Der amerikanische Glücksspielanbieter Bally hat ein gewaltiges Problem. Beim Bau eines neuen Casinos in Chicago soll die Mafia involviert sein. Konkret geht es um ein Entsorgungsunternehmen, das von Bally für die Entsorgung der Bauabfälle zuständig ist. Aufgrund der Mafia-Anschuldigungen ist der Casino-Bau in Chicago vorerst gestoppt. Derzeit ist unklar, ob und wann der Casino-Bau fortgesetzt werden kann. Welche Folgen die Anschuldigungen für Bally haben, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Casino-Bau in Gefahr durch Mafia-Verbindungen
Dass ein Unternehmen der Abfallwirtschaft in Chicago Kontakte zur organisierten Kriminalität hat, ist nicht sonderlich überraschend. Bauwirtschaft und Abfallwirtschaft sind traditionelle Betätigungsfelder der Mafia, speziell in Chicago. Umso erstaunlicher ist es, dass ein renommierter Glücksspielkonzern wie Bally Schlagzeilen durch die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, das mutmaßlich Verbindung zur organisierten Kriminalität hat, produziert.
Das Illinois Gaming Board hat aufgrund der Vorwürfe den Casino-Bau gestoppt und Ermittlungen aufgenommen. In den Ermittlungen muss geklärt werden, ob die Vorwürfe stimmen und wie die Verantwortlichkeiten verteilt sind. Für Bally ist der Baustopp problematisch, aber noch schlimmer ist es für den Glücksspielkonzern, dass er in Verbindung mit der organisierten Kriminalität gebracht wird.
Auch wenn es bei den aktuellen Vorwürfen bislang nicht darum geht, dass Bally direkte Mafia-Kontakte hat, bleibt von der Berichterstattung vor allem hängen, dass wieder einmal ein Glücksspielanbieter mit Verbindungen zur organisierten Kriminalität auffällt. Bei Bally wird man sich fragen lassen müssen, wie es dazu kommen konnte.
Ein Sprecher des Unternehmens hat angekündigt, die Untersuchungen abzuwarten und vollumfänglich zu unterstützen. Zudem werde man eigene Untersuchungen anstellen, um ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden. Ein Scheitern des Projekts, in das Bally 1,7 Milliarden USD investiert hat, wäre ein Fiasko.
Das Unternehmen, das Mafia-Verbindung haben soll, ist D&P Construction. Dieses Unternehmen war bereits bei einem Casino-Bau im Jahr 2005 in Rosemont unangenehm aufgefallen. Allein das hätte schon bei Bally für Bedenken sorgen müssen.
Der Casino-Bau wird nach aktuellem Stand nur temporär gestoppt. Es ist allerdings möglich, dass Bally eine Strafe zahlen muss. Sollte sich herausstellen, dass man bei Bally fahrlässig oder gar absichtlich gehandelt hat, könnten noch ganz andere Folgen drohen. Aber derzeit deutet nichts darauf hin, dass Bally direkt mit der Mafia verbandelt ist.
Glücksspiel und organisierte Kriminalität haben gemeinsame Geschichte
Las Vegas wurde in den ersten Jahrzehnten von der Mafia betrieben, bevor die großen Glücksspielkonzerne das Geschäft übernahmen. Es gibt viele Gründe, warum Kriminelle vom Glücksspiel angezogen werden. Ein wichtiger Vorteil eines Casinos ist, dass es möglich ist, Geldwäsche im großen Stil zu betreiben. Zudem ist es leicht, auf legale Weise viel Geld zu verdienen.
Einem echten Kriminellen genügt dies nicht. Wenn illegale Hinterhof-Casinos ausgehoben werden, wird meist festgestellt, dass die Spiele manipuliert sind. Damit wird die Gewinnmarge noch einmal deutlich vergrößert. Der aktuelle Fall in Chicago hat fast schon einen nostalgischen Charme. Aber niemand sollte sich täuschen: Auch das moderne Glücksspiel ist für die organisierte Kriminalität ein wichtiges Thema.
Glücksspiele im Internet sind für dubiose Glücksspielanbieter heutzutage interessanter als das terrestrische Glücksspiel. Da es möglich ist, Online-Casinos in günstigen Jurisdiktionen zu lizenzieren und die Spiele in ganz anderen Jurisdiktionen anzubieten, ist es schwierig, gegen die Betreiber vorzugehen. Angesichts der Milliarden, die beim Online-Glücksspiel umgesetzt werden, ist der aktuelle Fall in Chicago im Gesamtbild kaum mehr als eine Fußnote.