Pokerstrategie

Die Short Stack Strategie – nur was für Anfänger?

Der klare Vorteil

Jeder Anfänger sucht natürlich nach Strategien, die ihn nicht überfordern. Er will sich nicht mit Büchern und Artikeln zuschütten müssen um irgendwie profitabel Poker spielen zu können. Daher ist die Short Stack Strategie wie geschaffen: Mit wenig Aufwand erlernt man eine einfache Strategie, spielt diese wie ein Roboter und verdient damit Geld. Letzteres ist wohl noch am schwierigsten, aber wie viele bewiesen haben durchaus möglich.
Wir sind damit schon beim wichtigsten Argument für die Short Stack Strategie angelangt: die einfach zu erlernende Taktik, die den Eindruck erweckt, dass sogar Kinder damit spielen können. Man wartet einfach auf Hände, die man laut einem Chart spielen soll. Dann geht man entweder schon vor dem Flop all-in oder zumindest auf dem Flop wenn dieser nicht der schlechteste ist. Man kauft sich meist für das 20-fache des Big Blind ein was bei den meisten Online-Anbietern das Minimum darstellt.
Die Konsequenz daraus ist ein geringes Risiko. Denn jeder macht mal einen Fehler. Bei der Short Stack Strategie und einem kleinen Stack wie 20 Big Blinds kostet ein Fehler auch höchstens diesen Betrag. Würde sich ein Einsteiger mit 100 Big Blinds einkaufen, kann ein Fehler das fünffache kosten! Das ist schon mal ein immenser Unterschied, der gerade bei Spielern relevant ist, deren Spiel noch viele Schwächen aufweist.
Von diesem Gesichtspunkt ist die Short Stack Strategie also eine ideale Strategie für einen Einsteiger.

Die Nachteile

Wie so häufig sind mit Vorteilen auch Nachteile verbunden und hier macht auch die Short Stack Strategie keine Ausnahme. Das beste Argument gegen diese Strategie ist, dass man kein Poker spielt, sondern wie ein Roboter agiert. Schließlich liest man nur von einem Chart ab welche Hände man spielen soll und muss so gut wie niemals an Turn und River Einsätze tätigen weil man schon längst all-in ist oder gefoldet hat. Die Konsequenz daraus ist dann, dass man überhaupt nicht lernt richtiges Poker zu spielen. Man kann mit dieser Strategie auch überhaupt kein Poker spielen und Erfahrungen im Postflop Spiel sammeln. Denn das Spiel mit kleinem Stack und Deep Stacks unterscheidet sich immens. Hände, mit denen man bei der Short Stack Strategie ohne lange nachzudenken all-in geht, sind mit großem Stack vielleicht überhaupt nicht spielbar. Es ist also nicht nur der Fall, dass sich die Strategien nach dem Flop unterscheiden würden, sondern auch die nach dem Flop. Was man also bei der Short Stack Strategie lernt, kann man im Grunde vergessen wenn man mit größeren Stacks spielt.
Neben dem Lerneffekt ist noch ein weiterer Nachteil zu nennen, der fast noch deutlicher ins Gewicht fällt. Denn bei No-Limit Varianten werden die teuren Fehler nach dem Flop begangen. Wenn Sie zum Beispiel mit AK auf 10 Euro raisen und von AQ gecallt werden, verdienen Sie an diesem Fehler des Gegners nur sehr wenig. Spielen Sie jedoch mit 200 Euro an Stacks, raisen mit AK, werden von AQ gecallt und treffen bei einem Flop mit A22 Top Pair. So können Sie alle Chips Ihres Gegners gewinnen, sofern dieser bereit ist bis zum River zu callen. Seine Fehler, die er dabei begeht sind soviel größer als der kleine Fehler, den er vor dem Flop begehen würde. Setzen Sie zum Beispiel 100 Euro als Value Bet am River und werden gecallt, so ist der Fehler des Gegners ganze 100 Euro wert und nicht wie sein Fehler vor dem Flop läppische paar Euro.

Die Short Stack Strategie ist für Einsteiger zwar auf den ersten Blick ideal, aber wenn man sich die Nachteile ansieht, doch nicht die beste Einstiegsstrategie. Als Anfänger sollte man sich überlegen nicht doch gleich zu einer normalen Big Stack Strategie zu wechseln und ein höheres Risiko und mehr Lernaufwand in Kauf zu nehmen. Das wird sich langfristig ohne Zweifel rechnen, vor allem weil man früher oder später sowieso von der Short Stack- auf die Big Stack Strategie wechseln muss.


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