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Black Friday – Deja-vu eines Schreckensszenarios

Im Oktober 2006 war es, als ebenfalls an einem Freitag der Unlawful Internet Gambling Enforcement Act (UIGEA) in Kraft trat und Party Poker in den USA Geschichte war. Am 15. April 2011 gab es einen noch viel härteren Schlag ins Gesicht, als bekannt wurde, dass PokerStars, Full Tilt und Absolute/UB in den USA angeklagt werden.

2006 war PartyPoker noch groß. Die Werbung „der größte Online-Pokerroom der Welt“ war nicht übertrieben. Von heute auf morgen war PartyPoker dann weg aus Amerika. Spieler bekamen kurze Fristen ihr Geld auszuzahlen und das war’s. Die Verzweiflung bei den Amerikanern war groß, denn PokerStars und Full Tilt waren da noch nicht „die“ Seiten. Man hatte die Spieler ihres Lieblings-Onlinerooms beraubt. So entwickelte sich auch ein Grenztourismus nach Mexiko, weil viele einfach nicht ohne PartyPoker sein wollten.

Auch PartyPoker ging nicht ganz freiwillig aus den USA und PartyPoker Gründer Anurag Dikshit wurde wegen Anbieten von illegalem Glückspiel verhaftet. Im Dezember 2008 bekannte er sich vor Gericht schuldig und musste 300 Millionen Dollar zahlen. PartyPoker selbst kam ebenso wenig ungeschoren davon und muss noch bis zum September 2012 weitere 105 Millionen Dollar an Strafe zahlen. Der Rückzug von PartyPoker aus den USA war für das Unternehmen ein finanzielles Desaster, aber man versuchte im europäischen Markt Fuss zu fassen. Mit der Fusionierung mit Bwin ist das Unternehmen zurück auf Erfolgskurs.

Hart getroffen hat der Ausstieg von PartyPoker die Spieler – sowohl in Amerika als auch in Europa. Während die Amerikaner sich nach Alternative umschauen mussten, fehlten den Europäern die vielen Spieler und viele wanderten ebenfalls zu anderen Anbietern ab. Der Schaden war aber mehr emotionaler denn finanzieller Natur. Alle Gelder auf PartyPoker wurden korrekt an die Spieler ausbezahlt.

Das war genau die Zeit, als PokerStars und Full Tilt auf die Erfolgsspur kamen. Hatten sie sich jahrelang am Online-Titan die Zähne ausgebissen, so zogen nun beide locker vorbei. PokerStars erlebte mit den Turnieren einen Riesenboom, Full Tilt konzentrierte sich mehr auf die Highstakes Cashgames und jeder suchte seine Nische, um noch mehr Spieler zu generieren. Die Rechtslage in Amerika wurde dabei nicht ignoriert, aber immer elegant umschifft. Als die großen Kreditkartenunternehmen nicht mehr als Zahlungsvariante zur Verfügung standen, wickelte man eben wieder alles per Scheck ab. An allen politischen Fronten wurde hart gekämpft, um Online-Poker in Amerika wieder aus der illegalen Ecke zu holen.

Die Entwicklungen im Jahr 2011 waren auch in den USA positive. Denn mit den verschiedenen Gesetzesentwürfen, viel Unterstützung durch die Politiker und sehr viel Lobby-Arbeit durch Unternehmen wie die Poker Players Alliance schien sich bald alles zum Guten zu wenden. Auch hieß es zum Beispiel von Partypoker, man plane den baldigen Wiedereinstieg in den US-Markt.

Der Plan dürfte sich nun erübrigt haben, nachdem die US-Justiz wieder gegen die Online-Anbieter aktiv wird. Die Verhaftung von Tschad Elie und John Campos zeigt, wie ernst es den Behörden ist. Ob allerdings noch die anderen neun Angeklagten – Isai Scheinberg, Raymond Bitar, Scott Tom, Brent Beckley, Nelson Burtnick, Paul Tate, Ryan Lang, Bradley Franzen, Ira Rubin – verhaftet werden können, sei dahingestellt, zumal die Behörden die genauen Aufenthaltsorte zum Teil gar nicht kennen.

Die europäische Community ist momentan von den Entwicklungen nur teilweise betroffen. PokerStars, Full Tilt und Absolute/UB können in Europa ohne Probleme aufgerufen werden, auch wenn es immer wieder Meldungen über kleine Komplikationen gibt. Es kann gespielt, ein- und auch ausgezahlt werden. Die garantierten Preispools wurden bei PokerStars zum Teil schon heruntergesetzt, auch bei Full Tilt und Absolute/UB ist ähnliches zu erwarten.


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