Es ist bekannt, dass in Großbritannien nicht nur Sportwetten, sondern auch Wetten auf gesellschaftliche Ereignisse enorm populär sind. Der aktuelle Wettskandal um einen Berater des ehemaligen Premierministers Rishi Sunak hat allerdings nichts mit einer harmlosen Freizeitbeschäftigung zu tun. Wenn sich die Vorwürfe vor Gericht bestätigen sollten, geht es um handfesten Wettbetrug.
Wettskandal und Wettbetrug in britischer Politik
Schon länger gibt es Gerüchte um einen Wettskandal im Umfeld von Ex-Premierminister Rishi Sunak. Die Gerüchte haben sich nun bestätigt, denn mehrere Politiker der Tory-Partei müssen sich vor Gericht gegen heftige Vorwürfe verantworten. Besonders bekannt ist dabei, dass ein ehemaliger enger Wegbegleiter von Rishi Sunak ebenfalls zu den Angeklagten gehört. Insgesamt umfasst das Verfahren 15 Personen.
Worum geht es? Die Angeklagten sollen bei einem Buchmacher auf einen vorzeitigen Termin der britischen Parlamentswahl gesetzt haben. Rishi Sunak hatte sich aufgrund des wachsenden politischen Drucks dazu entschieden, den Wahltermin vorzuziehen. Bevor der neue Wahltermin öffentlich bekannt gegeben wurde, wusste jedoch nur ein kleiner Kreis rund um den Premier von den Plänen.
Craig Williams, damals Berater des Premierministers, war eine dieser Personen. Auch der Leiter der Datenabteilung der Tory-Partei, Nick Mason, gehört zu den angeklagten Personen. Nachdem die britische Glücksspielkommission monatelang ermittelt hat, steht im Juni ein Gerichtsverfahren an, in dem sich die betroffenen Personen verantworten müssen.
Der Wettskandal hat nicht nur eine finanzielle Komponente. Auch das Vertrauen in die Seriosität der Politik wird untergraben. Wenn Politiker in einer schwierigen Lage für Großbritannien keine anderen Sorgen haben, als den eigenen Geldbeutel zu füllen, ist das ein fatales Signal. Die Mitglieder der Tory-Partei haben anscheinend nicht ganz zu Unrecht den Ruf, dass es ihnen vor allem um ihr eigenes wirtschaftliches Vorankommen geht.
Die Tory-Partei hat alle Personen, die sich im Gerichtsverfahren verantworten müssen, vorläufig suspendiert. Ein Parteiausschluss wäre bei einer Verurteilung wohl kaum zu vermeiden. Das ist aber vielleicht nicht mehr als unvermeidliche Öffentlichkeitsarbeit. Immerhin sind einige der führenden Figuren der Tory-Partei in den Skandal verwickelt.
Wetten auf politische Ereignisse problematisch
In vielen Ländern sind Wetten auf Politik verboten, da es naturgemäß erhebliche Manipulationsmöglichkeiten gibt. Insider können frühzeitig von Entscheidungen erfahren und diese gezielt nutzen, um lukrative Wetten zu platzieren. Wenn die Insider nicht selbst, sondern Dritte die Wetten platzieren, ist es für Buchmacher oft schwierig oder gar unmöglich, dem Wettbetrug auf die Spur zu kommen.
Beim britischen Wettskandal deutet alles darauf hin, dass die Angeklagten ihre Wetten selbst platziert haben. Das deutet auf ein gewisses Amateurniveau beim Wettbetrug hin. Die Details zum Vorgehen der Politiker werden aber wahrscheinlich erst beim Gerichtsverfahren bekannt. Noch ist auch unklar, um welche Summen es geht.
Es ist aber wohl davon auszugehen, dass nicht nur ein paar Pfund gesetzt wurden. In vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit wurden Buchmacher durch hohe Wetten auf Manipulationen aufmerksam. Auch im aktuellen Fall könnte dies der Anlass für weitere Untersuchungen gewesen sein.
Vielleicht sollte man auch in Großbritannien darüber nachdenken, Wetten auf Politik und andere Events, die sich leicht manipulieren lassen, zu verbieten. Das würde zwar der britischen Sportwetten-Tradition ein wenig widersprechen, würde aber zumindest an dieser Stelle einige geldgierige Politiker ausbremsen. Bislang ist es nur illegal, Insiderwissen für Wetten auf Politik zu nutzen. Aber dieses Verbot allein scheint offensichtlich nicht zu genügen.