EuGH-Entscheidung zu Casino-Rückforderungen am Mittwoch

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) wird sich am Mittwoch, dem 9. April 2025, mit der Frage beschäftigen, ob Glücksspielanbieter in Deutschland vor dem 1. Juli 2021 mit einer Lizenz aus einem anderen EU-Land ihre Dienste anbieten durften. Damals gab es in Deutschland noch kein Lizenzsystem für Online-Glücksspielanbieter. Die Entscheidung des EuGH wird mit Spannung erwartet. Wenn der EuGH zugunsten der Glücksspielanbieter entscheidet, dürfte dies das Ende der Casino-Rückforderungen sein.

EuGH entscheidet über finanzielle Aussichten bei Casino-Klagen

In den vergangenen Jahren ist es fast zu einem Anwaltssport geworden, Casino-Betreiber in Malta zu verklagen. Die Betreiber der Online-Casinos wurden teilweise zu Rückzahlungen von Verlusten an Spieler verurteilt, aber manche Klagen wurden abgewiesen. Mit der berüchtigten Bill 55, die maltesische Glücksspielanbieter vor Rückzahlungsforderungen aus dem Ausland schützt, wurde dieser Praxis aber einstweilen ein Riegel vorgeschoben.

Es gibt allerdings gute Gründe anzunehmen, dass die Bill 55 in nicht allzu ferner Zukunft von europäischen Gerichten kassiert wird. Dann wird sich erneut die Frage stellen, ob Spieler, die vor dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 in Casinos mit maltesischer Lizenz Geld verloren haben, ihre Verluste zurückerstattet bekommen können.

Die Frage entzündet sich an einer einfachen Thematik: Durften die Glücksspielanbieter aus Malta aufgrund der EU-Dienstleistungsfreiheit in Deutschland ihre Online-Casinos und Online-Sportwetten anbieten? Auch Online-Lotto ist ein wichtiges Thema. Im aktuellen Fall geht es um Vorwürfe gegen European Lotto and Betting Ltd.

Im alten deutschen Glücksspielstaatsvertrag stand, dass Online-Glücksspiele nicht zulässig seien. Die Frage ist aber, ob diese Regelung gültig war. Sollte der EuGH entscheiden, dass Online-Glücksspiele in Deutschland vor dem 1. Juli 2021 nicht legal waren, hätte dies erhebliche Folgen für viele Glücksspiel-Fans.

Mit einem Schlag wären plötzlich alle laufenden und anstehenden Klagen gegen Glücksspielanbieter in Malta und anderen EU-Ländern, die sich auf die damalige Zeit beziehen, mit hohen Gewinnchancen verbunden. Für die Glücksspielanbieter wäre eine derartige Entscheidung problematisch, da immense Rückzahlungsforderungen auf die Branche zukommen könnten.

Sollte der EuGH hingegen die Position der Glücksspielanbieter übernehmen, wären damit wahrscheinlich alle Klagen auf Rückzahlungen zum Scheitern verurteilt. Deswegen schaut die gesamte Glücksspielbranche in Malta mit Spannung auf den Europäischen Gerichtshof. Nach vielen Jahren der Unsicherheit könnte der EuGH endlich eine klare Richtung vorgeben.

Deutsche Politik hat beim Online-Glücksspiel geschlafen

Angesichts des deprimierenden Zustands der Digitalisierung in Deutschland kann es niemand überraschen, dass Deutschland auch beim Online-Glücksspiel keine führende Rolle innehat. Das gilt aktuell, aber schaut man ein Jahrzehnt zurück, war die Situation noch viel dramatischer. Damals waren bereits zahlreiche Online-Casinos und Online-Buchmacher verfügbar.

In Deutschland beschränkte sich die Politik aber darauf, alle Online-Angebote als illegal einzustufen. Da es aber praktisch keine Maßnahmen gegen die vermeintlich illegalen Online-Angebote gab, konnten Glücksspiel- und Sportwetten-Fans ihrer Leidenschaft uneingeschränkt frönen. Viele Spieler haben damals Geld verloren, das sie nun gerne zurückhaben möchten.

Kein Glücksspiel ohne Eigenverantwortung und Selbstdisziplin

Es wäre allerdings zu leicht, nur der Politik den Schwarzen Peter zuzuschieben. Am Ende geht es beim Glücksspiel immer auch darum, eigenverantwortlich zu handeln und Selbstdisziplin zu zeigen. Ordentlich regulierte Glücksspielanbieter mit einem hochwertigen Spielerschutz können allerdings dazu beitragen, dass Spieler sich nicht selbst ruinieren.

Auch wenn der EuGH sich auf die Seite der Spieler schlagen sollte, werden am Ende nicht alle Spieler ihre Verluste einklagen. Für manche Spieler, die damals Haus und Hof verloren haben, ist es ohnehin zu spät. Alle Spieler, die das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren, sollten sich frühzeitig professionelle Hilfe suchen. Keine noch so strenge Regulierung kann Spielsüchtige, die sich nicht helfen lassen wollen, auf Dauer schützen.


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