Kolumnen

Abenteuer Las Vegas – letzter Teil

Die „Dirt Road“ ist eine unbefestigte Straße und nur bei trockenem Wetter befahrbar. Na großartig, und am Horizont türmen sich schon die Wolken! Wenn das mal gut geht! Sie führt 46 Meilen durch das Grand Staircase Escalante National Monument hindurch, und unsere Kompassnadel dreht gen Süden zum Highway 89. Die felsige Landschaft präsentiert sich erst relativ flach, in Erdtönen, durchsetz mit leichtem Grün der Sträucher, ungeschminkt, – wunderschön. Wurde hier etwa Winnetou gedreht? Wir passieren einen Abschnitt von gelb rötlicher Farbenvielfalt der kreativen Felsformationen, und als wir wiedermal an der Spitze einer der vielen Hügeln stehen, und auf ein Tal blicken, wissen wir: das Tal der Könige liegt nicht in Ägypten, sondern in Utah! Wahnsinn! Unsere Fahrt geht auf der unwegsamen Straßen nur langsam und beschwerlich voran. Die Jungs schwelgen dabei in Erinnerungen an ihre Bundeswehrzeit, ich im Naturrausch, und – oh Schreck! Die erste Wolke entlädt sich leicht. Jetzt weicht unsere Euphorie allmählich der Panik noch vor einem katastrophalen Wolkenbruch den sicheren Asphalt des Hwy 89 zu erreichen! Und das schaffen wir auch!
Nach dreieinhalb Stunden Fahrt haben wir zwar Meilen, aber keine Zeit gespart. Die Dämmerung hat auch schon einsetzt, daher entscheiden wir, darüber nicht unglücklich, erst eine Dinnerbreak in Kanab einzulegen, und danach unsere Heimreise nach Vegas anzutreten.

Mitten in der Nacht, bei trockenen warmen Temperaturen, falle ich glücklich, zufrieden und hundemüde in mein Queensizebett! Was will man mehr? Nur noch den längst überfälligen Cash, bitte!

Mental wieder in Hochform verspüre ich große Lust nochmals am Venetian Extravaganza Turnier an den Start zu gehen. So schreite ich guter Dinge auf meinen neuen Guess High Heels durch den feudalen Säulengang zum Turnier und in meine nächste Enttäuschung!

Zunächst glaube ich beim falschen Event gelandet zu sein, da bereits schon ohne mich, sechs Ladys am Tisch Platz genommen haben, – ich starte mal wieder verspätet im zweiten Blindlevel. Doch auf den zweiten Blick entdecke ich noch zwei Vertreter des männlichen Geschlechts. Einer der beiden wird für mein verfrühtes Turnieraus in weniger als einer viertel Stunde sorgen. Zuerst gehen pre Flop meine Chips in die Mitte, und anschließend meine Cowboys gegen ein gerivertes Set Queens in Flammen auf. Well, happens! Glücklicher weise kostet mich dieser Suckout nur meinen halben Stack. Jedoch kurz darauf trifft der gleiche Gegner erneut am River, für meine restlichen Chips, gegen meine Airlines seinen Zweiouter, und mir dieses Mal mitten ins Herz! Das ist wohl so, als würde sein Lieblings Fußballclub nach neunzig Minuten mit einer 1:0 Führung, in der drei minütigen Nachspielzeit final 1:2 verlieren. Nein, eher noch grausamer! Jetzt stürze ich mich erst einmal ins metertiefe Selbstmitleid, und daran kann mich auch meine neue Ed Hardy Handtasche nicht hindern!

Resümee:

Amerika ist toll! Las Vegas ist großartig! Und wohl keine andere Metropole weckt so viele Sehnsüchte – Erfolge – Enttäuschungen – und Illusionen wie Vegas. Zwar habe ich eine Höllenfahrt durch die Varianz erlebt, aber das schmälert nicht meine Begeisterung für die Stadt, dem Land. – wenn auch nur für einen Urlaub. Und seit meiner Rückkehr habe ich eine harmlose, vielleicht sogar schöne Sucht, – Sehnsucht!


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