Zypern hat sich eine spannende Rolle als eine der führenden Jurisdiktionen im europäischen iGaming erarbeitet. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass Zypern keine Lizenz für Online-Casinos hat. Es gibt nur einige landbasierte Casinos und Online-Buchmacher mit zypriotischer Lizenz. Die Rolle von Zypern auf dem europäischen Online-Glücksspielmarkt sollte trotzdem niemand unterschätzen, denn gerade für Finanzdienstleistungen ist Zypern ein unverzichtbarer Partner für viele Casino-Betreiber.
Zypern für iGaming als Finanzplatz und Steuerparadies spannend
In Zypern ist die National Betting Authority (NBA) für die Regulierung des Glücksspiels zuständig. In den vergangenen Jahren sind einige große Casino-Projekte entstanden, die vorrangig dem Zweck dienen, die zahlreichen Touristen dazu zu bringen, ihr Geld in Spielbanken zu tragen. Online-Buchmacher mit zypriotischer Lizenz spielen in den meisten europäischen Ländern keine große Rolle, existieren aber.
Es gibt allerdings mehr als ein Dutzend Unternehmen der iGaming-Branche, die in Zypern sitzen. Einige dieser Unternehmen sind B2B-Dienstleister. Hinzu kommen Unternehmen, die auf Online-Zahlungen spezialisiert sind. Limassol ist als ein wichtiger Standort für die europäische Fintech-Industrie. Viele Finanzunternehmen sind in Zypern angesiedelt, da es eine günstige Regulierung und niedrige Steuern gibt.
Die meisten zypriotischen Unternehmen, die zur iGaming-Branche gezählt werden, kooperieren mit Glücksspielanbietern, die ihre Casinos in Curaçao, Anjouan, Kahnawake oder einer anderen Jurisdiktion lizenzieren. Die zypriotischen Dienstleister helfen diesen Unternehmen beispielsweise dabei, populäre Zahlungsmethoden anzubinden und rechtssicher Transaktionen in der Europäischen Union durchzuführen.
Es ist nicht ganz einfach, die Firmenstrukturen, die hinter solchen Konstruktionen stecken, zu durchschauen. Dass die Casino-Betreiber und die zypriotischen Firmen in allen Fällen unabhängig voneinander existieren und inhaltlich und personell nichts miteinander zu tun haben, darf zumindest in Frage gestellt werden.
Die Zahlungsdienstleister (PSP) spielen eine enorm wichtige Rolle für die europäische Glücksspielindustrie, denn Casinos ohne Lizenz in Europa haben es schon aufgrund der Geldwäsche-Richtlinien schwer, mit Zahlungsanbietern zu kooperieren. Wenn eine EU-Firma die Transaktionen übernimmt, ist es allem Anschein nach deutlich einfacher, die EU-Richtlinien einzuhalten.
Zypern als Alternative zu Malta auch für Spielehersteller interessant
Aufgrund der fehlenden Casino-Lizenz im zypriotischen Lizenzsystem ist die Insel im östlichen Mittelmeer nicht als Standort für Casino-Betreiber geeignet. Aber es könnte gut sein, dass in Zukunft mehr Spielehersteller ihren Sitz nach Zypern verlegen. Die Insel bietet eine hohe Lebensqualität, einen niedrigen Steuersatz und viele Vergünstigungen für Investoren.
Ein großer Vorteil von Zypern ist zudem, dass die Insel wesentlich größer ist als Malta, der derzeit wichtigste Standort für iGaming-Unternehmen. Das führt auch dazu, dass die Lebensbedingungen für die Beschäftigten günstiger sind. In Malta sind die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren durch die Decke geschossen. Im Vergleich dazu sind in Zypern selbst an den teuersten Standorten die Mieten noch relativ günstig.
Ein weiterer Vorteil für iGaming-Unternehmen, die ihren Standort nach Zypern verlegen, ist die direkte Anbindung an die Fintech-Industrie, die es in dieser Form in Malta nicht gibt. Auch steuerlich könnte sich Malta in den nächsten Jahren ungünstiger als Zypern entwickeln. Das bisherige Steuermodell steht schon lange in der Kritik und könnte vor einer größeren Reform stehen.
Die wachsende iGaming-Industrie in der Europäischen Union wird auch in Zukunft Standorte bevorzugen, die eine günstige Regulierung und niedrige Steuern bieten können. Malta und Zypern sind weit vorn an der Front. Wenn Zypern auch noch eine Lizenz für Online-Casinos schaffen würde, könnte das die Entwicklung deutlich beschleunigen. Derzeit gibt es aber zumindest keine offiziellen Pläne in diese Richtung.