Wie ich diesen Spruch hasse. In Warteschleifen bei der Telekom, bei der Weinbestellung oder auch beim Pokern. Ich habe keine Geduld. Ab und zu habe ich mal ein wenig Geduld, aber die bewegt sich im Zweiminutenbereich oder sogar knapp drunter.
Natürlich weiß ich, dass Poker manchmal ein Geduldsspiel ist. Natürlich weiß ich, dass man Geduld unabdingbar braucht. Natürlich weiß ich das alles. Ich weiß, dass Poker kein Ponyhof und noch weniger ein Galopprennen ist. Nicht der beste Starter gewinnt. Der Letzte wird der Erste sein. Kein Sprint, vielmehr sind Steherqualitäten gefordert. Und das war durchaus jugendfrei gemeint.
Geduld. Ausdauer. Abwarten. Im gemütlichen Trab, mit der richtigen Temposteigerung zur richtigen Zeit. Mit der Longterm-Denke auf die richtige Hand zu warten. Und wenn es diese dann doch nicht ist – einfach weiterwarten. Langweilige Beharrlichkeit. Geduldiges Warten auf das richtige Momentum. Wenn es nicht heute kommt, dann morgen. Oder Ende August.
Geduld als Tugend, kein Herbeizwingen.
Geduld, Leichtigkeit, Lässigkeit. Und in dem Wissen agieren, dass jede gefoldete Hand eine nicht verlorene Hand ist. Spielen mit Disziplin, lauernd auf Gelegenheiten. Spielen mit Stunden der Einsamkeit und der Quälerei – quasi wie dein Liebesleben als Teenager.
Wenn ich geduldig bin und geduldig spiele, wird sogar vielleicht die Wahrscheinlichkeit auch mal wieder zu meinen Gunsten ausschlagen. Und es könnte sogar wahrscheinlich sein, dass ich mal wieder das dritte Level erreiche. Ist es mit Geduld wahrscheinlicher, dass Österreich mal ein Fußballspiel gewinnt oder ich an den Final Table komme? Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Geduld mich belohnt? Bekommt die Geduld an sich überhaupt mit, dass ich geduldig bin?
Ja, ja, ich weiß, dass ich geduldiger sein muss. Ich weiß, dass ich geduldig spielen sollte.
Natürlich weiß ich das alles. Aber halte ich mich auch daran? Nein natürlich nicht. Dafür habe ich keine Geduld. Scheiß Geduld. Ich will es jetzt und hier.
