Seit heute ist es amtlich: Der neue Weltmeister heißt Jonathan Duhamel. Aufgrund seines großen Chipleads war er als Favorit der November Nine gehandelt worden und wurde dieser Favoritenrolle auch gerecht. Ein würdiger Weltmeister, der auch einige Rückschläge am Final Table zu verkraften hatte, jedoch immer wieder das Ruder herumriss.
Viele Pokerspieler werden es mit Spannung verfolgt haben. Ein paar jedoch mit einem weinenden Auge.
Die außergewöhnliche Leistung beim Sieg des Mainevents ist es nicht nur exzellentes Poker zu spielen. Die große Kunst ist es, so wenige Fehler wie nur möglich über einen so großen Zeitraum zu machen, die Konzentration zu halten und vor allem immer die Ruhe zu bewahren.
Denn Fehler werden bestraft, meistens zumindest.
Eine tolle WSOP spielte der junge Kanadier Pascal Lefrancois. Er gewann ein 1500 $ Event und belegte Rang 11 des Mainevents. Warum sein Name jetzt nicht in aller Munde ist und er kein November Niner wurde, war eine einzige Hand gegen Joseph Cheong, die er falsch eingeschätzt hatte.
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Zurecht ärgert er sich nach dieser Hand. Wie stark die 3bet von Cheong hier wirkt, zeigt das Handeln des Chipleaders Duhamel. Er foldet instant AQ. Lefrancois glaubt hier an ein Sqeezeplay Cheongs- zu unrecht. Sein QJ kann auch nicht gegen dessen Kings improven und so musste er sich den Final Table im TV ansehen. Ein teurer Fehler, in einem Spot, der wohl nicht alle Tage wiederkommt.
Aber nicht jeder Fehler wird betraft. So saß Filippo Candio als letzter Europäer am Tisch und durfte sich schließlich über Platz vier und über 3 Mio $ freuen. Seine WSOP hätte aber schon Monate vorher beendet sein können, wenn ihm nicht der Pokergott gegen Joseph Cheong und dessen Asse geholfen hätte.
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Candio ist in dieser Hand on Tilt. Kurz zuvor musste er eine Hand aufgrund einer Entscheidung des Floorman bezahlen, nachdem er die Jetons über die Linie gehalten, jedoch nicht abgelegt hatte. Eigentlich wollte er folden, durfte das dann nicht mehr und bezahlte daraufhin auch noch die Riverbet von Cheong, um sich dessen Set anzusehen.
Anders ist diese Hand nicht zu erklären. Candio hält vor dieser Hand einen sehr gesunden Stack. Er bezahlt out of position die 3bet von Cheong. Der All-in nach Candios check-raise ist nochmal mit richtig Schlagkraft. Der Call von Candio ist indiskutabel. Die einzige Hand, gegen die er flippt ist ein Flushdraw mit zwei Overcards, meist ist er geschlagen und dann wie im vorliegenden Fall richtig. Die 13% treffen aber dank der Runner Runner Straight und Candio flippt zurecht aus. Letztendlich war dieser Bad Beat die Teilnahme an den November Nine, viel Berühmtheit und nicht zu verachtende 2,5 mio $ mehr an Preisgeld wert.
Poker ist nicht gerecht. Manche Fehler werden doch betraft. So wird sich Joseph Cheong seine Gedanken gemacht haben, wenn er sich das Heads-up angesehen hat. Eigentlich war er ja schon so gut wie dort angekommen. Chipleader zu Dritt mit großem Vorsprung vor John Racener, dem Shortstack. Dann kam die nun schon viel diskutierte Hand mit seiner 6bet mit A7 gegen Duhamel. Vorab, Joseph Cheong hat unglaublich performt. Er hat großartiges Poker gespielt, auf dem Weg zu den November Nine und auch am Final Table. Aber in diesem Moment hat er wohl, vor allem im Nachhinein-in dem man sich bekanntlich immer leicht redet-einen Fehler begangen.
Die Situation ist klar. Keiner, weder Cheong noch Duhamel will vor John Racener ausscheiden. Es geht um viel Geld und vor allem um die Riesenchance auf den Titel. Der Raise mit A7 3handed ist Standard. Auf die 3bet mit einer 4bet zu antworten ist vor allem wegen der Turniersituation verständlich, sogar sehr gut. Cheong übt sehr viel Druck auf Duhamel aus. Auf dessen 5bet aber zu shippen ist unüberlegt. Natürlich muss Duhamel hier sehr viele Hände weglegen. Welche von diesen Händen hat aber Duhamel noch, wenn er die 5bet auspackt. Duhamel wird sich bei der 5bet sehr wohl überlegt haben, ob er so viele Chips in die Hand nimmt und dann auf einen All-in von Cheong hin ohne Showdown von dannen zieht. Vielleicht dachte Cheong zu diesem Zeitpunkt wirklich, dass Duhamel entweder selber blufft oder selbst ein Monster weglegt. Ein bitterer Misread.
Schade für Cheong, der es wirklich verdient gehabt hätte ins Heads-up zu kommen.
Aber da gibt es wohl noch einen Spieler, der den Sieg von Duhamel mit einem weinenden Auge verfolgt hat und sich sicher das ein oder andere mal gedacht hat, hier könnte-ja müsste- ich eigentlich sitzen.
Matt Affleck, schon bei der WSOP 2009 war er eine der tragischen Figuren. Als Chipleader an Tag 6 gestartet bustete er damals nach misslungenem Monsterbluff.
Diesmal brachte er seine Jetons sehr gut unter. Für den absoluten Chipleaderpot und quasi das Ticket zu den November Nine hatte er eine 80% Chance.
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Diese Hand wird er wohl nicht vergessen. Und auch nicht Jonathan Duhamel. Ohne diese Jetons wäre der Weg zum Titel um einiges schwerer geworden. Vielleicht hatte Duhamel hier noch Afflecks Blow-up des Vorjahres im Hinterkopf und glaubte an einen Bluff. Affleck hatte aber aus dem Vorjahr gelernt und diesmal sehr wohl eine Hand. Dieser Fehler von Duhamel wurde nicht betraft. Die geriverte Straße und der Monsterchiplead brachten ihn auf den Weg zum Titel. Den holte er sich nun auch verdient. Ohne Fehler wird man nie durch ein solch riesiges Feld kommen. Duhamel hat fast keine gemacht und die, die er gemacht hat, wurden nicht betraft. So wird man dann auch Weltmeister.