Kolumnen

Glück im Spiel, Pech in der Liebe

Wenn ich gerade verlassen worden bin, wird der Croupier auch nicht öfter die 27 werfen als sonst. Aber bei Spielen, die etwas Skill involvieren, ist man einfach relaxter und fokussierter, wenn es in der häuslichen Umgebung gut läuft. Glück in der Liebe, Skill für das Spiel – so gefällt mir das schon besser. Besonders mit so einem englischen Begriff, denn alte Sprichwörter klingen auf Deutsch oft ein wenig kaiserlich. Als Pokerspieler ist es aber schwierig. Bloß, weil es mal nicht so läuft, heißt das ja nicht, dass der Vermieter sagt, gut, zahlst du halt mal drei Monate nichts. Wenn du dann wieder die Couch verlassen darfst und vernünftig zum Grinden kommst, kannst du das wieder aufholen. Nein, der Vermieter sieht das eher trocken. Und die Gegner haben auch kein Verständnis.
Da bleibt nur: auf die Zähne beißen, Mund abwischen und durch. Dabei muss man alles ausblenden und sich wirklich auf das Spiel konzentrieren. So viele Tische aufzumachen, wie mit vernünftigem Spiel möglich, hilft. Oder sich so richtig in die Materie vertiefen und Gedanken über Mathematik, Psychologie und Spieltheorie machen. Das lenkt ab und die Aufmerksamkeit in die richtige Richtung.
Andersherum gilt es aber auch ein wenig Aufmerksamkeit zu lenken. Wenn es im Spiel einmal nicht läuft, so ein Downswing ist ja keine Mangelware, sollte man den Unmut nicht am Partner, an Freunden oder der Familie auslassen, sondern einfach eine kleine Pause einlegen und die freigewordene Zeit dem widmen, was sonst zu kurz kommt. Ein Urlaub ist nie eine schlechte Idee. Also Pech im Spiel, time for some love. Da könnte man ewig weitermachen – aber es gibt schon genug Verhunzungen zu diesem Sprichwort. Sind auch alles gute Ratschläge, sagt ihr, doch in Wirklichkeit ist alles viel schlimmer und immer kommt auf dem River der Zwei-Outer.
Ja ja, ich weiß, da läuft schon alles daneben und das Auto hat einen Motorschaden und selbst die Kaffeemaschine gibt den Geist auf. Das kann man jetzt der Welt anlasten oder Gott oder mir, ergibt ein wenig Sinn, bringt uns aber nicht weiter.
Lieber einem selber und dem Zufall alles anlasten, Hälfte, Hälfte. Und dann beides mit Humor nehmen und wieder etwas gutschreiben, wenn es besser läuft. Ja, es läuft auch mal wieder besser. Und wenn man schon ein wenig lockerer durch die schwierigen Situationen kommt, wie schön sind dann erst die Hochs. Man muss es ja nicht gleich mit dem Champagner übertreiben, aber ein Sekt ist dann schon mal­ drin.
Nach ungefähr fünfhundert Bad Beats kommt der Durchbruch. Versprochen. Nein, natürlich nicht, es gibt ja gar keine Bad Beats. Der Zufall hatte Schuld, und der hat ja noch genug gut, aus der Schulzeit. Und im Studium habe ich ihm auch noch die eine oder andere Party gutgeschrieben.
Na ja, das erste Mal Liebe muss ich ihm wieder abziehen. Bevor ich aber zu weit abschweife, komme ich lieber zum Schluss. Immer locker bleiben, Sprichwörter nicht überbewerten – und bevor ihr euch’s verseht, läuft es wieder wie gewünscht.


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