Kolumnen

Promi-Coaching

Habt ihr euch schon mal gefragt, wer für das (zugegeben manchmal durchwachsene) Poker-Niveau verantwortlich ist? Wer hat denn bitte Karl Dall, Bernard Hoecker, Simone Thomalla et al. das Pokern beigebracht?

Nun, das bin ich. Schuldig im Sinne der Anklage.

Die Promis dürfen natürlich selbst entscheiden, ob sie ein paar Stunden ihrer wertvollen Zeit für ein Pokercoaching opfern oder lieber doch völlig unvorbereitet in die Sendung gehen. Aber wenn sie ein Training wünschen, dann bin ich (meistens) der dezidierte Pokercoach.

Wie sieht ein solches Training aus? Steigt ein, ich nehme euch mal mit zu einer Session.

Es beginnt alles mit einer Mail oder einem Anruf der wundervollen Signe, die sich bei Pokerstars in London für die Koordination aller möglichen Dinge und eben auch des Coachings verantwortlich zeichnet. Meist ist der Sendetermin für die Raab-Sendung schon lange bekannt, aber die Mitwirkenden werden erst kurzfristig gefunden. Kommt immer darauf an, wer Zeit hat, wer gerade noch einen Film oder ein Buch promoten soll oder wessen Sendung bald im TV erstausgestrahlt wird.

Also kommt mir so ein Coaching Termin immer recht kurzfristig ins Haus geflattert. Dann wird manchmal mehr oder weniger hektisch der Terminplan umgeworfen und mit den Assistenten oder Managern des zu coachenden Promis koordiniert. Ab und zu mache ich das, manchmal die gute Signe. Es klappt immer. Irgendwie.

Flux den Flug gebucht und auf geht’s. Pokerchips und vor allem die dazugehörigen Koffer, so habe ich recht schnell festgestellt, sind ziemlich gewichtig und daher oft für einen Übergewichts-Aufschlag beim Gepäck verantwortlich.  Ein kleines Set in einer Nylontasche verbessert die Situation. Trotzdem noch schwer.
Meist treffe ich mich mit den Promis in deren Hotel, manchmal auch in den Privatgemächern.  Die Tür geht auf und vor mir steht ein Star aus der Deutschen Medien-Szene. Vor dem Star stehe nur ich. „Hallo, ich bin heute dein Poker-Trainer.“ Nach einer kurzen Kennenlern-Phase („Kann man wirklich davon leben??“ „Was sagen denn Deine Eltern dazu??“) geht es dann an einen Tisch, ich packe die Pokerchips aus und fange an. „Hast Du schon mal Poker gespielt? Nein? Macht nix, das kriegen wir schon hin.“ „Ich will nur nicht als Erster rausfliegen, der Rest ist mir egal.“

Alle waren bisher sehr nett. Liegt hoffentlich auch ein bisschen an meiner unkomplizierten und höflichen Art.

Promi-Coachen ist wie Nachhilfe. Man fängt ganz vorne an und muss alles zigmal wiederholen. Und dann fängt man oft noch mal von vorne an. Ist ja auch logisch, denn die meisten von ihnen haben noch nie vorher Poker gespielt. Da werden dann zunächst die Regeln erklärt. Ablauf einer Texas Hold’em Hand, Rangfolge der Hände, etc. Komplizierter wird es bei solchen Besonderheiten wie Side Pots und String Raises. Aber zum Glück wird die Sendung von Thomas Lamatsch als Turnierdirektor und der hervorragenden (und bezaubernden) Gaby als Dealerin geleitet. Da sind die Spieler in der Runde in guten Händen.

Da für das Coaching meist nur 3-5 Stunden zur Verfügung stehen, ist die Zeit sehr knapp. Ziele des Trainings: die Schüler sollen Spaß am Pokerspielen entwickeln, die Grundregeln und Abläufe verstehen und einige wichtige strategische Grundlagen verstehen: tight-aggressive Spielweise, Position und ein bisschen Sit `n Go Grundstrategie.  Ganz schön ambitionierte Ziele, wenn man bedenkt, dass ich das alles in wenigen Stunden theoretisch übermitteln soll. Manchmal ergibt sich noch eine Praxis-Runde. Immer ohne Geld. Leider. 😉 Da lassen sich dann die theoretischen Grundlagen zumindest ein bisschen vertiefen.

Alles in allem bin ich sehr stolz auf meine „Schützlinge“. Sie bekommen von mir ein paar Stunden lang Poker-Theorie ins Ohr gedrückt und werden dann ins kalte Wasser des Fischbeckens geworfen. Zum Glück ist das meistens Hai-frei. Selbst Stefan Raab, der ja immerhin bei jeder Sendung dabei war, ist bei weitem noch kein Poker-Hai. Liegt vielleicht am mangelnden Coaching… (Räusper, räusper). Insofern hat jeder gute Chancen. Der Online-Qualifikant hat natürlich die größte Erfahrung und damit die besten Gewinnaussichten. Allerdings ist er sicherlich auch der Nervöseste.

Die erreichten Platzierungen sind sehr unterschiedlich. Aber zumindest hat es der Online-Qualifikant jetzt nicht mehr ganz so einfach. 😉 Simone Thomalla und Tim Mälzer haben das Ding sogar schon gewonnen.

Bei den Aufzeichnungen bin ich, wenn es sich einrichten lässt, so oft wie möglich vor Ort. Einmal, um moralische Unterstützung zu bieten. Aber auch weil die Atmosphäre hinter den Kulissen bei der Produktionsfirma Brainpool unheimlich nett und witzig ist. Ich freue mich schon wieder auf die nächste Aufzeichnung am 5. November. Die Sendung wird am nächsten Tag ausgestrahlt, also am 6. November. Diesmal sind u.a. Sarah Wiener (Fernseh-Köchin) und Moritz Bleibtreu (Schauspieler, „Baader-Meinhof-Komplex“) dabei.

Nach der Runde sieht man, wie stark die Anspannung war. Und sofort wird über Poker geredet. „Hast Du gesehen, da hatte ich mal As-Königin und dann kommen doch nur kleine Karten.“ Soll passieren. „Mann, war ich aufgeregt! Ich hoffe, ich habe Dich nicht blamiert.“ „Im Gegenteil, ich war sehr stolz. Du hast echt super gespielt, auch wenn Du als Erster raus bist. Da konnte man nichts machen…“ Ich glaube wirklich, dass diese Sendung ein Meilenstein ist, um Poker salonfähig zu machen und dem Mainstream vorzustellen.

Schaut mal rein. Für alle pokertechnischen und strategischen Fehler bin natürlich ich verantwortlich. Die Promis können ja immer nur so gut sein wie das vorangegangene Training.

Aber seid gnädig. Denkt an euer erstes Mal zurück. Ich hab damals auch ab und zu aus der Big Blind gefoldet, obwohl ich hätte checken können. Und bei mir ging es nicht vor einem Live-Publikum im Scheinwerferlicht um 100.000 Euro. Da merkt man sogar kameraerfahrenen alten Hasen des Showgeschäfts ihre Nervosität an…

Schaut mal rein. 6. November auf Pro7.

Liebe Grüße,
Euer Jan


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