Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 wurde veröffentlicht und zeigt ein dramatisches Bild beim illegalen Glücksspiel. Die Fallzahlen sind erheblich gestiegen. Der Anstieg kommt nicht überraschend, denn schon seit Jahren steigen die Fallzahlen im Bereich des unerlaubten Glücksspiels. Obwohl seit Jahren Spielhallen geschlossen und strenge Gesetze zur Regulierung beschlossen werden, blüht das Geschäft mit illegalen Glücksspielangeboten. Oder ist es vielleicht umgekehrt und der Kampf gegen das legale Glücksspiel beflügelt die illegale Konkurrenz?
Schockierender Anstieg beim illegalen Glücksspiel
Die PKS weist 6.247 Fälle unerlaubten Glücksspiels für das Jahr 2024 aus. Das entspricht einer Steigerung zum Vorjahr um 18,3 %. Schaut man etwas weiter in die Vergangenheit, wird der dramatische Anstieg noch deutlicher. Im Vergleich zu 2017, als gerade einmal 504 Fälle registriert wurden, gab es einen Anstieg von 1.139 Prozent. Das dürfte einige Politiker, die seit Jahren das legale Glücksspiel bekämpfen, überraschen.
Kaum ein Tag vergeht ohne Meldung über eine geschlossene Spielhalle, ein strengeres Spielhallen-Gesetz oder strengere Regeln für existierende Spielhallen. Dabei weisen Fachleute aus der Branche seit vielen Jahren darauf hin, dass die Beschränkung des legalen Angebots in erster Linie dazu führt, dass gerade gefährdete Spieler den illegalen Glücksspielmarkt nutzen. Die Nachfrage nach Glücksspiel ist riesig, auch wenn es kein legales Angebot gibt.
Viele Politiker, die das Glücksspiel bekämpfen, wollen oder können nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die um jeden Preis spielen wollen. Für diese Menschen wäre es wichtig, dass attraktive legale Angebote mit einem ordentlichen Spielerschutz entstehen. Wenn das nicht geschieht, passiert genau das, was die PKS 2024 zeigt. Für den Schutz der gefährdeten Spieler ist das fatal.
Aber auch die Staatskasse leidet, denn wenn die Umsätze mit Glücksspiel auf dem Schwarzmarkt gemacht werden, bedeutet dies auch, dass der Staat keine Steuereinnahmen kassiert. Zudem werden mit den Einnahmen auf dem illegalen Markt kriminelle Strukturen finanziert. Es ist kein Geheimnis, dass vielerorts organisierte Kriminalität hinter den illegalen Hinterhof-Casinos und den illegalen Spielautomaten steckt.
Dringender Handlungsbedarf bei Glücksspielregulierung
Ein großes Problem der deutschen Glücksspielregulierung ist, dass Glücksspiel Ländersache ist. In jedem Bundesland gelten individuelle Regeln. Deswegen müssen auch die Gesetzesänderungen beim terrestrischen Glücksspiel in jedem Bundesland neu ausgehandelt werden. Leider gibt es in nahezu allen Bundesländern seit Jahren die Tendenz, mit jeder Änderung der Regulierung eine Verschärfung einzuführen.
Wenn dieser Trend sich fortsetzt, wird der Erfolg des illegalen Glücksspielmarkts weiter steigen. Deswegen fordern Verbände wie Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) schon länger, die Glücksspielregulierung so zu verändern, dass attraktive legale Angebote möglich werden. Derzeit ist das fast nirgendwo der Fall. Der Schwarzmarkt hat beim Thema Attraktivität einen erheblichen Vorteil.
Zudem muss berücksichtigt werden, dass die PKS wahrscheinlich nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Taten enthält. Die Dunkelziffer dürfte relativ hoch sein, denn längst nicht jeder illegale Spielautomat wird entdeckt. Zudem verhält sich der illegale Glücksspielmarkt ein wenig wie die mythologische Hydra: Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue Köpfe nach.
Illegaler Glücksspielmarkt auch bei Online-Casinos ein Problem
Die Polizeiliche Kriminalstatistik hilft nicht weiter, wenn es um illegale Online-Casinos geht. Da die Online-Casinos ohne deutsche Lizenz nicht von Unternehmen in Deutschland betrieben werden, sondern oft von Offshore-Unternehmen außerhalb der EU, kommt es praktisch nie zu polizeilichen Aktionen, geschweige denn Gerichtsverfahren. Beim Online-Glücksspiel gilt deswegen noch verstärkt, dass ein starker und attraktiver legaler Glücksspielmarkt das beste Mittel gegen den Schwarzmarkt ist.