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Casino Schenefeld – „Dann müssen wir die Turniere absagen“

Knapp eine Woche ist es nun her, dass die Spielbank Schenefeld von der Gewerkschaft ver.di bestreikt wurde. Josef Krämer Betriebsleiter in Schenefeld erklärt uns die Hintergründe, die Auswirkungen und weshalb die Gewerkschaft ihre Hausaufgaben machen soll.


Der Streik am Samstag beim Nord-Cup, wie kann man sich das  vorstellen? Kommen die mit Transparenten oder wie?

Ja, selbstverständlich. Die kommen mit Megaphon, Müllsäcken wo ver.di draufsteht, die Rufen zum Warnstreik auf, dann werden die Mitarbeiter verkleidet, dann gehen sie alle raus und es wird gestreikt.
Dienstag hatten wir auch einen Warnstreik, bis 19 Uhr – da fuhren die Kollegen nach Kiel. Aber dort gibt es offensichtlich Missverständnisse in der Kommunikation. Die Schenefelder arbeiten troncabhängig und wollen nur die garantierten Gehälter angehoben haben, die Kollegen in Travemünde oder Westerland wollen troncunabhängige Festgehälter. Jetzt muss man sich das am Verhandlungstisch vorstellen. Die Mitarbeiter der Häuser haben unterschiedliche Vorstellungen. Wenn die Gewerkschaft proklamiert dass sie troncunabhängige Gehälter fordern, so wie sie es in ihren Flyern schreiben, dann ist das von den Kollegen in Schenefeld gar nicht so gewünscht. Die Schenefelder wollen etwas ganz anderes als die Kollegen in Travemünde und Westerland.

Kann ich das jetzt so verstehen, dass die Gewerkschaft gar nicht weiß, was sie fordert?

Ja, definitiv. Ich würde mir wirklich eine kompetente, sachverständige Gewerkschaft wünschen, die wirklich das System Spielbank versteht. Auf der anderen Seite die Geschäftsführung. Die sagt, dadurch dass überall unterschiedliche Begebenheiten sind, lasst uns doch jedes Haus separat verhandeln. Da sagt die Gewerkschaft, nein, das wollen wir nicht, wir wollen einen Flächentarifvertrag, wir wollen das in einem Abwasch. Die eigentlichen Ziele, dass die Leute mehr Geld bekommen, leiden durch so eine Einstellung. Es liegt am mangelnden Sachverstand der Gewerkschaft. Wir sind bei ver.di, zusammen mit Banken und Versicherungen, jetzt kommen die von den Spielbanken, die in der Öffentlichkeitsdarstellung nicht mal halb so wichtig wie zum Beispiel die Deutsche Bank, die vielleicht 0,5 % der ver.di darstellt.

Warum bezahlt ihr den Dealern so wenig, dass die streiken müssen?

Da muss man differenzieren. Ein Großteil der Pokerabteilung werden durch studentische Aushilfen bewerkstelligt. Die nach meiner Meinung einen vernünftigen Stundenlohn bekommen…

Da werden jetzt aber keine Zahlen genannt?

Eine studentische Aushilfe, die ganz frisch anfängt, gleich nach dem Pokerkurs,  bekommt € 10,74 und das steigert sich im Laufe der Zeit. Wenn der Dealer ein weiteres Spiel dazu lernt, gibt es mehr Geld drauf, dann wenn der Mitarbeiter ein Jahr da ist wieder mehr, dann haben wir noch Beurteilungen, wenn man da gut abschneidet, bekommt man wieder mehr. Das heißt der Stundenlohn kann sich schon entwickeln.

Aber offensichtlich zu wenig, so ein Warnstreik ist ja die vorletzte Möglichkeit des Wiederstandes.

Es ist zu einfach zu sagen, warum bezahlt ihr die nicht anständig, sondern es geht eigentlich um etwas anderes. Die Geschäftsführung macht ja ein Angebot, die will ja mehr bezahlen. Aber es geht bei den Lohnverhandlungen ja nicht nur um Schenefeld, sondern auch um Westerland und Travemünde. Die Gewerkschaft will die Tarifverhandlungen über einen Kamm scheren. Das geht aber nicht, weil wir haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Die Tätigkeit kann man vergleichen, aber nicht die Arbeitsbedingungen und das kann man nicht in einem Tarif abfrühstücken.

Worin besteht der Unterschied?

Wenn ich Westerland nehme, da ist ein Einschichtbetrieb. Die öffnen Abends und das geht bis 2 Uhr und da ist schon ein Unterschied, denn wir öffnen um 15 Uhr und es geht bis Nachts um Drei, halb Vier. Wir haben einen Zwei- und Dreischichtbetrieb. Das heißt, die Mitarbeiter haben Wechselschichten, die haben keine Kontinuität. Ein Einschichtbetrieb ist nicht zu vergleichen mit unserem Mehrschichtbetrieb, aber natürlich möchte ein Kollege aus Travemünde oder Westerland dasselbe verdienen wie die in Schenefeld.

Und weshalb streiken die nicht?

Die haben nicht den Beteiligungsgrad der Gewerkschaftsmitglieder wie Schenefeld. Wenn in Westerland gestreikt wird, würden gar nicht alle mitstreiken. Es würde gar nicht so viel passieren und weiters wäre das öffentliche Interesse gar nicht so groß.
Ich finde es ziemlich billig von der Gewerkschaft die Kollegen von Schenefeld für ihre Ziele einzuspannen, das ist nicht fair. Wir werden ganz ungezwungen für Schenefeld eine Haustarifvertrag ausarbeiten, wir brauchen aus formaljuristischer Sicht keinen Flächentarif und wenn die Gewerkschaft sich danach orientiert, dann sollen sie ihren Streik für die Schenefelder Kollegen durchziehen.

Heißt dass, das es bei dem Streik gar nicht um die Sache geht, sondern um eine Profilierungssucht der Gewerkschaft?

Ja, das ist meine persönliche Sicht der Dinge. Wenn die Gewerkschaft sich konzentrieren und ihre Hausaufgaben machen würde, dann könnte schnell eine Lösung gefunden werden. Den Gewerkschaften kommen die Mitglieder abhanden und durch so populistische Aktionen wie die Bestreikung eines Pokerturniers, welches zwar eine geringe aber doch mediale Aufmerksamkeit genießt, wird den Gewerkschaftsmitgliedern gezeigt, wir tun etwas für euch. Im Fall Schenefeld ist das aber gar nicht wirklich so.

Wie geht das jetzt weiter? Muss ich damit rechnen, wenn ich ins Casino Schenefeld komme um ein Turnier zu spielen, dass ganz überraschend wieder ein Streik ausgerufen wird?

Das weiß ganz alleine die Gewerkschaft. Es ist momentan nicht absehbar, wann diese Probleme geklärt sein werden.

Was bedeutet die momentane Situation für den Casinobesucher?

Es kann jeder Zeit ein Warnstreik passieren, dass heißt der Betrieb müsste dann für diesen Zeitraum eingestellt werden. Das kann uns nachhaltig Schaden zufügen und das muss auch die Gewerkschaft bedenken. Es besteht schon die Frage, wenn uns die Gäste weglaufen, ob sie wieder zurückkommen. Wir haben die Konkurrenz direkt in Hamburg mit der Esplanade und wenn wir keine Gäste haben, dann haben wir auch keine Angestellten mehr. Dann hat die Gewerkschaft nichts mehr zu gewerkschaften. Der Markt ist ja voll, dann muss ich nicht mehr nach Schenefeld fahren.
In Bezug auf Poker bedeutet das, wenn Pokerturniere bestreikt werden und abgebrochen werden müssen, dann kann ich einen Pokerspieler verstehen, wenn er sagt, das ist mir zu unsicher.
Wenn wieder ein Turnier bestreikt wird, muss ich alle restlich anstehenden Turniere absagen, bis eine Lösung gefunden ist.

Noch ein Schlusswort?

Ich wünsche mir eine Einkommensverbeserung für unser Personal, damit wieder Ruhe reinkommt.
Wir haben ein Top-Personal das super gute Arbeit leistet. Wir haben tolle und treue Gäste. Wir kennen uns auf eine sehr persönlichen Ebene und das seit Jahren. Ich hoffe das die Situation bald geklärt ist das unsere Gäste gerne hier spielen und nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Es geht bei uns nicht immer nur ums Geld sondern auch um die Atmosphäre und die Stimmung unter den Gästen. Die Gäste fühlen sich wohl bei uns und wir als Gastgeber sagen, dass ist top und da wollen wir wieder schnell zurückfinden.


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