Kolumnen

Back to Lecker

Ich gelte ja bekanntermaßen und völlig zu Recht als Genießer. Als Hobbyalkoholiker sicherlich auch. Ja, Essen und Trinken spielen eine große Rolle in meinem mittelalten Leben. Unnötig zu erwähnen, das ich eine begeisterter und begnadeter Koch bin. Das gab es ja schon vor Jahren in Kombination mit Poker im Fernsehen zu bestaunen.

Den meine Hausfrauentätigkeit notwendigen Einkauf erledige ich am liebsten auf dem Markt. Und beim Metzger meines Vertrauens. Und beim Südfrüchtehändler meines Vertrauens. Und den Käsefachmann nicht zu vergessen. Wenn es dann der Supermarkt sein soll, dann findet man mich bei der Bio Company oder bei Rewe. Gefällt mir besser als Edeka. Aldi ist so gar nicht mein Ding.

Keine Ahnung, warum ich das erzähle. Vielleicht, weil ich eben eine Anzeige für einen dieser neumodischen Grills gesehen habe. Die können alles, bis auf den Rasen mähen. Hohe Grilltemperaturen für Brandings, natürlich niedrige Hitze für indirektes Grillen, einen tatsächlich integrierten Infrarotbrenner als Seitenbrater. Smoken, Warmhalten und noch einige weitere Unnotwendigkeiten natürlich auch vorhanden. Und darauf kommt dann das 1,95 Euro Ganze-aus-Polen-Hähnchen, welches in seinem vierwöchigen Leben kein einziges Mal das Tageslicht gesehen hat.

Da lege ich mir lieber ein richtig gutes Stück Fleisch und das korrespondierende Gemüse oder was für Beilagen auch immer in eine Pfanne und stell sie auf den Herd. Simple, gelle. Unfassbar old school. Die drei Tricks hinsichtlich Hitze, wenig Hitze, vorher oder nachher nochmal kurz in den Ofen oder in Alufolie sollte man kennen. Dann ist „lecker“ fertig.
Ich schmore das Kaninchen in nem schweren Rotwein einfach für 5 Stunden im Topf. Im Ofen. Bei entsprechender Temperatur. Da hab ich auch einen Seitenbrater. Und direkte Hitze. Nur Branding fehlt, was immer das auch sein sollte. Aber das haben meine Großmutter und die italienischen und französischen Großmütter auch nicht gehabt. Und die hatten Ahnung von „lecker“.

Das für den nicht gekauften Grill eingesparte Geld gebe ich lieber für ein Essen mit meiner Frau in meinem Lieblingsrestaurant aus. Im bianc. Kleingeschrieben. Italiener, mit seit kurzem dem zweiten Stern. Völlig zu recht. Hamburg, in der Hafencity. Das ist back to lecker.

Ich brauch für mein Genussleben keinen Monstergrill. Selbiges gilt analog übrigens auch für Poker. Auch da hätte ich gerne wieder back to Spaß, back to Genuss, back to Freude. Keine Unlimited-Rebuyschlachten bei 17 Starttagen und 25 Qualifikationsebenen. Einfach hinsetzen, Geld bezahlen, Spaß mit den Karten und den Gegnern haben, Mund abputzen und beglückt nach Hause fahren. Und erst einmal eine leckere Kleinigkeit essen. Mit dem relevanten Wein dazu. Versteht sich. Einfach, aber lecker. Ja, wir müssen alle back to lecker kommen. Irgendwie old school, ich weiß. Aber irgendwie auch auch geil.

PS. Ganz schön wenig Poker heute. Dafür ganz schön viel Schleichwerbung heute. Leider unbezahlt. Bin halt keine gutaussehende, junge, sich auf dem Sofa räkelnde Influenzerin. Sollte aber beispielsweise Pokerstars das wollen, ich würde lasziv und leichtbekleidet auf der Chaiselongue liegend und von der Kamera begleitet, einige Lowroller-Events spielen.


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