Kolumnen

„Never give up“

Vergangene Woche war wieder Pokertime im Casino Seefeld. Im Rahmen der Mountain Poker Party wurden etliche Turniere gespielt. Ich selbst nahm an dreien davon teil, dem 2k Teamevent , dem 800 NLH und dem 1,5k NLH Mainevent.

Im Teamevent trat ich mit zwei Freunden aus dem Münchner Raum an. Diese Veranstaltung bekam klasse Feedback. Allen Leuten gefiel das Spielsystem mit drei parallelen Heats (dabei 2 Rebuys) und einem Final-MTT. Wir waren das ganze Turnier gut dabei, scheiterten dann aber kurz vor dem Geld und belegten Rang 5.

Ausführlicher möchte ich über das 800 NL Hold´em Event berichten, der ganz im Zeichen des Mottos „Never give up“ stand. Mit einem Startstack von 8.000 ging es für 84 Teilnehmer bei 20 Minuten Blindlevel und 25/50 los. Ich erwischte einen guten Tisch und konnte meinen Stack auf 10k ausbauen. Bei Blinds von 50/100 set-mine ich nach einem Midposition Openraise auf 300 und zwei Callern mit 44 im BB. Der Flop kommt mit perfekt – dachte ich zumindest. Ich spiele 800 an (denke, dass mich ein gutes Ass auf jeden Fall raisen, gegen einen Checkraise von mir allerdings vielleicht folden wird), und bekomme die gewünschte Raise auf 2.200 vom ursprünglichen Raiser. Ich pushe all in und werde von 77 gecallt, die letzte 4 verweigert sich auf Turn und River und ich bin runter auf 1.500 Jetons.

Danach hieß es kämpfen. Vielleicht liegt es daran, dass ich von je her viel Sport mache – ich spiele seit ich klein bin Tennis und habe auch Jahre lang Fußball gespielt: Abschenken liegt nicht in meiner Natur.

In jedem Sport ist Kampfgeist eine Tugend. Viele wollen Poker als Sport sehen, wie ich finde zurecht. Allerdings gehört es dann auch dazu, dass man nicht aufgibt. Mir verblieben zwar nur noch 1/6 Average, aber aufgeben wollte ich trotzdem noch lange nicht.

So pushte später ein Spieler mit über 10BB all in, nachdem er kurz zuvor etliche Chips unglücklich abgegeben hatte. Er hielt J2, sein Tilt wurde bemerkt und er wurde gecallt. Mit diesem Stack hätte er auf jeden Fall sinnvoll weiterspielen können. Er ging aber fast ohne weiteren Widerstand aus dem Turnier.

Natürlich wirkte der Weg zurück zum Average Stack, weiter  bis an den Final Table, rein in die Presigeldränge oder gar bis ins Heads-up unendlich weit, aber es sollte sich lohnen auch die nächsten Entscheidungen überlegt zu treffen.

Nachdem ich ein paar mal ungecallt pushen durfte, verdreifachte ich mich, als ich preflop mit AK vs KQ vs QJ die Oberhand behielt auf 7k. Kurze Zeit darauf setze ich einen Cutoff-Raiser mit 99 vom Button aus all in. Er bezahlt mit AJ, ich gewinne den Flip. Weiter geht’s showdownfrei rauf auf 20k und ich bin wieder Average. Dann der nächste Rückschlag. Ich raise bei Blinds 400/800 100 Ante einen Openlimper auf 3.200. Er bezahlt und der Flop kommt A83. Nachdem er meine 4.800er Conti all in raist, gebe ich meine Kings gegen diesen Staightforwardspieler (der mich hier wohl nie blufft) auf.

Bis zur Pause bekomme ich weder Spot noch weitere gute Karten und ich bin auf knapp 10k. In der ersten Hand nach der Break sitze ich bei Blinds von 600/1200 100 Antes mit A2 am Cutoff, der BB befindet sich noch in der Pause, also nur Button und SB als Gegner. Ich pushe und werde leider von Willi Breuers QQ gecallt. Diesmal habe ich Glück und verdopple auf gut 20k. Danach läuft es sehr gut. Ohne Showndowns rauf auf 28k, die ich dann bei 1500/3000 400 Antes mit AQ suited gegen eine 9.000 Openraise einstelle. Der Herr glaubt an sein KJ, zum Glück zu unrecht und ich bin bei 60k.

Diesen Midstack verwalte ich durch die Bubble, die bei 8 Spielern platzt. Danach bin ich einmal preflop all in, splitte mit gegen und . Ja wirklich, dreimal AK suited in einer seven-handed Partie.

Kämpfen lohnt sich auch am Final Table, denn der Chipleader spielt sehr aggressiv und nimmt einen nach dem anderen Spieler aus dem Turnier. So klettere ich Platz für Platz in den Preisrängen nach oben. Schließlich sind wir zu dritt und ich pushe meinen 50k shortstack bei 2000/4000 500 Antes und gewinne mit K5 vs A2. Nach einem ungecallten Reship bin ich hoch auf 150k.

Mit diesem Stack gehe ich ins Heads-Up, nachdem der Chipleader erneut zuschlägt und mit QJ die Jacks eleminiert. Mit einem 5:1 Chiplead im Rücken spielte er auch gegen mich weiter aggressiv. Ich gebe meine ersten beiden Big Blinds auf, repushe seinen dritten Raise mit King-high und werde von Ace-high gecallt. Seine Ass hält und er gewinnt verdient das Event. Glückwunsch nochmal von mir an Julian Herold, ein würdiger Sieger.

Doch auch für mich hat sich das Kämpfen gelohnt. Nach dem Motto „Never give up“ hab ich es als anfänglich absoluter Shortstack bis ins Heads-up geschafft. Darauf hätte in Level 2 selbst ich nicht mehr gewettet – es sei denn für die richtige Quote.


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