Kolumnen

Nacktfotos, ein Angler und von Mandy keine Spur

Das Eberts
Das Eberts

Dabei hat der Laden durchaus einiges zu bieten. Am 20. Februar steigt hier z.B. der „Lumpen- und Strapsen-Ball“. Wer sich in Strapsen die Blöße gibt, darf bis 23 Uhr umsonst rein und eine feine Flasche Sekt gibt’s gratis! Also in meinem Terminkalender ist die Party fettrot eingetragen und die Pulle ist so gut wie getrunken. Aber gut. Reden wir über Poker. Im Piranja Club, einem Teil des Eberts, wird an einem Tisch im Halbdunkel gezockt. An den Wänden hängen im weitesten Sinne ästhetische Nacktfotos in Schwarz-Weiss. Sorry, dass ich schon wieder abschweife, aber es muss sein: Das Eberts vertreibt nämlich 2009 erstmals einen faszinierenden Kalender. „Feminin Friends“ heißt das erotische Meisterwerk. Drin gibt’s 12 nackte Eberts Mädchen im unaufdringlichen Din-A-3 Format. Fast hätt ich einen fürs Schlafzimmer mitgenommen.

Also Poker jedenfalls. Die größte Enttäuschung des Abends lasse ich gleich aus dem Sack: Mandy war nicht da. Ihr wisst schon wen ich meine. Die pokergeile Mandy, Hauptperson meiner letzten Kolumne. Martin, der an diesem Abend den kranken Leon als Gastgeber vertrat, wusste immerhin zu berichten, dass Mandy, die eigentlich Jaqueline heißt, ihren neuen Spitznamen nicht nur akzeptiert, sondern ihn sogar lieben gelernt hat. Wie auch immer – zwischen den freizügigen „Feminin Friends“ vermisste ich Mandy umso mehr. Da half es auch wenig, dass außer mir gleich vier Patricks da waren. Unfassbar – wie kamen die Hamburger Mamis vor 30 Jahren bloß darauf, ihre prächtig geratenen Söhne allesamt Patrick zu nennen.

Angler Patrick
Angler Patrick

Einem der Patricks schien im Eberts jedenfalls gewaltig die Sonne aus dem Allerwertesten. Dealer Patrick servierte ihm ein hohes Pärchen nach dem anderen in die Hand und so wurde er ruck zuck zum coolen Chipleader. Der Blonde kommt aus Harburg und hat die Statur eines American Football Spielers. Tatsächlich kämpft er in seiner Freizeit aber nicht um Bälle, sondern mit Fischen. „Ich geh gern an der Elbe angeln“, sagt er. Zander und Aale zieht er aus unserem Fluss und sein Vater räuchert die Viecher zu Hause. Übers Angeln kann man zwar denken, wie man will, aber wenigstens geht der Junge noch an die frische Luft. Es soll ja angeblich genug Pokerverrückte geben, die nur noch im Internet abhängen und zwischen Pizza Pappe darauf warten, einmal nen ganz dicken Fisch an Land zu ziehen.

Patrick, der schon mit 12 seinen Angelschein machte, gebührt jedenfalls besonderer Respekt, weil er mit seiner Rute nicht nur dem Internet, sondern auch seiner x-Box 360 trotzt. Gleich bei seinem ersten Pokerturnier verhalf ihm Anfängerglück nämlich zum zweiten Platz und damit zu einer schicken x-Box. Ich bin sicher, dass sämtliche Spielkonsolen und das World Wide Web eigentlich Machwerk der sizilianischen Mafia sind, die damit letztlich nur ein Ziel verfolgt: Ein weltumspannendes Netz von Pizzabringdiensten zu einem krisensicheren Milliardenimperium auszubauen.

Aber genug der Verschwörungstheorien. Kurz nachdem Sandra, die einzige Frau des Abends, sang und klanglos vom Tisch gefegt wird, wende auch ich mich von Schenefeld fürs Erste ab. Ich fahre vorbei an den finsteren Doppelhaushälften und mache mir so meine Gedanken über die Abgründe hinter den Klinkerfassaden an der Franzosenkoppel. Eins ist jetzt schon sicher – meine nächster Besuch in Schenefeld wird glamouröser ausfallen. Stars spielen vom 28. bis zum 31. Januar im Casino bei den Pokerolymp Open um einen Preispool von 330.000 Euro. Katja Thater wird ihr Bracelet ausführen und natürlich ist der „Hamburger Jung“ Jan-Peter Jachtmann dabei. Eine wird wie im Eberts aber fehlen: Mandy. Ich glaube so weit ist sie noch nicht und das stimmt mich traurig.


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