Pokerstrategie

No Limit Hold’em – ein Spiel der Implied Odds

Aufgrund dessen ergeben sich im No-Limit Hold’em für gute Spieler viele profitable Situationen. Man spielt nicht nur um den derzeitigen Pot, sondern eben auch um ganze Stacks.

Mit den Implied Pot Odds beschreibt man einen möglichen Gewinn, der in Zukunft realisierbar ist. Dies ist eine Erweiterung zu den Pot Odds, die ja nur angeben, wie viel beim aktuellen Einsatz gewonnen werden kann. Befinden sich 100 Euro im Pot und man muss 50 Euro bezahlen, um die nächste Karte zu sehen, sind die Pot Odds 100:50, also 2:1. Glaubt man hingegen den gesamten Stack des Gegners gewinnen zu können, wenn man die gewünschte Karte in einer der nächsten Setzrunden trifft, dann sind Pot Odds nicht das einzige Kriterium, sondern auch die Implied Odds.

Angenommen man bekommt 2:1 Pot Odds am Flop um mit einem Open Ended Straight Draw zu callen, so wäre dies nicht ausreichend, weil die Odds diesen Draw zu vervollständigen höher sind als die offerierten Pot Odds. Kann man aber davon ausgehen, dass man noch mehr Chips gewinnt, wenn man denn die Draw trifft, dann kann eine scheinbar schlechte Entscheidung zu einer guten werden. Sind zum Beispiel 100 Euro im Pot, 50 müssen bezahlt werden, so liegen die Pot Odds bei 2:1. Glauben Sie aber, dass Ihr Gegner an Turn oder River noch eine ordentliche Bet in Höhe von 200 callen wird falls Sie Ihren Draw treffen, dann sind die Implied Odds deutlich höher. Sie callen dann nicht mit 50 Euro um 100 gewinnen zu können, sondern um 100 plus 200 gewinnen zu können. Es muss kaum erwähnt werden, dass dies eine profitable Geschichte sein wird.

Im No-Limit Hold’em sind die Implied Odds so entscheidend, dass man sogar davon sprechen kann, dass No-Limit Hold’em ein Spiel der Implied Odds ist. Das heißt im Klartext, dass der derzeitige Pot kaum eine Rolle spielt und nur zählt wieviel Geld noch im Verlauf der Setzrunden in die Mitte wandert. So bringt David Sklansky in seinem exzellenten Buch „No-Limit Hold’em: Theorie und Praxis“ sogar das Beispiel, dass man mit einem kleineren Pocketpaar vor dem Flop einen Raise callen sollte, selbst wenn man gesehen hat, dass der andere Spieler mit zwei Assen erhöht. Der Grund hierfür ist nicht, dass man glaubt den Gegner ausspielen zu können oder die richtigen Pot Odds zu bekommen, um auf ein Set zu hoffen, sondern die Tatsache, dass man eine Menge Geld gewinnen kann, wenn man sein Set trifft, weil der Gegner sich nur schwer von seinem Paar Assen trennen kann.

Man muss sich vor dem Flop sogar schon mit einem kleinen Pocketpaar die Frage stellen, wie viel man für den Flop bezahlen darf, damit es profitabel ist „for Set Value“ zu spielen. Also: was kann man gewinnen, wenn man sein Set am Flop trifft. Die Odds hierfür liegen bei 7,5:1. Theoretisch bräuchte man also vor dem Flop ebenfalls Pot Odds von 7,5:1, aber das ist nur in den seltensten Fällen zutreffend. Darum muss man sich fragen, wie viel Geld zu gewinnen ist, wenn dieser eine Fall eintritt und man mit einem Set am Flop sitzt. Die Meinungen, wie viele Prozente seines Stacks vor dem Flop verbraucht werden können, gehen auseinander. Manche Experten sprechen von 10 %, andere wiederum nur von 5 %. Wie so häufig im Pokern ist folgende Antwort richtig: „It depends“. Es hängt also von vielen Faktoren ab, wie viele Prozente man ausgeben darf, um sich den Flop anzusehen. Wenn man einem kompletten Maniac gegenübersitzt, kann man sicherlich einen größeren Anteil seines Stacks investieren. Hat man es aber mit einem sehr tighten Spieler zu tun, sollte die Preflop Investition deutlich schmäler ausfallen. Wobei es bei tighten Spielern auch wieder Unterschiede gibt, denn manche sind extrem tight-aggressiv, spielen nur wenige Hände, diese aber sehr aggressiv, andere wiederum eher tight-passiv. Ein tight-aggressiver Spieler geht eher mit einem Overpair broke als ein tight-passiver, der seinen ganzen Stack nur selten mit nur einem Paar in die Mitte schiebt. Diese Frage lässt sich also nicht einfach beantworten und wie so oft im Poker, muss man viele Faktoren im Auge haben.


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