Kolumnen

Nach der Frauen-WM ist vor dem Karpfen-Angeln – eine Nachbetrachtung

Ein Freund von mir hat bei der Frauen-WM immer auf die Spiele der USA gesetzt, weil er Hope Solo so heiß findet. Eine simple, aber ziemlich erfolgreiche Strategie. Er wettet also auf Herren wie Damen. Ein bescheidener Beitrag zur emanzipatorischen Debatte ums Thema Frauenfußball. Beim Spiel Brasilien – USA wollte ich auf die Vergabe einer Roten Karte setzen, weil ich vermutet habe, dass diese überdrehte Marta oder eine ihrer heißblütigen Kolleginnen mal wieder ausflippt. Leider wurde der Wettmarkt „Platzverweis“ nicht angeboten, wie es im Männerfußball selbstverständlich ist. Hier ist die Emanzipation also noch nicht angekommen. Die Wette hätte ich übrigens gewonnen, vom Platz geflogen ist allerdings eine Amerikanerin.
Frage zum Turnierende: Müssen wir traurig sein, dass unsere Frauen die WM im eigenen Land nicht gewonnen haben? Nein, im Gegenteil. Sonst hätte Kanzlerin Merkel vermutlich nicht nur in der Kabine zum WM-Sieg gratuliert, sondern wäre noch gleich mit unter die Dusche gegangen.

Die eigentliche Grundfrage ist doch: Wollen wir überhaupt, dass Frauen kicken? Meine Beobachtung während der Frauen-WM: Viele Männer verdrehten die Augen, wenn eine Spielerin einen Fehlpass fabrizierte oder wieder über den Ball schlug. Hämische Männerlippen posaunen dann Kommentare wie „Regionalliga ist dagegen ja Weltklasse“. Aber mal ehrlich: Niemand meckert, wenn eine Sprinterin über 100 Meter langsamer ist als Usain Bolt. Niemand hat Steffi Graf vorgeworfen, ihr Aufschlag wäre nicht so hart wie der von Boris Becker.

Mit Frauenfußball aber haben viele Männer Probleme, weil es ein Kampfsport ist. Sich mit direktem Körpereinsatz zu bekämpfen, das ist schon seit der Steinzeit Männersache gewesen. Deswegen lautet die wirklich absolute Seinsfrage: Verlieren wir in der westlichen Welt jetzt auch noch die letzte Bastion, wo sich Männer wie Männer fühlen dürfen?
Keine Sorge, es gibt sie noch, die reine Männerdomäne: Im Wettbüro! Hier ist der Anteil an Frauen noch geringer als beim Militär, in der Kfz-Werkstatt oder auf dem Bolzplatz. Wettende Frauen gibt es so viele, wie häkelnde Männer. Wetten ist die letzte männliche Bastion. Hoffentlich ist sich die Politik dieser Bedeutung bewusst.

Keine Fragen mehr? Dann das Fazit:
Gut, dass niemand Frauen verbietet, Fußball zu spielen.
Gut, dass niemand Männern verbietet, Röcke zu tragen.

Noch besser aber ist es, wenn Nischensportarten nicht künstlich zu Großevents aufgepumpt werden. Niemand erwartet, dass Schach oder Synchronschwimmen zum Aufmacher im Sportteil werden. In dieser Reihe sehe ich auch Frauenfußball. Was also tun nach Ende der WM? Betfair ist so emanzipiert, auch Wetten auf die Women’s National Basketball Association (WNBA) anzubieten. Auf dem Siegermarkt wurden bereits stolze 55 Euro umgesetzt. Wem das nicht abseitig genug ist, der soll auf die britische Meisterschaft im Karpfen-Angeln setzen. Dabei ist es völlig egal, ob die Karpfen männlich oder weiblich sind. Hier wurden bei Betfair bereits 623 Euro umgesetzt.


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