Der schwedische Glücksspielanbieter Betsson ist vom obersten schwedischen Gericht dazu verurteilt worden, einem ehemaligen Kunden 500.000 € zu zahlen. In dem verhandelten Fall geht es um Vorgänge zwischen 2009 und 2014. Damals gab es noch keine Regulierung des Online-Glücksspiels in Schweden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass man bei Betsson wusste, dass der Kunde spielsüchtig war. Trotzdem habe man sogar noch versucht, den Kunden zu weiteren Einzahlungen zu animieren.
Betsson muss halbe Million an spielsüchtigen Kunden zahlen
Die BML Group, die im aktuellen Verfahren vor Gericht stand, gehört zur Betsson Group. Der schwedische Glücksspielanbieter war im Jahr 2023 bereits von einem Berufungsgericht zu einer Zahlung von 500.000 € verurteilt worden. Doch der Glücksspielanbieter wollte das Urteil nicht akzeptieren und zog deswegen vor das oberste schwedische Gericht.
Die Vorwürfe gegen Betsson wogen schwer. Der Kunde, der im Laufe von fünf Jahren eine hohe Summe verloren hatte, war spielsüchtig. Nach Einschätzung der Gerichte, die mit dem Fall beschäftigt waren, hätte der Glücksspielanbieter eingreifen müssen, um den Spieler vor weiterem Schaden zu schützen. Doch dies ist wohl an keiner Stelle geschehen.
In der Folge verklagte der ehemalige Kunde den Glücksspielanbieter auf Rückzahlung der verlorenen Beträge und Schadensersatz wegen emotionalem Stress. Ein wichtiger Faktor bei der Bestätigung des Urteils durch das oberste Gericht war, dass der Glücksspielanbieter den Kunden mit Werbemails und anderen Aktionen belagerte, als längst klar war, dass eine Spielsucht vorlag.
Für Pontus Lindwall, den CEO von Betsson AB, ist die Niederlage vor Gericht im aktuellen Fall enttäuschend. Allerdings handelt es sich nach Ansicht von Lindwall um einen außergewöhnlichen Einzelfall. Zumindest sind bislang keine ähnlich gelagerten Fälle vor Gericht anhängig. Aber ob es sich wirklich um einen Einzelfall handelt, darf zumindest bezweifelt werden.
Zur Verteidigung von Betsson muss vielleicht erwähnt werden, dass die Glücksspielregulierung zwischen 2009 und 2014 insgesamt nicht auf dem Niveau von heute war. Erst 2019 wurde in Schweden das Online-Glücksspiel reguliert. Im fraglichen Zeitraum hatte Betsson eine Lizenz in anderen EU-Ländern, aber logischerweise nicht in Schweden.
Beim aktuellen Fall ging es allerdings nicht darum, ob das Glücksspielangebot legal war. Auch ein lizenzierter Glücksspielanbieter, der sich heute ähnlich verhalten würde wie Betsson damals, würde zu einer hohen Zahlung verurteilt. Das ist wichtig, denn nur wenn harte Strafen drohen und umgesetzt werden, gibt es einen Anreiz für Glücksspielanbieter, den Spielerschutz zu verbessern.
Spielerschutz durch strenge Regulierung besser geworden
Generell kann festgestellt werden, dass der Spielerschutz in europäischen Online-Casinos deutlich besser geworden ist. Betsson hat sich erheblich weiterentwickelt, genauso wie viele andere Glücksspielanbieter. Die Glücksspielbehörden haben ihre Regeln deutlich verschärft. Das gilt auch für die maltesische Glücksspielbehörde, die vor 15 Jahren vielleicht nicht ganz so streng aufgestellt war, wie es wünschenswert gewesen wäre.
Mittlerweile regulieren zahlreiche europäische Länder das Online-Glücksspiel national. Nicht nur in Schweden, sondern auch in Deutschland, Spanien, Dänemark, Frankreich und vielen anderen Ländern gibt es strenge Gesetze, an die sich die Anbieter von Online-Glücksspielen halten müssen. In der Praxis funktioniert das allerdings nicht immer optimal, denn es gibt einen riesigen Schwarzmarkt.
Online-Casinos ohne Lizenz sind für schwedische Gerichte praktisch nicht greifbar. Dabei ist der Spielerschutz bei diesen Anbietern tendenziell deutlich schlechter als in regulierten Online-Casinos. Deswegen wäre es ein Fehler, Betsson aufgrund des Urteils zu verdammen. Der schwedische Glücksspielanbieter hat in den vergangenen Jahren den Spielerschutz erheblich verbessert. Ein Fall wie damals wäre heutzutage zumindest bei Betsson kaum noch vorstellbar.