Kolumnen

Tiefenpsychologisches Gutachten über uns Pokerspieler

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Ich persönlich bin immer noch entsetzt und verstört und traurig, dass vor zwei Jahren meine Buben von 7 2 gefickt worden sind. Hart und von hinten.  Ja, jede Kolumne fängt gut an mit sexuell schmutziger Ausdrucksweise.

Aber, um in diesem Duktus zu bleiben, es ist ja nun einfach mal so, dass Poker ein sadomasochistisches Spiel ist. Sadomaso-Spielchen mit Rebuy, unlimited in den ersten acht Levels. Da gibt es richtig Sado und noch mehr Maso. Mit Schmerz und Spaß beim Schmerz. Es muss wehtun; sonst wäre es Mau Mau.

Das sind unsere Wertevorstellungen. Das sind wir gewohnt, fast schon wie Getriebene, die den nächsten Kick brauchen. Arschversohlen auf Platz 3. Man kann einem Menschen nichts lehren, ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Das macht dann im Zweifel der Dealer. Spätestens nach einer halben Stunde. Peitsche, ohne Zucker und schon gar kein Brot dabei. Und dieser Domina sind wir hörig. Diese Lust an Pein haben wir für uns selber entdeckt. Befriedigung durch das Erleben von Macht und Demütigung.

Algolagnie, also die Schmerzsucht, ist in der zeitgenössischen Diagnostik der Psychoanalyse ein fest verwurzelter Begriff. Für SPD-Mitglieder, HSV-Fans und halt für uns Pokerspieler.

Und natürlich tun wir uns das an. Weil wir es lieben, weil wir es brauchen. Weil Kuscheln und tiefgreifende Gespräche bei Kerzenlicht was für Balletttänzer und Brettspielspieler sind. Wir Pokerspieler hingegen repräsentieren den harten Teil der Erdbevölkerung. Nicht umsonst ist Poker das Chuck der Kartenspiele. Sonst wäre es Canasta.

Weil wir es lieben, weil wir es brauchen. Wir brauchen Schmerz und Erniedrigung. Wir wollen bestraft werden. Wir wünschen uns zu peinigen und zu quälen. Demütigung durch Chipverlust. Poker ist wie der dicke alte Mann im Swingerclub. Du kommst als Fremder und gehst als Opfer, als Fisch. Zwischendurch durftest du deine Phantasien ausleben; in dem Wissen, dass es geile Tagträume sind. Wir lassen uns freiwillig, sogar noch gegen Bezahlung schlagen und demütigen. Wir Sklaven, die wir uns von 52 Karten Fesseln anlegen lassen.

Weil wir es lieben, weil wir es brauchen.  Übrigens auch wieder in dieser Woche beim  POKERFIRMA MIDSOMMER FESTIVAL (ja, das muss man groß schreiben) im Kings.


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