Kolumnen

German Stars of Poker – Triumphe und Abgründe der menschlichen Natur

Katja Thater, Anton Allemann, Sebastian Ruthenberg, Alex Jung, Erich Kollmann, George Danzer, Andreas Krause und Thomas Kremser waren angetreten zu als „German Stars of Poker“. In den Nebenrollen ein kompetenter Michael Körner als Kommentator, Dealerin Steffi als apparte Misch- und Austeilsachverständige, vier servierende Blondinen, (oder waren es blondierte Serviererinnen?). Gestalterisch und technisch betreut von einem entflohenen Alcatrazhäftling an der Kamera und seinem zu recht ungenannt bleibend wollenden Fluchthelfer und Komplizen hinter dem Regiepult.

Eine gruselige Zeitreise – Ein Frauenhasser – Dieter Bohlen schämt sich

Die jungen Menschen wissen ja gar nicht, wie gut sie es haben. Wenn ein Sebastian Ruthenberg oder ein George Danzer nach getanem Pokerhandwerk nächtens ein wenig Zerstreuung suchen, gibt es hochgestylte musikalische Kurzfilmchen in MTV und Viva.
Alles hat Klasse, die teuersten Art Directoren, Top-Regisseure und virtuos geschnitten von den besten Cuttern der Welt – mal abgesehen von den leckeren Tänzerinnen. Zu meiner Zeit war das alles ganz anders, da gab es Limahl, Bonnie Tyler, Modern Talking und als ob das nicht schon für eine versaute Jugend reichen würde, die unerträglichen Wham. Die Frisuren waren furchtbar und die Videos noch deutlich schlimmer. Singende Zombies bis über die Knöchel in Schwaden von Trockeneisnebel und irgendwann stand dann ein Pferd in der Schlafzimmerkulisse, die Windmaschine ließ die Vorhänge flattern und das war dann die Poesie der frühen 80er Jahre. Noch drei Videos mehr und ich hätte mich getötet und das mit gutem Grund, weil es auch in der Hölle besser und schöner sein musste, als in diesem optischen Unrat weiterzuleben.

Eigentlich dachte ich, dass ich diese furchtbare Phase meines Lebens ein für alle mal überstanden hätte. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass die globale Stylepolizei irgendwann Mitte der 80er Jahre getan hatte, was getan werden musste. Irgendwo auf einer steinernen Insel wären sie alle sicher verwahrt, die Optikverbrecher im Trockeneisnebel. Ohne Chance auf Flucht und zu Weihnachten kommt Nena und singt alleine zweistimmige Gospels mit unrasierten Achselhöhlen oder so. Jetzt sitz ich in aller Unschuld und getrieben von dienstlichem Missionseifer vor meinem drittliebsten Sender DSF. „German Stars of Poker“ heißt die Sendung und plötzlich sind sie wieder da die längst überwunden geglaubten Gefühle.

Flashback ohne Drogen und Sonnenbrille

Das Studio getaucht in dieses überstrahlende blassviolette Licht, für das sich Dieter Bohlen heute noch schämt (mehr als für Thomas Anders und Naddel zusammen). Und dann dieser fiese kleine Gegenspot in die Kamera, der das alles so milchig aussehen lässt und sich bei den Close-ups in die gegelten Haare frisst – unbarmherzig und unentschuldbar. Über die sexuelle Disposition des Kameramanns zu spekulieren wäre grob unfein und unkorrekt, aber ich tue es trotzdem. Wie sehr muss man grazile, langbeinige Frauen hassen, um sie schräg von oben abzufilmen? Kurze dicke Stummel sonderbar verzerrt, da nutzt das schöne Lächeln gar nichts. Wäre eine der vier Hübschen meine Freundin wäre ich jetzt wahrscheinlich eingesperrt und wüsste wenigstens warum.

Pokerspieler und ihre Frisuren in der Einzelkritik

Zu Katja Thater sage ich wegen akuter Befangenheit (erst mal) gar nichts. Fangen wir mit Andreas Krause an. Grundsolides Haarstyling – irgendwo zwischen Millionär und ehemaligem Fußballer (besser als umgekehrt). Sebastian Ruthenberg und Alex Jung mit der praktisch orientierten Erfolgsfrisur. George Danzer britisch dezent mit einem Hauch des talentierten Mr.Ripleys. Anton Allemann mit dem verbrieften 500 -Franken Haarschnitt im Philipp Poisel-Look („Ich bin der aktuell beste deutsche Texter deswegen darf ich mir auch alle Haare nach vorne frisieren und bin trotzdem cool“ – Ein soeben von mir komplett frei erfundenes Poisel Zitat).
Bleiben nur noch Erich Kollmann und Thomas Kremser als Vertreter der Gel-Fraktion. Vielleicht ein generationsbedingter Reflex, das was man hat, nach oben zu kämmen. Aus Gründen auf die ich nicht näher eingehen möchte, widerstehe ich der Versuchung und halte es mittelfristig wie Elton John (falls mir das meine Frau erlaubt). Erich Kollmann hat wahrscheinlich mit gutem Grund ähnliche Zukunftspläne (falls es wiederum seine Frau erlaubt.)

Solides Poker ohne Fortune

Viel fällt mir zum Spiel von Jung, Ruthenberg und Krause nicht ein. Profis unter sich, wechselseitiger Respekt und der Wunsch, nichts falsch zu machen. Keine Moves a la Esfandiari, kein aufdringliches Buhlen um die Gunst der Kamera. Ein wenig dem kartentoten Schicksal ergeben und nach der Reihe ausgeschieden. – Vielleicht war auch die zu gewinnende Reise in die Karibik samt Pokerstars-Turnier nicht genug Anreiz. Flughäfen und Hotels haben all die Jungs zur Genüge gesehen und außerdem wissen sie alle vier, wenn es so weiter läuft können sie sich bald ihre eigene Insel in der Karibik kaufen. Samt Sandstrand und Feuchtbiotop.

Ich liebe Katja (immer noch!)

Zu Katja Thater. Nun sie hat eigentlich wirklich nichts falsch gemacht. Einfach eine schwere Phase im Moment. Einzig und alleine die Verwendung des wahrhaft unschönen Diminutiv „Pushy Pushy“ möchte ich ihr vorhalten als jemand, der schon mal eine telefonierende Frau wegen der penetranten Verniedlichung „Momenti, Momenti“ verlassen hat. Nun Katja Thater würde ich natürlich auch niemals von der Ferne verlassen, weil sich das nicht gehört. Wenn einer Frau von allen Seiten der herben Wind ins Gesicht bläst, sind wir von der alten Schule sowieso nicht wegzubringen. Vielleicht gewinnt sie ja bei der WSOP 2009 ein weiteres Bracelet oder so. Dann kommen die falschen Freunde wieder und dann werde ich sie anrufen und ihr gratulieren und Katja wird mit ihren wunderbaren Thaterstimme sagen: „Schön, dass du anrufst Götz. Alle wollen ein Interview, aber ich gebe nur dir eines und selbstverständlich persönlich“. Und sie wird sich auf ein weißes Pferd schwingen und her reiten. Von Las Vegas nach Wien in einem Stück und ich werde draußen warten und sie dann schon von der Ferne kommen sehen. Die beiden Bracelets werden funkeln und das kleine zarte alabasterweiße Seidenkleidchen wird in der Sonne changieren. Und sie wird von ihrem weißen müden Pferd absteigen. Endlich und…… STOP (melde mich kurz dienstfrei. Werde schleunigst kühl duschen und dann das Thema wechseln.)

Die Gelfraktion im Triumph – Erich Kollmann und sein schwerster Fehler

Wenig Möglichkeiten, keine Karten und eine schnelle Struktur. Nach der Reihe verabschiedeten sie sich alle. George Danzer und Anton Allemann hielten noch am längsten durch, aber irgendwann war es dann da – das Duelle der gegelten Männer. Kollmann gegen Kremser. Routine gegen Erfahrung oder umgekehrt. Ein österreichisches Duell der Extraklasse mit leichten Vorteilen für Kollmann wie man meinen sollte.
Die guten Karten allerdings waren eher bei Thomas Kremser und er wusste auch ebenso gut, mit ihnen umzugehen. Trotzdem lag der Chiplead bei Erich Kollmann und so wäre es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, hätte nicht Kollmann den schwerstmöglichen verfügbaren Fehler gemacht:„Habt ihr heute noch was vor?“ nach hinten gewandt zu den servierenden Blondinen. Der sonst so beherrschte Kollmann getragen von vortriumphalen Gefühlen. Gab es im Oberösterreich letztes Jahrtausend noch kein Fernsehen? Wozu haben wir all die Filme des Wilden Westens gesehen? Der junge Revolverheld mit Perspektive und Freundin in Santa Fe: „Ich fahre dann nach Hause zu meinem Mädchen. Die wartet auf mich!“ Und schon ist sie da die Kugel aus dem Hinterhalt. Quasi der böse Humor des unerbittlichen Schicksals.
Das für Erich Kollmann bestimmte Kaliber war die unmittelbar darauf folgende Hand, K9 vs. K4. Beide treffen das Top Pair. Kremser mit allem, was er hat, drinnen und kleiner Hoffnung. Der Kicker muss kommen und er kommt. Kremser erstmals aus dem massiven Hintertreffen direkt zu einem ebenso massiven Chiplead.
Der Rest war dann nur noch Routine. Kollmann wehrte sich, der mitgereiste Fanclub feierte bereits und das zu Recht. Thomas Kremser ist der Gewinner von „German Stars of Poker“ und ist ein würdiger Sieger dem all unser Respekt gelten sollte. Stellvertetend für alle an und hinter den Kartentischen arbeiten hat er es bewiesen. Eigentlich könnten wir ja auch die Turniere gewinnen, aber wir haben einfach keine Zeit dafür. Bei der EPT Dortmund stand er dann wieder hinter dem Finaltisch und sah nach dem Rechten. Eben eine universelle Casinowaffe und wir von Pokerfirma.de sind stolz. Thomas Kremser bei uns zu haben


Da Capo – der Tag danach

Habe mir soeben die ganze Sendung nochmals angesehen. Diesmal mit meiner Hunter S. Thompson Sonnenbrille für besondere Notfälle auf der Nase und einem kleinen Schlückchen Absinth aus der mysteriös verstaubten Flasche. – Jetzt passen auch die Farben irgendwie, nur die Mädchen haben immer noch ungerechterweise kurze dicke Beine. Im Anschluss zu gab es noch kleines DSF-Quiz. 200 Euro für ein wenig Buchstaben sortieren „GRINSEKELCHEN“- angeblich eine deutsche Stadt. Ich komme einfach nicht drauf. Dabei könnte ich die 200 Euro so gut gebrauchen für meine Anton Allemann Frisur. Katja mag es wohl wenn ich ein wenig jünger aussehe. – Apropos. Darf man Pferde eigentlich im Parkhaus abstellen. Ich weiß es nicht, aber ich werde es rausfinden. Wenn Katja kommt, werde ich bereit sein! – Ehrensache.


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