Kolumnen

EPT Prag – Lange Finger und teure Zigaretten

Fangen wir mit den erfreulichen Fakten an. Die EPT Prag war ein gelungenes Events. Parktisch ausgebucht mit viel Action rund um die Uhr. Die Belegschaft von Thomas Kremser hat – wie immer – erstklassige Arbeit geleistet und all die Probleme auf die ich später eingehe, bezogen sich auf das vom dortigen Casino beschäftigten Personal. Ich mag es einfach nicht, wenn am Tisch gestohlen wird und obwohl vielleicht manche meinen, dass geht uns Spieler nichts an, solang der Pot stimmt, habe ich dazu eine völlig konträre Meinung. – Wenn ein Dealer keine Hemmungen hat, seinen Arbeitgeber zu bestellen, wie groß wird dann wohl seine Scheu sein, auch mal bei günstiger Gelegenheit richtig in den Pot zu greifen?

Aber eines nach dem anderen. Wie gesagt, die Action an den Cashgame-Tischen war großartig. Bei Blinds von umgerechnet € 15/30 gab es immer wieder Pots jenseits der € 25 000. Mir ist nur aufgefallen, dass die Dealer auch in den heikelsten Momenten gewagte Wechselmanöver veranstaltet haben und dass dann im Endeffekt zwar das Maximum Rake von 500 Kronen (ca. € 19) aus dem Pot genommen wurden, aber maximal 300 Kronen versenkt wurden (manchmal auch gar nichts). – Ich habe mir, um ja nichts Falsches zu sagen, das unauffällig mehr als zehnmal angesehen, um mich dann doch beim zuständigen Floorman zu beschweren über die unsaubere Arbeitsweise. Offenbar gab es dann ein kurzes Gespräch im Pausenraum, die Dealer wurden aber zu meinem Befremden weiterhin auch im High Limit Bereich eingesetzt.

Pokerbereich EPT Prag

Auch unter den  – wie schon erwähnt – absolut korrekt arbeitenden Dealer aus dem Team von Thomas Kremser gab es Unruhe in der Sache. Schon alleine, weil manche der hauseigenen Dealer fast das Doppelte an – nennen wir es  – Trinkgeld abrechneten. In gewisser Weise nichts anderes als eine verdeckte Geschicklichkeitszulage für kreatives Wechseln. (Möchte aber betonen, dass es sich um weniger schwarze Schafe handelte und dass die meisten der einheimischen Dealer sicher auch sehr korrekt gearbeitet haben)

Nach wie vor befremdlich das Verhalten des Floorpersonals. Keiner schien das den Dealern irgendwie vorzuwerfen. Der casinointerne Umgang war von keinerlei Missstimmung geprägt und auch wir Spieler hatten dann Zeit, uns um andere Prager Sonderbarkeiten zu wundern. Kleines Beispiel – und ich bin ja wirklich der absolute Nichtraucher unter den Nichtrauchern und es wurmt mich trotzdem! In der Tschechei sind die Zigarettenpreise staatlich kontrolliert. Zigaretten kosten, was sie kosten und niemand – außer eben dem Staat – darf daran zusätzlich durch Aufschläge verdienen. Nun mir fehlt da ein wenig die Markenübersicht, aber dass ein Päckchen Zigaretten in der freien Wildbahn 500 Kronen (ca. € 19) kostet kann ich dann doch ausschließen.

Auch ein wenig extravagant die Preise für die kleinen Eisbecher, die man sich selbst bei der Bar holen musste und die in der Verpackung ab Fabrik für stolze sechs Euro verhökert wurden. Apropos extravagant. Die drei Männer von der Security wie aus einem Woody Allen Film. Theoretisch gab es so eine Schleuse wie am Flughafen (siehe auch die Kolumne von Martin Kläser), jedenfalls da mussten etwa nach einer Pause mehr als 200 Spieler auf die Schnelle durchgelotst werden. Da gab es natürlich auch eine lange Schlange und man versäumte beim Turnier die eine oder andere Hand. Das Interessante allerdings war, man konnte bevor man durch die Schleuse ging, seine Taschen ungeachtet Form und Gewicht unkontrolliert auf eine Art Tisch stellen. Dort wurde das Gepäckstück dann von einem der Securitymänner einfach einen Meter weiter geschoben. Übrigens wenn der Metalldetektor mal anschlug, wurde auch nicht weiter kontrolliert. – Etwa mein Freund Casey Kastle und seine berühmte 20 Kilo schwere Reisetasche wanderten undurchleuchtet und unkontrolliert in den Casinobereich.

Einmal gab es einen großen Wirbel um einen Tisch, der gerade neu eröffnet werden sollte. Die Spieler stürmten zum Tisch, um die Plätze zu reservieren. Problematisch wurde es, als dann gleich drei aufgeregte Männer behaupteten, dass der eine Platz samt den verwaisten 100.000 Kronen – immerhin € 4000 – ihnen gehören würde. Normalerweise keine große Sache – das kann auf der ganzen Welt passieren. Das Video sollte entscheiden, der Floorman wurde gerufen, der sich wiederum entschuldigte dafür, dass es leider angesichts der großen Räume nicht möglich sei, die Tische mit zu filmen. Außerdem sei der Raum eigentlich ein Ballsaal und nur für die Dauer des Events angemietet und so weiter und so fort.  – Ich hatte das alles so mitgehört, ohne irgendwie betroffen zu sein. Indirekt involviert wurde ich allerdings am nächsten Tag als ich dann genau von diesem Floorman in Begleitung mehrerer Kollegen zur Seite gerufen wurde,. Mit strengem Gesicht wurde mir mitgeteilt, dass nach eingehendem Studium der Videobänder keine Unregelmäßigkeiten bezüglich der Wechselvorgänge und dem Rake beobachtet werden konnte. Exakt die Tische an denen ich gesessen sei, wären mehrfach und akribisch beobachtet worden.
Mal abgesehen davon, dass ich mir zehnmal überlege, bevor ich so einen Vorfall melde, bleibt es doch mehr als verwunderlich, dass die an einem Tag angeblich nicht installierten Videokameras am Tag davor so genaue Aufzeichnungen machen konnten. –  Egal, es war ein schönes Turnier. Beim Cashgame lief es gut bei mir und ich konnte zumindest das Turnier-Buy in, die Hotelspesen und die diversen Eisbecher zurückgewinnen. Bleibt zu hoffen, dass das nächste Jahr ohne solche Sonderbarkeiten auskommt und für mich persönlich hoffe ich, dass ich mich dann wieder ausschließlich auf das Poker spielen werde konzentrieren können.

Bildquelle: Pokerstars.de Blog/Intellipoker.com


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