Pokerstrategie

Die rücksichtslose Continuation Bet Teil I

Probleme bei Continuation Bets

Natürlich funktioniert es häufig, aber genauso häufig kommt man nach diesem Zug auf den ein Raise folgt, an Turn oder River in Schwierigkeiten. Diese können sehr zahlreich sein. Zum Beispiel trifft man den Flop halbwegs, macht die gewohnte Continuation Bet, wird geraist und weiß nicht wie man reagieren soll. Bei einem Call ist der Pot meist schon stark angewachsen und zu groß um ihn mit einer eigentlich schwachen Hand zu spielen. Oder aber die Continuation Bet wird gecallt und man check/foldet in den restlichen Runden weil man einfach nichts hat und der Gegner nicht den Eindruck macht sich freiwillig zu verabschieden.
Der entscheidende Punkt ist nicht, dass die Continuation Bet selbst zu diesem einen Zeitpunkt einen negativen Erwartungswert hat, sondern dass eine nicht durchdachte Continuation Bet einen negativen Einfluss auf darauffolgende Züge hat. Angenommen der Gegner foldet zu 50 % auf die Continuation Bet und man macht einen Einsatz in halber Pothöhe. Dieser Einsatz ist klar plus EV, was aber noch nicht heißt, dass es der richtige Zug ist, denn es können viele Umstände eintreten, die entweder ohne Continuation Bet profitabler sind, oder Situationen, die später schwierige Entscheidungen zur Folge haben.

Immer, nie oder dazwischen?

Natürlich ist es nicht möglich eine Richtlinie zu geben wie häufig man eine Continuation Bet bringen sollte. Dies hängt von extrem vielen Faktoren ab. Jedoch sollte man sich über das eigentliche Ziel einer Continuation Bet klar werden um diese Faktoren möglichst gut gewichten zu können. Das oberste Ziel ist nicht die Initiative beizubehalten oder eine aggressive Linie zu fahren, sondern ganz einfach den Gegner zum folden zu bewegen.
Hierbei geht es allerdings um eine ausgeklügelte Gewichtung: Natürlich kann man nicht immer eine Continuation Bet bringen und natürlich sollte man ab und zu eine tätigen. Und genauso wenig kann man immer eine bringen wenn man schwach ist, aber langsam spielen wenn man etwas getroffen hat. Der  Hinweis dieses Artikels soll sein: zu keinem Zeitpunkt eine undurchdachte Continuation Bet zu machen oder sie einfach deswegen zu tätigen weil man vor dem Flop erhöht hat und man es von einem erwartet.

Ein paar konkrete Fälle

Beispiele für schlechte Continuation Bets gibt es genug. Hier einmal die, die wohl am häufigsten anzutreffen sind. Hierbei sehe ich allerdings von Multi-way Pots, Continuation Bets gegen mehrere Gegner oder bei schlechter Floptextur ab, weil diese zu offensichtlich und jedem bekannt sind.

Ein Einsatz, der nicht zur erwarteten Hand Range passt: Dies ist wohl einer der  schlechtesten Continuation Bets, die man oft zu sehen bekommt. Man raist in früher Position vor dem Flop und der Flop ist 247. Eindeutig ein Flop, der gar nicht zur Hand Range eines Preflopraisers passt. Wer hier eine Continuation Bet macht, wird seine Gegner misstrauisch machen. So mancher Spieler mit 66 wird sich denken: was zum Teufel soll der bei diesem Flop schon getroffen haben?! Und schon wird man geraist und darf AQ aufgeben. Im Gegensatz dazu wiederum ein Beispiel für einen guten Spot für Continuation Bets. Angenommen man raist mit 76 als Semibluff und der Flop ist AKQ. Dieser Flop passt sehr gut zur erwarteten Hand Range und ein Fold auf eine Continuation Bet ist sehr wahrscheinlich.

Im Klartext heißt das, dass man sich in die Lage des Gegners versetzen und sich fragen muss ob der Flop zur erwarteten Hand Range passt. Wenn nicht, sollte man lieber von einer Continuation Bet absehen.


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