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War der Crash von Full Tilt Poker vorhersehbar?

Immer wieder beteuern die verschiedenen Online-Anbieter, dass die Gelder der Spieler sicher sind. Dass das zum Teil nicht so ist, zeigte leider der Black Friday und die nun daraus resultierende Suspendierung von Full Tilt Poker. Doch war das wirklich vorhersehbar?

Alle drei großen Anbieter – PokerStars, Full Tilt Poker und Absolute Poker/Ultimate Bet – haben gleich nach dem Black Friday versichert, das alles gut sei und die Gelder sicher. Schnell zeigte sich bei AP/UB, dass das nicht so ist. Im Unterschied zu den anderen beiden Anbietern waren hier von vorne herein auch die Nicht-US-Spieler betroffen und die Auszahlungslimits wurden mit $500/Woche festgelegt. Damit kamen erste Zweifel auf, dass die Gelder wirklich vorhanden sind. Das Cereus-Netzwerk hat jetzt, zwei Monate nach dem Black Friday, kaum mehr Spieler. Die Auszahlungen erfolgen nach wie vor schleppend.

Bei Full Tilt Poker gab es bald eine Einigung mit dem Departement of Justice, aber die Gelder für die US-Spieler blieben aus. Zudem gab es auch überall anders Verzögerungen, vor allem bei Rückzahlungen über Moneybookers ließen die Zahlungen auf sich warten. Dennoch gab es Beteuerungen durch die Aldernay Gambling Control Commission (AGCC), dass die Gelder sicher seien. Das hörte sich im Mai noch so an:

…initial investigations indicate no reason to believe that player fund transactions are fundamentally threatened by any consequence of the US authorities’ actions. Delays caused by these actions are in the process of resolution, with normal service now being restored for non-US players. ….

Was die AGCC dabei nicht erwähnte, ist der Umstand, dass die Gelder bei Full Tilt Poker anders verbucht sind, als bei PokerStars. Oft genug schon wurde erwähnt, dass PokerStars die Guthaben der Spieler auf separaten Konten lagert. Bei Full Tilt war es dasselbe Konto und auf dieses hat Full Tilt keinen Zugriff mehr. Hinzu kommt nun auch noch der Zwischenfall mit den e-Checks, sodass von vorne herein schon Geld auf den Konten fehlte. Außerdem erhärtet sich der Verdacht, dass die Gelder nicht nur eingefroren sind, sondern von Full Tilt reinvestiert wurden. Solange alles am Laufen war, fiel das nicht auf. Durch den Black Friday wurden tonnenweise Auszahlungen beantragt und das Geld war und ist einfach nicht da. Die Medienpolitik von Full Tilt ist zudem eine sehr eigenwillige und so wartete man auch vergeblich auf konkrete Aussagen.

Der Vorstoss von Phil Ivey gegen Full Tilt gab einigen schon zu denken. Auch andere Vorzeige-Pros wie Tom Dwan trugen keine Logos. Howard Lederer und Chris Ferguson, die Hauptinitiatoren von Full Tilt, sind mehr oder wenige untergetaucht und zu keiner Stellungname bereit. Aus Angst, von Spielern angegriffen zu werden, halten sie sich von den großen Events der WSOP fern. Meldungen, dass Konten wieder freigegeben wurden und Full Tilt endlich mit den Rückzahlungen an US-Spieler beginnt, stellten sich als Seifenblasen heraus. Bis heute ist kein Cent in den USA ausbezahlt worden. Ebenso sind nicht alle Auszahlungsanforderungen außerhalb der USA erfüllt worden. Begründungen und Erklärungen von Full Tilt gab es keine.

Der von uns veröffentlichte Leserbrief von MrImportant_35, der auf die Problematik der Verwaltung der Gelder bereits hingewiesen hat, wurde am 1. Juni noch nicht so ernst genommen, allerdings hat sich genau das als wahr herausgestellt. Dass die AGCC nun die Lizenz von Full Tilt auf Eis gelegt hat, ist nicht verwunderlich, sondern musste als logische Konsequenz so passieren. Wenn die AGCC nicht selbst ihre Glaubhaftigkeit verlieren will, muss sie gegenüber Full Tilt so agieren.

Die Unterschiede zwischen Full Tilt und PokerStars sind eklatant. Seit dem Black Friday gab es schon einige Anzeichen, dass es bei Full Tilt zum Crash kommen könnte, aber sehen wollte sie keiner. Betrachtet man die Vorgehensweisen von Full Tilt und PokerStars in den letzten beiden Monaten, so muss man sich leider eingestehen, dass der Crash vielleicht nicht vorhersehbar war, aber auf jeden Fall im Bereich des Möglichen.

Bei vielen tauchte die Frage nach PokerStars auf und wie schon mehrfach erwähnt, noch einmal der Hinweis, dass die Spielergelder bei PokerStars komplett anders verwaltet werden. Die Gaming Commission der Isle of Man sieht viel strengere Regelungen vor. Zudem muss auch erwähnt werden, dass PokerStars anders als die anderen Anbieter sein Hauptquartier genau in diesem Land hat, wo man auch die Lizenz hat. Nicht so wie bei Full Tilt mit Dublin und Alderney oder AP/UB mit Kahnawake und Costa Rica. Laut Statement von heute wurden zudem bereits über $120 Mio. an die US Spieler zurückgezahlt und außerhalb der USA läuft alles problemlos.


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