Kolumnen

Heads Up – Yes I Can!

Gut gelaunt und frisch thai-massiert verlasse ich meine Oberklasse-Unterkunft und swinge leichtfüßig in den Ballroom des Budapester Sofitels, um das EPT Mainevent zu beginnen. Nicht nur, dass ich einfach gut spiele – ich spiele sensationell! Zudem gewinne ich alle entscheidenden Flips und beende Tag 1 natürlich als Chipleader. Tag 2 und 3 sind somit Selbstläufer, fast schon langweilig. So schnell wie in Budapest wurde noch nie das Teilnehmerfeld einer EPT dezimiert. Das lag an mir. In Rekordzeit zerstöre ich auch den Final Table.
Im Heads Up treffe ich auf Carl Niemand, wahrscheinlich irgend so ein widerlicher Franzose. Ein Skandal, dass einer dieser Franzmänner (ohne sie würde ich Online Poker aufgeben) es überhaupt soweit schaffen konnte. OK, Glück für mich also – ich mache kurzen Prozess. In your face! Endlich habe ich es Allen gezeigt.

Von diesem Hochgefühl kann ich mindestens 2 Monate zehren.
Selbstsicher und wortgewandt absolviere ich auch das Siegerinterview mit Kara Scott, welche mich anschließend auf ihr Zimmer bittet. Gönnerhaft sage ich ihr zu, „Einer muss es ja machen.“

Soviel zu meinen Hoffnungen; nun zur Realität:

Viel zu früh platzt eine dreiste Putzfrau gnadenlos in mein Zimmer. Splitternackt auf einer Art gepolsterter Holzplatte liegend, wache ich völlig orientierungslos auf. Vor lauter Schreck rauche ich erstmal 3 Zigaretten auf leeren Magen. Schlecht gelaunt und total verspannt schleppe ich mich ins Badezimmer. Zumindest der Putzfrau sollte ich den Morgen etwas versüßt haben.
Nun wird mir klar, dass meine kleine Low Budget Butze irgendwo im Nirgendwo liegt, ich so langsam Hunger bekomme und es hier weit und breit keine Einkaufsmöglichkeit gibt. Ich organisiere mir also ein Taxi – ein V.I.P. Taxi, wie ich der Frontscheibe entnehmen kann. Na dann mal los! Ich war gespannt!
Sofort wird mir der Unterschied zu einem normalen Taxi klar: Das Ding ist mindestens 10 Jahre älter, der Fahrer doppelt so fett und unfreundlich. Und dann, welch Überraschung, soll ich für die gleiche Strecke auf einmal 8000 statt 3000 Ungarische Irgendwas zahlen. Aha! Specki will mich also prellen… nun gut, ich verlange eine Quittung. Natürlich schüttelt er den Kopf – Clever.
Ich schaue in meine Geldbörse, ignoriere die grünen Scheine und sage ihm, dass ich soviel Geld nicht dabei hätte, ich jedoch schnell Bares aus dem Hotel holen könne- auch clever. Specki nickt. An der Rezeption schildere ich den Sachverhalt- das Personal ruft umgehend die Polizei.
Ich bin weg – auf zum Turnier!

Die erste halbe Stunde verläuft recht gut; ich baue meinen Stack von 10.000 auf 15.000 aus. Dann, kurz nach der ersten Pause, floppe ich zweimal hintereinander Top Two Pair. Meine Gegner zahlen – wunderbar… und seltsam. Kurzum, ich laufe zweimal gegen Bottom Set. Anschließend schiebe ich meine letzten 3000 Chips mit AQ in die Mitte; selbstverständlich findet jemand AK und will leider nicht passen. Auch meine Luck Skills lassen mich im Stich – Seat Open!
Aus der Traum!

Schade Schade, aber zumindest ein Teil meiner Hoffnungen hat sich dann doch noch erfüllt: Mein Buddy Obama ist tatsächlich Präsident geworden- Herzlichen Glückwunsch!

Ich für meinen Teil hoffe einfach weiter, gemäß dem Titel.

Kopf hoch – Ja, ich schaffe das!


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