Kolumnen

7.800qm und ne Banane um $2,50

Werthan sah das Taj Mahal und auch am Eiffelturm stand er und bestaunte die Höhe des Gerüstes. Selbst beim Anblick der Niagarafälle, des World Trade Centers (als es das noch gab) und der Christusstatue am Zuckerhut rutsche ihm nur ein Aha, zwar ein anerkennendes, aber doch nur ein „Aha“ heraus.

Als er das erste mal den „Pavillion“ sah, hatte er nicht nur den Eindruck dass die Namensgebung irgendwie nach „Lost“ klingt, sondern er fing auch etwas sinnentleert zu lachen an.
Der „Pavillion“ ist der neue Spielraum in dem die WSOP 2010 stattfindet und hat eine derartig gigantische Größe, dass das werthansche Hirn für einen kurzen Moment aussetzte. Um diese Pause halbweges sinnvoll auszugleichen, beschäftigte es sich deshalb mit Lachen.

Einen Raum mit 254 Pokertischen, welche so gestellt sind, dass bequem drei Personen nebeneinander zwischen den Tischen flanieren können und einer Promenade gleichendem Outfield, also der Bereich außerhalb der „Rail“ von Fußgängerzonenbreite. Ein Raum von 100 Meter Länge und 78 Meter Breite für 2540 Pokerspieler erklärt, weshalb Vegas das Mekka des Pokerns ist, obwohl die Parabel politisch irgendwie hinkt.

Überhaupt zeigen die Amerikaner wie Dimensionen aussehen können. Um vom „Pavillion“ zum Beispiel in den Mediaraum zu gelangen, muss man nur den einen Gang entlang gehen. Der hat allerdings eine Länge von 208 Meter.

Entlang dieses Ganges, dessen Abgehen die selbe körperliche Ertüchtigung abverlangt wie das Durchschwimmen seines Namensvetters, befinden sich viele kleine Stände. Angefangen vom Buchshop, über Massagesesseln, bis hin zu einem wirklich kleinen Laden der so etwas wie Nahrungsmittel verkauft, allerdings zu Spottpreisen. So kostet eine Banane $ 2,50, beim Kauf von 3 kg gibt es keinen Rabatt. Die Mini-Pizza mit einem geschätztem Durchmesser von 12 cm kommt auf vergleichsweise günstige $8. Auch der sehr sehr übersichtliche Caesars Salat ist mit $8 in einem seltsamen Preisgefüge wiederzufinden. Glauben die, dass alle Pokerspieler an TMS* leiden, oder hat Werthan ein völlig falsches Preisverständnis, weil er in einer Stadt lebt mit Nahversorgung? Egal, das Wasser, immerhin einen halben Liter, gibt es schon um $3,25. Nur zum Vergleich: Am Strip, dort wo die Preise teilweise hysterisch sind, bekommt man die gleiche Menge für 1$.

„Hey was lamentierst du hier herum? Es gibt auch gute Nachrichten!“
Ja, das stimmt. Die Zigaretten sind billiger geworden. Wenn sie im Vorjahr noch $9 kosteten so sind sie dieses Jahr um 5 Cent billiger geworden, also nur noch $8,95. Na bitte, es geht doch.

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Dass Amerika das Paradies für Hypochonder ist, soll keine neue Erkenntnis sein. Um auch auf der WSOP diesem Image nachzukommen, gibt es im offiziellen WSOP Merchantising-Shop eine ganze Wand voll mit diversen Medikamenten. Schmerztabletten sowieso, Augentropfen auch, Sodbrenntabletten verwundern keineswegs, weshalb allerdings Nagelfeilen, Präservative und Abschmink-Pads feilgeboten werden, entzieht sich dem werthanschen Imaginationsvermögen.

Auch die Frage wie denn der Streit zwischen Harrah’s und Everest Poker steht ist laut Auskunft, der Verantwortlichen beider Seiten noch nicht geklärt. Sicher ist aber, dass das Everest-Logo die Tische ziert und die superstylische Everest-Lounge wird es auch dieses Jahr geben.

Um zu zeigen, wo sich die Supersupersuper-Stars während ihrer Spielpausen aufhalten, wollte Werthan ein Foto des Aufenthaltsraumes machen und ein Kreuzverhör, wie er es von der Einwanderung schon kannte, begann. Zuerst frug er die beiden charmanten Girls am Einlass, ob er ein Bild vom Inneren des VIP-Raumes schießen darf, die holten dann ein anderes Fräulein, welches wieder die Frage stellte, was er denn wolle, die wiederum holte eine weitere, die dann fragte: Welches Magazin? Wer war auf den letzten beiden Ausgaben auf der Titelseite? Wie hoch ist die Auflage? Wie oft war die Pokerfirma schon auf der WSOP? Weshalb möchten wir ein Bild von der „Pro’s Choice Suite“ haben möchte? usw.
Erst nach wahrheitsgemäßer Beantwortung der Fragen durfte Werthan in den Raum und 2(!) Bilder machen, welche natürlich vor Verlassen des Raumes kontrolliert wurden und Werthan fehlt jegliches Verständnis, weshalb man von einem leeren Raum kein Bild machen darf, oder zumindest nur nach einem investigativen Gespräch. So also leben die Full Tilt Profis in ihren Spielpausen.

Weil der Werthan ein Wiener ist und der Wiener ein Kaffeehaus braucht, egal wo er sich aufhält, hat er sein „Büro“ auch in Las Vegas in einem kaffeehausähnlichen Ding namens Starbucks aufgeschlagen.
Ein Stück Heimat braucht man schon, irgendwie.

*Too much money syndrom


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