Kolumnen

Auf eine Tätowierung mit Sandra Naujoks

„Wenige Minuten vor dem Anstich zu deinem ersten Tattoo, bist du aufgeregt?“

(lacht) „Das ist ungefähr so ne blöde Frage wie: Bist du zufrieden mit deinem 14. Platz.“

„Okay, bist du zufrieden mit deinem 14. Platz?“

(lacht wieder) Es war der 15. und nein. Ich weiß nicht, ob ich mir das richtig gut überlegt hab. Ich glaub schon. Ich hab ja schon in Deutschland den Entschluss gefasst, eigentlich in Kambotscha… “

„Was, 14. zu werden?“

Sandra in Kambodscha

„Es knallt gleich (lacht), nein das Tattoo natürlich. Also, da hatte ich mir ein Bild gekauft, auf dem dieses Symbol zu sehen ist. Es gibt ein Symbol für Erfolg, für Liebe, für Gesundheit und das ist eben das Symbol für Glück, aber nicht im Sinne von glücklich sein, sondern Glück haben. Der Kambodschaner übersetzt dieses Symbol mit „Lucky Cards“ und ich dachte mir, das ist doch mein Symbol. Da kam der schnelle Entschluss, mir das auf die Innenseite meines Unterarmes zu tätowieren, dort wo die Karten am nächsten sind und vielleicht hilft es ja für’s Bracelet. Du siehst ich bin völlig verzweifelt. Nach einem 15. und 25. Platz erhoffe ich mir damit den Sieg im Main Event (lacht).“

„Wirst du jetzt abergläubisch?“

„Ich bin eigentlich gar nicht so ein abergläubischer Typ, obwohl ich einen Glücksbringer hab, den mir mein Schatz gegeben hat..“

„Wer ist das zur Zeit gerade?“

„Der ist in Deutschland und muss gerade drehen und kann nicht kommen.“

„Nicht wo, sondern WER ist es zur Zeit?“

„Wie, wer ist es zur Zeit? Sag mal (lacht). Stimmt, ich wechsle die ja wie meine Hände im Turnier. Nein, es ist immer noch mein Schatz Sebastian und er hat mir diesen Glücksbringer schon nach Kambodscha mitgegeben und den hab ich natürlich auch hier wieder mit. Jedes Mal, wenn ich in den Turniersaal gehe, küsse ich den.“

„Also doch abergläubisch.“

„Jaaa, ein bisschen.“

„Aber geholfen hat es nicht als du 25. und 14, wurdest.“

„Es war der 15. (lacht) und ich hebe mir das Glück für das Main-Event auf“

„Sag, weshalb machst du dir kein Pokerstars-Tattoo?“

„Das ist in der Tat eine ernstzunehmende Alternative. Wir haben ja diese Klebepatches und die halten oft nicht und sind ja so gesehen auch eine Verschwendung. Lass mich kurz nachdenken.“

„Worüber?“

„Weil ich noch nicht weiß, ob ich es ganz intim möchte, also im Schambereich, oder doch als Arschgeweih.“

„Die Stirn würde sich noch anbieten.“

„Das würde die Fotografen freuen…“

„Und deinen Sponsor…“

„Ja, aber vielleicht geht unsere Liebe dann doch nicht so weit.“

„Das ist schade, aber was wird Sven dazu sagen, wenn er das liest?“

„Sven freut sich immer wieder, wenn ich als brave Parteisoldatin, sobald eine Kamera auftaucht, in meine Handtasche greife und ein Pokerstars-Patch aufklebe.“

„Wir haben jetzt für die Story in der Printausgabe fünf Tage miteinander verbracht…“

„Fünf Tage?“

„Lass mich übertreiben. Also du hattest in dieser Zeit genau einmal einen Patch in der Hand, als zu ihn zerknüllt hast beim Online grinden“

(lacht) Ja solche Hände gibt’s bei anderen Pokeranbietern auch, das hat mit Pokerstars nichts zu tun.“

„Bleiben wir doch noch bei der Auswahl des Pokerstars-Logo an deinem Körper.“

„Des Platzes.“

„Ja, also Intimbereich ginge ja, aber als Arschgeweih würde das Tattoo ja etwas weit auseinander gezogen werden, oder?“

„Weil ich so einen breiten Arsch hab, vielen Dank (lacht), kann jemand den Werthan da rausschmeißen?“

„Nein, weil das Pokerstars-Logo ja eher rund ist und ein Arschgeweih zieht sich ja von Hüfte zu Hüfte..“

„Meinst du einen dezenteren Platz?“

„Nein, eher einen komprimierteren.“

„Ja, wäre es nicht so kalt in den Casinos in den USA, dann auf dem Oberarm und kurzärmelig.“

„Dann auch mit einem Team Germany Tattoo?“

„Ja das wäre dann links, ja“

„Wobei das Problem ist dann ja, ob du Pokerstars.de .net oder .com tätowieren lässt, weil austauschen kannst du es dann schwer.“

„Ja, das ist ein Problem, vielleicht kläre ich das, bevor ich mir PS tätowieren lasse. Aber vielleicht mache ich mir doch das McDonalds M.“

„Ha, da fällt mir mal eine nicht unernste Frage ein: was müsste man dir bieten, damit du dir das Logo einer Firma tätowieren lassen würdest oder nein besser noch. Eine Firma mit 4 Fantastilliarden, kommt zu dir und sagt, „Frau Naujoks, wir bieten ihnen Summe x für ihr Projekt in Kambodscha an, als Gegenleistung, müssten sie aber unser Logo auf ihren Oberarm tätowieren lassen. Wie hoch wäre der Preis?“

„Oh, das ist ne fiese Frage.“

„Egal, sag mir einen Preis.“

„Nein, mag ich jetzt nicht.“

„Ich danke für das Gespräch.“

„Ist ne kleine Zicke unser Werthan hier (lacht)

Sandra wird zum Tätowieren geholt.


Sandra sitzt auf einem Stuhl, hat den Arm auf eine Stütze gelegt, so dass die Innenseite des Armes nach oben zeigt. Der Tätowierer, ein kräftig gebauter glatzköpfiger Mann, welcher alle sichtbaren Teile seiner Haut tätowiertechnisch verändert hat. Das Tattoo-Equipment macht ein monotones Nähmaschinengeräusch. Werthan macht das Interview, während Sandra tätowiert wird – unbarmherzig und investigativ.

„Wie geht es dir?“

„Scheiße, Scheiße, Scheiße…“(lacht)

„Tut es weh?“

„Es ist…….ich weiß gar nicht…..es ist ungefähr ……. so, als würdest du….Blut gezogen bekommen, es ist schon ziemlich fies. Ich glaube, es gibt Stellen an denen es angenehmer ist. Aber man gewöhnt sich komischerweise an den Schmerz. Man muss sich nur ein bisschen Ablenkung verschaffen, mit einen Werthan zum Beispiel, dann ist der Schmerz schon auszuhalten.
Vielleicht ist das Gefühl zu vergleichen mit epilieren, nur 20x schlimmer.“

„Wir Männer haben mit Haaren nicht so ein Problem, wir haben sie ja überall und lassen sie auch dort.“

„Na, dann mach das mal, dann weißt du, von was ich rede.“

„Oft ist es ja so, dass Menschen, wenn sie ihr erstes Tattoo bekommen haben, gleich darauf ein weiteres wollen…“

„Das kann nicht passieren, ich bin kein Suchtmensch. Also, bin ich ja kein Mensch der Tattoos an sich selber mag. Bei anderen, wenn es zum Typ passt schon, aber bei mir selber hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich mal eines haben werde. Dieses hier wirklich nur, weil es eine Bedeutung für mich hat und mich mit Kambotscha verbindet.“

„Magst du deinen Tätowierer? Irgendwie sieht der gefährlich aus.“

„Nein, ich finde den total nett. Der guckt auch ganz lieb, der sieht gar nicht so böse aus, wie er mir Schmerzen bereitet. Ich glaub, der kann keiner Fliege etwas zu leide tun. Der hat sicher zwei Kids zuhause und macht den Abwasch.“

Werthan zum Tätowierer: „Hey, machst du den Abwasch zuhause?“

Tätowierer: „Yes, I do.“

„Wem wirst du es als erster zeigen und vor allem, wie wird Sebastian darauf reagieren?“

„Der wird mich umbringen.“

„Und deine Mutter?“

„Die findet’s cool, mein Papa und mein Bruder sicher auch.“

„Wird Sebastian dich verlassen, wenn du mit dem Tattoo auftauchst?“

„Nein (lacht), er wird mich nicht verlassen.“

„Schade, damit raubst du der Männerwelt eine Illusion. – Das Tattoo ist jetzt fertig, war es schlimmer als der 14. Platz?“

„Es war der 15., aber egal“


Sandra ist eine Person, die den Eindruck macht, dass sie alles und das sofort will und sie wird nun auf eine harte Probe gestellt. Weil man nach dem Tätowiervorgang noch etwas blutet, bekommt sie eine undurchsichtige Plastikfolie auf den Arm geklebt und sie darf die Folie erst am nächsten Morgen abnehmen – eine Zen-Buddhistische Übung für sie. Der Abend endet in der seltsamen Bar im Planet Hollywood, bei Cocktails und ansprechender Live-Musik.


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