Kolumnen

Rund um die bwin WPT Venice

„O sole mio“ habe ich zum Glück noch nicht gehört (eine Gondel-Fahrt ist auch ohne Gesang schon teuer genug). Dafür sind mir beim Flanieren durch die Gassen bereits zwei ältere Herren über den Weg gelaufen, die „I Giardini di Marzo“ von Lucio Battisti summten. Muss wohl gerade im Radio gelaufen sein. Als Italiener habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, in den Gesang einzusteigen und in Folge ein Lächeln abzukassieren. Die Woche fängt gut an.

Seit meinem letzten Besuch in Venedig sind weit mehr als zehn Jahre vergangen, was die Stadt natürlich reichlich wenig schert. Die Gassen sind immer noch winzig, die Ecken, Sackgassen und Brücken immer noch gleich viele. Nur der kleine Espresso am Markusplatz kostet nicht mehr 10.000 Lire sondern 15 € (= 30.000 Lire). Sozusagen ein Value-Raise. Immerhin: er schmeckt.

Dafür gibt es inzwischen zahlreiche Supermärkte. Für die Dauer der WPT spare ich damit sicher einige hundert Euro für den nötigen Wasserkonsum. Nur 50m vom Casinó di Venezia entfernt befindet sich ein Billa (österreichische Supermarktkette), in dem ich mich als Wahlwiener fast wie zu Hause fühle. Soviel zum negativen Teil von Venedig.

Venedig

Das Casinó di Venezia selbst liegt mitten in der Stadt, direkt am Canale Grande (der Akzent auf dem o ist übrigens dringend notwendig, „casino“ ohne Akzent bedeutet auf italienisch „großes Durcheinander“). Es mag an der Jahreszeit liegen oder am Regen heute morgen: der Gestank hält sich jedenfalls in Grenzen. Nur selten bringt eine leichte Brise den unverkennbaren Geruch von modrigem Wasser, den man allerdings entlang der gesamten Adria genießen kann … und der letztendlich nur für positive Urlaubsstimmung sorgt.
Beim Betreten des Casinos fühlt man sich erstmal am falschen Platz. Casino oder Museum? Vielleicht habe ich den Begriff Casinó doch falsch in Erinnerung. Die kunstvollen Deckenmalereien und Riesengemälde an den Wänden lassen eher auf ein Museum schließen. Auch der Hinweis am Eingang – dass hier vor etwas mehr als hundert Jahren der deutsche Komponist Richard Wagner gestorben ist – lässt nicht gerade auf ein Glücksspieletablissement schließen. Lässt sich mit Bildern von Tod und Verderben im Kopf mehr Geld verlieren? Oder ein Bad Beat leichter wegstecken?
Nur die zahlreichen Monitore mit dem bwin Logo deuten bei der offiziellen Willkommensfeier darauf hin, dass es hier in den nächsten Tagen reichlich Action geben wird.

Eines fällt dafür umso mehr auf: in unregelmäßigen Abständen bebt der Boden im Gebäude. Und das nicht wenig! Warum dem so ist habe ich noch nicht erfahren, werde aber alles daran setzen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. In den meisten großen Städten ist man dieses Verhalten gewohnt. Der Boden bebt wenn U- und Straßenbahnen vorbeifahren. Wenn mich nicht alles täuscht gibt es in Venedig aber keines von beiden.

Ist auch nicht nötig, die unzähligen Touristen gehen sowieso gern zu Fuß. Anders die Stars und Sternchen, die Venedig in regelmäßigen Abständen überfallen. Für sie gibt es ein Heer an Wassertaxis. Kleine Holzverschläge mit Außenboardmotor (wahrscheinlich ein umgebauter Vespamotor), für die Fahrt von einem Kilometer darf man dann auch gerne mal 100 Euro bezahlen. Ob Pokerspieler bereit sind, dafür zu zahlen? Hängt wohl vom Ausgang des Abends ab. Annette Obrestad jedenfalls nicht, nach ihrem Bust im Turnier verließ sie das Casino durch den Hinterausgang.     Zur Galerie

Das Beben des Bodens scheint den Spielern übrigens egal zu sein. Verständlich. Bei einem Buy In von 4.400 € dürfen Boden und Wände wackeln soviel sie wollen, mit den Nuts in der Hand wird kaum jemand freiwillig seinen Platz verlassen.

Liveblog und -stream zur bwin WPT Venice: www.bwinpokerblog.de


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