsächlich mit den Live-Games neue Spieler ins Haus zu bekommen.

Das klingt jetzt sehr schön, aber es ist doch klar, dass der Personalaufwand für das Automatenspiel wesentlich geringer ist als der für das Pokerspiel. Der Eindruck ist aber der, dass die Spielbanken sehr wohl versuchen neue Spieler in die Spielbank zu bringen, aber weniger um Poker zu spielen, sondern vielmehr zum sie zum Automatenspiel zu animieren.

Wer zu uns zum pokern kommt hat erstmal gar keine Berührung mit den Automaten, weil es räumlich getrennt ist. Unbestritten ist, dass Live-Game einen höheren Personalaufwand hat, aber das ist ja genau der Reiz des Spieles, dass sich hier Menschen gegenüber sitzen, dass es eine unvergleichliche Spielatmosphäre gibt…

Das beantwortet aber nicht die Frage.

Das wir unsere anderen Angebote die wir im Haus haben auch anbieten ist glaube ich ein normaler Vorgang. Unser Ziel ein hochwertiges Pokerangebot zu offerieren ist davon unberührt. Wer sich für andere Glücksspielangebote interessiert, den werden wir davon nicht abhalten.

Gehen wir nochmals zur Deutschen Pokermeisterschaft, welche in den letzten Jahren immer ausverkauft war. Dieses Jahr war zumindest 1A ein Debakel. Ein anderer unserer Leser hatte die großartige Idee in allen Bundesländern Ausscheidungen zu spielen und die zehn besten jedes Landes spielen dann das Finale. Vorteil wäre eine größere Streuung und ein größerer Preispool.

Die Deutsche Pokermeisterschaft ist eine sehr traditionelle Veranstaltung, die vor langer Zeit von einem größerem Kreis der Deutschen Spielbanken ausgetragen wurde. Die Idee das als Bundeswettbewerb zu machen ist gut. Es hängt aber auch davon ab, dass das Glücksspiel in den unterschiedlichen Ländern oft vollständig anders geregelt ist. Es ist nicht ganz einfach alle unter einem Hut zu kriegen. Wenn man dem Thema Deutscher Meistertitel mehr Wertigkeit verleihen will, ist das ein interessanter Ansatz. Den gegenwärtig beteiligten Spielbanken ist es bewusst, dass es in diesem Jahr nicht erfolgreich war und wir sicherlich Veränderungen vornehmen müssen. Wir werden uns in Kürze darüber Austauschen und für das nächste Jahr einen verbesserten Modus zu erarbeiten, der auch in Richtung Bundesweiter Wettbewerb gehen kann. Ob man das innerhalb eines Jahres, bleibt abzuwarten, zumal nicht alle Spielbanken das klassische Spiel anbieten, in Sachsen gibt es Poker zum Beispiel gar nicht. Das Ziel, der Deutschen Meisterschaft eine höhere Wertigkeit zu geben finde ich gut.

Wenn es zu einer Lizenzierung in Deutschland kommt, gibt es da Pläne von Seiten der Spielbanken wie man darauf reagieren wird, vielleicht mit erweitertem oder anderen Spielangeboten, oder lässt man es einfach darauf ankommen, oder aber sehen sie es als belebende Konkurrenz?

Ich glaube da sind im Moment alle Richtungen offen. Nach dem EUGH-Urteil muss sich die Gesetzgebung Gedanken machen wie sie das neu ordnet, innerhalb ein bis zwei Jahre, auch die Variante einer Öffnung ist denkbar.
Ich denke Konkurrenz belebt das Geschäft. Zudem sehe ich es nicht als Konkurrenz. sondern als eine Erweiterung des Angebotes.

Ich danke für das Gespräch.

Danke sehr.


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