Razzia in Berlin gegen illegale Glücksspielanbieter

Über 400 Polizistinnen und Polizisten waren gestern bei einer gewaltigen Razzia in Berlin im Einsatz. Das Großaufgebot war nötig, um gleichzeitig an etwa 80 Orten Hinterhof-Casinos, Cafés, Spätis, Imbissbuden, Büros und Lagerräume der organisierten Kriminalität auszuheben. Zum Razzia-Team gehörten auch zahlreiche Staatsanwälte und Beamte der lokalen Ordnungsämter. Etwa 160 illegale Spielautomaten wurden bei der Aktion beschlagnahmt.

Aufwändige Razzia gegen illegales Glücksspiel in Berlin

Gelegentlich finden sich in der Lokalpresse Berichte über Hinterhof-Casinos, die von der Polizei ausgehoben wurden. Aber eine Razzia, wie sie gestern in Berlin stattgefunden hat, ist eher selten. Allerdings gab es einen triftigen Grund für die spektakuläre Aktion. Die staatlichen Behörden hatten detaillierte Hinweise darauf, dass eine Berliner Firma seit 2021 Spielautomaten betreibt, ohne Vergnügungssteuer abzuführen.

Nach der Beschlagnahmung werden aktuell die Speicherchips der Slotmaschinen ausgelesen, um die Transaktionen auszuwerten. Angeblich geht es um Steuerhinterziehung in einer Größenordnung von etwa 5 Millionen €. Das wäre für sich genommen schon ein gewaltiger Schaden, der die Razzia rechtfertigen würde. Aber es ist durchaus denkbar, dass die Spielautomaten zudem manipuliert waren.

Die Besitzer der Spielautomaten werden der organisierten Kriminalität in Berlin zugeordnet. Deswegen könnte es gut sein, dass sich im Rahmen der Entwicklung weitere Fakten eröffnen, die zu zusätzlichen Anklagen führen. Ob die illegale Glücksspielszene sich allerdings dauerhaft abschrecken lässt, ist eine ganz andere Frage.

Da es möglich ist, viel Geld mit illegalen Spielautomaten zu verdienen, ist der Anreiz entsprechend hoch. Eine Razzia allein genügt nicht, um die organisierte Kriminalität in Berlin davon abzuhalten, illegale Glücksspielangebote im großen Stil zu betreiben. Aber zumindest könnte man den Eindruck gewinnen, dass in Berlin endlich etwas passiert, um eine erhebliche Geldquelle der organisierten Kriminalität auszutrocknen.

Nach jüngsten Schätzungen liegt der jährliche wirtschaftliche Schaden durch organisierte Kriminalität in Berlin bei etwa 57 Mio. €. Bundesweit geht man von einer Größenordnung im Bereich von 3 Mrd. € aus. Allein in Berlin müssten jährlich ein Dutzend Razzien in der aktuellen Größenordnung durchgeführt werden, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen.

In Berlin gibt es zumindest eine positive Tendenz. Im Jahr 2024 konnte illegales Vermögen in Höhe von 8,8 Millionen € durch strafrechtliche Maßnahmen eingezogen werden. Die Richtung stimmt, aber die Größenordnung ist noch ausbaufähig.

Glücksspiel auch im Internet für Kriminelle attraktiv

Das terrestrische Glücksspiel ist nur eine Seite der Medaille. Ein großer Teil der kriminellen Aktivitäten in der Glücksspielbranche hat sich längst in das Internet verlagert. Eine Razzia gegen einen illegalen Glücksspielanbieter mit Firmensitz im Südpazifik oder in der Karibik ist nicht umsetzbar. Das ist ein grundlegendes Problem, das bislang ungelöst ist. Der Erfolg der illegalen Online-Casinos ist immens, sodass auch die größten Erfolge gegen die organisierte Kriminalität im terrestrischen Glücksspiel letztlich nur Stückwerk bleiben können.

Eine grundlegende Wahrheit gilt im landbasierten Glücksspiel genauso wie im Online-Glücksspiel: Ein attraktives legales Angebot hält die meisten Spieler davon ab, illegale Angebote zu nutzen. Doch leider geht der Gesetzgeber gerade in Deutschland üblicherweise den umgekehrten Weg und versucht, das legale Glücksspielangebot möglichst unattraktiv zu machen.

Beim Online-Glücksspiel wird dies etwa deutlich am monatlichen Einzahlungslimit von 1.000 € und am Einsatzlimit von 1 €. Derartige Limits gibt es bei illegalen Glücksspielanbietern nicht.


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