Kolumnen

Gigantischer Auftritt?

Irgendjemand hatte wohl abgesagt, weswegen der Semi-Pro (immerhin) Felix nach Köln ins GIGA-Studio geladen wurde, um an der legendären GIGA-Pokernight im neuen Format teilzunehmen.

Was kam auf mich zu? Ab- und Versagen war wohl keine Option, wie mir unterschwellig vermittelt wurde. Toni, der freundliche Moderator dagegen, gab mir telefonisch zu verstehen, dass es sich überhaupt nicht lohne, aufgeregt zu sein und die Atmosphäre eher einer netten Runde unter Kumpels gleiche. Eben nix Besonderes.

Schon verstanden. Ich sollte locker flockig auf einer Couch mit vorgehaltener Waffe relaxen. Seltsame Gefühle kamen auf, wie dieser unangenehme Leistungsdruck, den ich seit einigen Monaten bewusst und erfolgreich vermeiden konnte. Sofort dachte ich an chemische Unterstützung, wobei dies unter Stress auf eine extrem widerliche Art und Weise nach hinten losgehen könnte. Teil der Sendung war die „Pokerschule“, wo u.a. Made Hands und Draws erklärt werden sollten.
Bei solchen Einsteiger-Themen kann man sich lediglich blamieren, zumal ich als Super-Egomane noch nie das Bedürfnis hatte, irgendjemanden das Pokerspiel näher zu bringen.

Aber was zum Teufel ist das? Krame ich da gerade uralte Strategieartikel raus und studiere sie? Stehe ich wirklich vorm Spiegel und halte Monologe über Odds & Outs? Wie lächerlich! Cool bleiben! Easy going…

Am nächsten Morgen gegen 13 Uhr ging es los. Ich sattelte mein mit Winterreifen getuntes Gefährt und machte mich auf von Tübingen in Richtung Kölle. Nach 3 ½  Stunden freier Fahrt checkte ich im zentral gelegenen Barceló ein, einer spanischen Hotelkette, dessen Flair so südländisch ist,  wie das Personal hetero. Nach kurzer Rast ging es in die Siegburger Straße, wo sich das kleine, versteckte Studio mit Rheinblick befindet.

Toni begrüßte mich, führte mich durchs Studio und erklärte mir, was “hinter den Kulissen“ abläuft. Anschließend gingen wir die Sendung durch, als die Verantwortlichen von Pokerstars, GIGA und dieser riesige, furchteinflößende Münchner die Treppe hochkamen. Dass musste der Typ sein, in dessen Gegenwart ich mich „benehmen“ soll, wie mir Rosi befahl. Da er gerne anonym bleiben will, nenne ich ihn hier einfach Volker P. … oder doch lieber V.Pies.

Jedenfalls war ich noch voll auf meinen Auftritt fixiert und beschränkte mich daher auf Schnauze halten, nett lächeln und meiner „ Ab-und-zu-nen-dummen-Spruch-Strategie“. Ich erfuhr, dass ich im TV wohl noch fetter und schmieriger als normal rüberkommen würde. Zum Glück gab es eine Maske, wo zumindest meine stressbedingten Hautunreinheiten vernichtet wurden. Schon besser.

Dann  ging es zum „Set“, wie wir in Hollywood sagen. Die Aufzeichnung begann. Ab und zu kam ich ins Stocken, ein paar Unsicherheiten, Fakten, die ich besser hätte für mich behalten sollen und dem Moderator fiel ich öfters ins Wort. Jedoch war Toni souverän und konnte Einiges abfedern. Je länger die Sendung dauerte, desto sicherer fühlte ich mich.

Nach 1 ½ Stunden war dann Alles vorbei. Durchatmen. Ich brauchte dringend Feedback – ehrliches Feedback. Aufgelöst, wie ein kleines Schulmädchen, konnte ich zunächst nur Kameraleute und Toni mit immer der gleichen Frage nerven: „Wie war’s?“
„War gut“… sagten sie zumindest. Anschließend traf ich die Verantwortlichen sowie Jan „the one and only“ Schwarz vom Pokerblatt, welcher ebenfalls bei der Pokernight gastierte.
Irgendwie hatte er Wind davon bekommen, dass ich aus Versehen ein Doppelzimmer gebucht hatte. Wollte er sich tatsächlich bei mir einnisten? Kam bereits die nächste Herausforderung auf mich zu? Ich ignorierte diesen schrecklichen Gedanken und fragte, wie sie mich fanden. Auch sie schienen recht zufrieden zu sein; selbst Volker meinte, ich war „beschissen“.
Wunderbar! … oder besser: Gigantisch!


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