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Casino Berlin – Croupiers kämpfen weiter

8. Dezember 2010. Es ist ein weiterer trüber Wintertag in der verschneiten Hauptstadt. In der Hiroshimastraße 12-16 in Berlin-Tiergarten befindet sich die Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen. Im gleichen Gebäude residiert auch die Landesbank NRW, und eben dieser Landesbank gehören die Westspielgruppe sowie deren Tochter „Neue Deutsche Spielcasino GmbH“ (NDSC).

Hier haben sich heute bei Schneetreiben die freigestellten Kolleginnen und Kollegen des Casino Berlin zu einer weiteren Kundgebung nach der ersten Aktion am 9. November 2010 (http://www.pokerfirma.de/news/protest-kundgebung-vor-dem-casino-berlin/68296) versammelt.

Auch heute geht es wieder darum, Aufmerksamkeit zu schaffen für die unerträgliche Situation, in der sich seit dem 1. Oktober ca. 30 Kolleginnen und Kollegen befinden. Sie wurden von ihrem Arbeitgeber, der Westspielgruppe und damit indirekt der NRW-Landesbank von der Arbeit freigestellt. Nur das Grundgehalt wird weitergezahlt, Schichtzuschläge und Gehaltsergänzungen aus dem Troncaufkommen fallen weg und jeder der Betroffenen muss finanzielle Einbußen verzeichnen.

Wieder haben die MitarbeiterInnen ihr Equipment aufgebaut, um die spärlichen Passanten auf die Situation aufmerksam zu machen. Diesmal ist es nur ein American Roulettetisch, der gerade mal Platz findet unter dem Vordach der Landesvertretung. Dafür haben sich heute zum Glück deutlich mehr Pressevertreter eingefunden. Eine Kamerafrau von Streik-TV ist vor Ort, weiterhin ein Fotograf der Bild-Zeitung und Vertreter von Online-Berichtsseiten sind ebenfalls zugegen.

Wie ist die Situation für die betroffenen Mitarbeiter aktuell? Dazu äußert sich zunächst Christian Thiel, Croupier und Betriebsratsmitglied: In der Zwischenzeit habe sich die verantwortliche Senatsverwaltung eingeschaltet. Nichtsdestotrotz ist die Betriebsvereinbarung zur Videoüberwachung des Spielbetriebs immer noch umstritten. Trotz Modifikationsbereitschaft vonseiten des Betriebsrats, die von der Senatsverwaltung sehr positiv aufgenommen wurde, scheint es, als sei die Geschäftsleitung nicht bereit, sich zu bewegen. Allerdings verlange die Verwaltung von der Geschäftsleitung, dass es bis zum 09.11.2010 zu einer Regelung kommen muss.

Uwe Harbarth, Croupier und stellvertretender Betriebsrat des Casino Berlin meint dazu: „Ich hoffe, das die zuständige Senatsinnenverwaltung bis Weihnachten entscheidet und den Arbeitgeber dahingehend beauflagt, das klassische Spiel wieder vollumfänglich anzubieten, um so dem ordnungspolitischen Auftrag gerecht zu werden. Die Betreibererlaubnis des Casino Berlin ist eben nicht nur Erlaubnis, sondern auch Verpflichtung.“

Vor dem Hintergrund der Sorgen und Nöte der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkt ein lobhudelnder Bericht aus „Casino News 4/2010“ wie der blanke Hohn: In der Firmenzeitschrift der Westspielgruppe, zu der auch das Casino Berlin gehört, wird über die Neueröffnung berichtet: „Der Standort hat eine lange, bewegte Vergangenheit. Doch das neue Casino Berlin am Fuße des Fernsehturms präsentiert sich im jungen, modernen Streetart-Look. Ein attraktiver Treffpunkt für partyfreudige Gäste.“

Was der Reportage fehlt, ist der Hinweis „Jetzt auch ohne Live-Game!“
In dem kleinen, praktischen Booklet, was im Hosentaschenformat jeder Ausgebe von Casino News beiliegt ist das „Hauptstadtcasino“ für den Zeitraum vom 1.12.2010 bis 22.01.2011 mit gerade mal drei lächerlichen Events vertreten: „Adventskalender“, „Silvesterspaß am Fernsehturm“ und „Casino on Ice“. Der Mini-Standort Erfurt bringt es allein im Dezember 2010 auf 11 Veranstaltungen darunter auch eine ganze Reihe von Pokerturnieren.


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