Einzahlungslimit in deutschen Online-Casinos zu hoch?

Viele Glücksspiel-Fans diskutieren darüber, warum das Einzahlungslimit in deutschen Online-Casinos so niedrig ist. Doch für Suchtforscher stellt sich die umgekehrte Frage: Warum ist das Einzahlungslimit in Deutschland so hoch? Dabei geht es nicht nur um die Ausnahmeregelungen für Limits von bis zu 30.000 €, sondern auch um das Standardlimit von 1000 €.

Einzahlungslimit in deutschen Online-Casinos – die Fakten

In Deutschland muss jeder Spieler, der zum ersten Mal ein Konto in einem Online-Casino mit deutscher Lizenz eröffnet, ein Einzahlungslimit festlegen. Das maximale Limit ist 1000 €. Allerdings gibt es Möglichkeiten, das Limit zu erhöhen. Eine Erhöhung auf bis zu 10.000 € ist sogar mit einer einfachen Schufa-Prüfung möglich.

Allerdings dürfen Casino-Betreiber einzelnen Kunden auch Limits von bis zu 30.000 € monatlich zugänglich machen, wenn die Kunden nachweisen, dass sie über die nötige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verfügen. Ein Limit von bis zu 10.000 € kann theoretisch jeder Kunde bekommen. Aber ein Limit von bis zu 30.000 € soll nur einem ausgewählten Kreis ermöglicht werden.

Suchtforscher Tobias Hayer schlägt Limit von 300 € vor

Für den renommierten Suchtforscher Tobias Hayer ist schon das Standardlimit von 1.000 € zu hoch. Aus Sicht des Forschers wäre es sinnvoll, das Limit auf 300 € zu reduzieren. Der Grund dafür ist, dass laut Hayer Studien belegen, dass bereits bei relativ kleinen Summen (1–3 Prozent des Bruttoeinkommens) die Gefahr zur Entwicklung einer Spielsucht steigt.

Noch kritischer sieht Hayer die höheren Limits. Insbesondere die Gewährung eines Limits von bis zu 10.000 € auf Basis einer Schufa-Auskunft schätzt der Suchtforscher als problematisch ein. Eine Schufa-Auskunft dokumentiere nur, ob der Spieler bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist, sage aber nicht über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und das Suchtpotenzial aus.

Die Verwendung der Schufa-Auskunft wird allerdings von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) verteidigt. Das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt hat hingegen bereits im Dezember 2024 dargelegt, warum die Schufa-Auskunft allein kein geeignetes Mittel sei, eine Limiterhöhung zu gewähren.

Niedrigere Limits verbessern Spielerschutz nicht automatisch

Aus Sicht eines Suchtforschers mag es sinnvoll erscheinen, das Einzahlungslimit in deutschen Online-Casinos zu senken. Allerdings könnte eine derartige Maßnahme dazu führen, dass der Spielerschutz schlechter wird. Der Grund dafür ist, dass Spieler in Deutschland die Möglichkeit haben, internationale Online-Casinos zu nutzen, in denen deutlich höhere Einzahlungen als 1.000 € ohne Überprüfung möglich sind. 

Der Abwanderungseffekt ist der Grund dafür, dass es überhaupt Limits von 10.000 € und 30.000 € gibt. Ohne diese Ausnahmeregelungen gäbe es kein Angebot für High Roller. In der Anfangsphase der neuen Glücksspielregulierung ließ sich ab Mitte 2021 beobachten, dass die umsatzstarken Spieler den deutschen Markt verließen, um in Online-Casinos ohne deutsche Lizenz zu spielen.

Mit einem Einsatzlimit von 300 € pro Monat würden noch mehr Spieler vom deutschen Markt vertrieben. Da der Spielerschutz in den internationalen Casinos tendenziell schlechter ist als in Deutschland, wären viele Spieler in der Praxis wesentlich stärker gefährdet als derzeit. Eine isolierte Reduzierung des Einsatzlimits wäre aller Voraussicht nach kontraproduktiv.

Niedrigere Limits nur ohne Schwarzmarkt sinnvoll

Bevor die Einführung eines noch niedrigeren Limits als 1.000 € pro Monat diskutiert wird, sollte die Bekämpfung des Schwarzmarkts erheblich intensiviert werden. Ein legaler Glücksspielmarkt mit perfektem Spielerschutz hilft den gefährdeten Spielern nicht, wenn es ein paar Klicks weiter ein Schlaraffenland ohne nennenswerte Limits und Einschränkungen für Spieler gibt.


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