Glücksspielanbieter Entain gegen österreichisches Glücksspielmonopol

Das österreichische Glücksspielmonopol ist ein Ärgernis für viele Glücksspielanbieter. Entain gehört zu den großen Namen in der europäischen Branche. Deswegen ist es bemerkenswert, dass sich der Geschäftsführer von Entain Österreich, Florian Sauer, in einem öffentlichen Beitrag zu Wort gemeldet hat. Sauer spricht sich klar und deutlich für das Ende des österreichischen Glücksspielmonopols aus. Als Hauptgrund nennt der Entain-Manager die niedrige Kanalisierung des Glücksspielmarkts.

Lizenzsystem in Österreich statt Glücksspielmonopol?

Die österreichische Glücksspielbranche funktioniert nach den Prinzipien eines Glücksspielmonopols. Was bedeutet das? Der Staat hat alle Fäden in der Hand und kontrolliert nicht nur die Anbieter, sondern ist selbst als Glücksspielanbieter aktiv. Doch das führt dazu, dass es in Österreich nur einen einzigen lizenzierten Online-Glücksspielanbieter gibt.

Allerdings gibt es einen riesigen Schwarzmarkt im Internet, sodass österreichische Glücksspiel-Fans beileibe nicht darauf angewiesen sind, beim staatlichen Glücksspielanbieter zu spielen. In der Praxis führt das dazu, dass die Kanalisierung niedrig ist. Nur ein geringer Teil der österreichischen Spieler ist auf dem legalen Online-Glücksspielmarkt aktiv.

Wie lässt sich das ändern? Eine Möglichkeit besteht darin, Online-Casinos ohne Lizenz und andere Glücksspielanbieter ohne Konzession massiv zu verfolgen. Das hat man in Österreich in den vergangenen Jahren durchaus versucht. Dabei ist man jedoch kläglich gescheitert, denn die fraglichen Glücksspielanbieter sitzen nicht in Österreich und oft nicht einmal in der Europäischen Union.

Florian Sauer weist darauf hin, dass die aktuelle Situation in der Praxis dafür sorge, dass der Spielerschutz insgesamt schlecht sei. Anstatt einen vernünftig regulierten Markt mit Lizenzen für Online-Glücksspielanbieter zu schaffen, werde mit dem Glücksspielmonopol ein florierender Schwarzmarkt begünstigt.

Die Kanalisierung liegt laut Sauer derzeit bei knapp 40 Prozent. Das bedeutet, dass 60 Prozent der Spieler nicht von den strengen Spielerschutzregeln in Österreich profitieren. Das allein sollte schon genügen, um das österreichische Glücksspielmonopol ernsthaft zu hinterfragen. Doch von staatlicher Seite gibt es bislang keine Bestrebungen, das Monopol abzuschaffen.

Kann Österreich von Deutschland lernen?

Auch in Deutschland gab es lange Zeit ein Glücksspielmonopol. Allerdings gab es nie einen staatlichen Online-Glücksspielanbieter in Deutschland. Seit 2021 gibt es jedoch ein Lizenzsystem für Online-Glücksspielanbieter. Dieses Lizenzsystem funktioniert nicht besonders gut. Zwar können private Glücksspielanbieter Lizenzen in Deutschland bekommen. Aber die Rahmenbedingungen auf dem regulierten Online-Glücksspielmarkt in Deutschland sind schlecht.

Auch in Deutschland ist die Kanalisierung des legalen Marktes schwach. Das liegt vor allem daran, dass die Glücksspielregulierung, die mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 eingeführt wurde, ausgesprochen streng ist. Das begünstigt die Glücksspielanbieter auf dem Schwarzmarkt. Sollte sich Österreich weg vom Glücksspielmonopol zu einem Lizenzsystem bewegen, ist Deutschland vielleicht nicht das beste Vorbild.

Das Ziel sollte es sein, möglichst viele Spieler in den legalen Markt zu bringen. Nur dann funktionieren die gesetzlich vorgegebenen Spielerschutzmaßnahmen. Es ist nicht einfach, eine vernünftige Balance zwischen Spielerschutz und attraktiven Glücksspielangeboten zu finden. Aber es gibt durchaus Länder in Europa, die dies besser hinbekommen als Deutschland.

Normalerweise sollte man vermuten, dass das Glücksspielmonopol in Österreich schon aufgrund der EU-Gesetze unter Druck kommen müsste. Doch bislang ist dies nicht geschehen. Ob die Hoffnung, dass eine österreichische Regierung das Monopol demnächst abschafft, berechtigt ist, muss sich in den nächsten Jahren zeigen.

Derzeit spricht vieles dafür, dass das jetzige System beibehalten wird, auch weil es traditionell eine enge Verknüpfung zwischen der österreichischen Glücksspielindustrie und der Politik gibt. Solange die österreichischen Glücksspielanbieter vom Glücksspielmonopol profitieren, wird eine Abkehr von diesem etablierten System nur schwer durchzusetzen sein.


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