Kolumnen

Warum muss Poker Sport sein?

Der Deutsche Poker Sport Bund (DPSB) hat sich mit Jan Heitmann und Udo Gartenbach zwei neue, prominente Gesichter ins Team geholt (siehe Artikel vom 26. September) und wieder hallt das abgenutzte Thema „Poker ist Sport“ durch die einschlägigen Medien. Vor mehr als vier Jahren hatten Stephan Kalhamer und ich das Thema abschließend diskutiert. Zu viele Komponenten sind, nicht nur rechtlich oder steuerlich, ungeklärt. Überraschend ist, dass man sich nach wie vor der Illusion hingibt, Poker könnte eines Tages ein anerkannter, vielleicht sogar olympischer Sport sein und branchenfremdes Geld sprudeln lassen.

Wie schwierig das Thema ist und wie viele unterschiedliche Ansätze es gibt, zeigte eine emotionale Diskussion bei der EPT Wien im März 2014. Ich redete in einer Pause mit Jan Heitmann über das Thema „Poker ist Sport“. Innerhalb kurzer Zeit diskutierten sämtliche Spieler in unserer Umgebung intensiv mit. Übrig blieb, dass nicht einmal die betroffenen Spieler selbst sich einigen konnten, wie die Begriffe Poker und Sport zu vereinen wären.

Für mich ist Poker ein Spiel für Einzelkämpfer, dessen einziges Ziel es ist, Geld zu gewinnen. Es geht dabei nicht einfach ums Gewinnen, sondern explizit darum, Geld zu gewinnen. Der monetäre Reiz ist die einzige Langzeitmotivation beim Pokern. Das zeigt auch die geschichtliche Entwicklung vom Saloon im Wilden Westen, bis hin zu den kleinen und großen Turnieren der Jetztzeit. Der „sportliche“ Erfolg ist nur dann relevant, wenn er auch mit einer entsprechenden Bezahlung einhergeht. Sei es beim Turnier oder beim Cashgame: wenn es sich am Ende nicht in Euros oder Dollars niederschlägt, dann ist der Sieg nichts wert. Der monetäre Ansatz macht selbst die kleinsten Homegame Runden spannend. Der Einsatz ist zwar nur im Centbereich oder es geht um die Getränke o.ä., aber der bewusst finanzielle Aspekt macht den Reiz des Spielabends erst aus. Sonst könnte man auch Monopoly, Schach, Skat oder Rommé spielen, natürlich ohne finanziellen Anreiz. Sicherlich kann man mal nur um des Siegens Willen spielen, aber wie lange will man das?

Der DPSB hieß früher mal German Federation of Poker und war Mitglied der International Federation of Poker. Mit einer globalen Umsetzung des Sportgedanken verfolgte man das Ziel, Poker als Mindsport bei den Olympischen Spielen in London 2012 unterzubringen. Das Vorhaben ist kläglich gescheitert, veranstaltete Welt- und Europameisterschaften im Duplicate Poker gerieten gleich wieder in Vergessenheit. Ich will nicht sagen, dass Poker als Sport niemanden interessiert. Aber es interessiert offensichtlich niemanden, der notwendig wäre, um diese Vision Realität werden zu lassen. Jan Heitmann schwärmte beim Gespräch von den „BMW Poker Open“ oder den „Red Bull Poker Days“ und so weiter. Der Traum, dass namhafte und internationale Konzerne Pokerturniere sponsern könnten, ist alt und wird ein Traum bleiben. Zudem ist die Sportwelt keine karitative Welt. Alles nicht massenwirksame – wie die „Randsportart“ Poker – hat keinen medialen und somit auch keinen finanziellen Erfolg. Auf Startgelder und Manipulationen will ich hier gar nicht näher eingehen.

Manche mögen nun behaupten, dass mir die Vision des Großen Ganzen fehlt. Ich würde daran glauben, wenn ich nur einen Funken einer Chance sehen würde, dass die abermalige Diskussion zu einem Ende käme, dieses „Poker ist Sport“ Gequatsche eine Revolution der Pokerwelt bringen könnte und eine vernünftige Regelung gefunden werden würde. Allein mir fehlt der Glaube. Poker ist und bleibt ein Spiel um Geld. Mit vielen strategischen Komponenten und auch dem notwendigen Quäntchen Glück. Aber vielleicht sehe ich wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht, deshalb meine konkreten Fragen an die Verantwortlichen des DPSB:

1) Poker kann jeder gegen jeden spielen und das hat Poker populär gemacht. Warum braucht es ein Ligasystem, bei dem man sich erst für eine Teilnahme qualifizieren muss?

2) Warum soll gerade Poker das Spiel sein, dass als Breitensport klassische Sponsoren für sich gewinnen kann?

3) Poker ist Sport laut Definition des DPSB. Meint man damit nicht nur No Limit Hold’em Turniere? Was ist mit all den anderen Varianten und dem Cashgame?

4) Jeder Sportverband ist auf Mitgliedsbeiträge angewiesen. Warum ist es für einen Pokerspieler besser, seinen „Einsatz“ beim Verband als bei einem Turnier in einem Casino zu leisten?

5) Soll Poker in zwei Parallelwelten co-existieren? Oder soll Poker als Sport die uns geläufige Pokerwelt ersetzen?

Ich freue mich auf Eure Antworten!
Rosi Grünstäudl


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