Kolumnen

Einzelkämpfer im Team

Sie loben die Hand im Showdown. Jedoch geschieht dies aus Anstand, ist in den wenigstens Fällen ehrlich gemeint. Auch wenn man den Gegenüber sympathisch findet, man will eigentlich nur eines: seine  Jetons! Man kämpft sich durch ein Event und ist niemandem Rechenschaft schuldig außer sich selbst.
Klasse finde ich deshalb immer wieder Teamcups. Da wird die Sparte der Pokerspieler in eine Gruppe gesteckt und es gibt ein gemeinsames Ziel. Da werden Einzelkämpfer zu Teamplayern.
Gestern war es bei der CAPT Bregenz wieder soweit, das 3k Teamevent stand an. Pro Team gingen drei Spieler an den Start. Jeder Spieler eines Teams startet in einem der drei Flights mit einem Startstack von 10k. Zusätzlich besaß jedes Team einen „Reservestack“ der als Rebuy oder als Add-on verwendet werden konnte. Nach Level 8 wurden dann die verbliebenen Stacks eines Teams zu einem zusammengefasst und sozusagen das Final-MTT gespielt.
Nun gibt es viele verschiedene Faktoren, die im Vergleich zu einem „normalen“ MTT  dazukommen. Jedem Team stand es frei nach jedem Level – mit 45min war viel Zeit zum Spielen gegeben- die Plätze intern zu tauschen. Die Stacks blieben am Platz, nur die Spieler konnten gewechselt werden. So war es möglich, die eigenen Stärken im Team ausnutzen. Manche Spieler sind Shortstackspezialisten, andere können einen Bigstack besonders gut handeln. Manche können beides, idealerweise hat man solche Allrounder im Team. Es gibt natürlich auch gegnerische Spielertypen, mit denen man persönlich besser zurecht kommt oder die dem eigenen persönlichen Spielstil nicht entgegenkommen. Dies sind alles Entscheidungsgründe, die mitberücksichtigt werden sollten.
Insgesamt hatten sich 24 Teams gefunden, die um das Preisgeld und den Titel kämpfen sollten. Ich selbst war mit Julian Herold und Frank D., zwei sehr guten und erfahrenenen MTT-Spielern, im Team Donkr am Start.
Gemein ist aber in allen Pokerevents, dass man Hände gewinnen muss und das sollte uns an diesem Tag nicht gelingen. Wir verloren die entscheidenden Flips und es wollte einfach nicht laufen.
Ein Beispiel:
In Level vier hatte ich bei Blinds von 150/300 25 Antes einen 6k Stack übernommen. Ein klarer Restealstack. Es sollte sich bald eine „Traumsituation“ ergeben. Dachte ich zumindest, als ich im BB saß, KK erblickte und daraufhin alle Jetons in die Mitte schob. Ein Spieler hatte UTG+1 auf 800 geraist, drei weitere Spieler gecallt, über 3500 Jetons also schon im Pot. Mit gut 5k mehr vermutete ich schon auch noch einiges an Foldequity zu besitzen, jedoch callte sowohl der ursprüngliche Raiser als auch der erste Caller. Auch der letzte Spieler mit Option tankte lange, bevor er foldete. Der Flop schien harmlos, doch am 9 6 2 J J Board brachten auch die verbliebenen zwei Spieler ihre restlichen Jetons im Sidepot unter. Showdown: AA des Spielers UTG+1, 99 des anderen zum Fullhouse. Ein äußerst „kaltes Deck“, denn auch der dritte Spieler (der letztlich doch gefoldet hatte) hätte mit 66 ein Set gefloppt. So war ich mit meinen Königen auf allen Straights klarer Dog.
In der letzten Hand vor der Dinnerbreak war dann Frank mit unserem letzten Stack All-in. Doch auch dieser Coinflip ging im Showdown verloren und so hatten wir früh frei. Auch die Titelverteidiger mit Michi Keiner, Sandra Najoks und Dragan Galic, die den Event bei der CAPT Seefeld noch gewonnen hatten, schieden früh aus. Aufgrund der sehr guten Struktur konnte das Event gar nicht an einem Tag zu Ende gespielt werden. Bei vier verbliebenen Teams wurde an der Bubble, drei Plätze werden bezahlt, um vier Uhr früh das Turnier unterbrochen und heute fortgesetzt.
Ab morgen geht dann aber wieder endgültig jeder Spieler für sich ins Rennen. Dann ist der Pokerspieler als Einzelkämpfer wieder nur auf sich alleine gestellt. Bis er beim nächsten Teamevent wieder bei seinen Freunden mitfiebern kann. Denn nur wenn es auch im eigenen Interesse liegt, nimmt man den meisten Pokerspielern ehrliche Anteilnahme ab.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments